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2109 - Tagebuch der SOL

Titel: 2109 - Tagebuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wie der reinste Luxus vor, unbegrenzt Wasser zur Verfügung zu haben.
    Shoy bückte sich und hob eine Hand voll Granulat vom Boden auf. Obwohl sie ständig mit der Reinigung beschäftigt waren, waren Staub und Trümmerkies immer noch allgegenwärtig und erinnerten knirschend daran, wie viel noch getan werden musste. Natürlich gab es bis jetzt auch keine geraden Wände, aber das störte überhaupt niemanden. Ganz im Gegenteil: Die Mom'Serimer entwickelten Phantasie und Kreativität beim Ausbau, und es machte ihnen Spaß.
    Allmählich bekam Tag-Eins ein Gesicht; die Wohneinheiten wurden mehr und mehr erkennbar, auch wenn sie asymmetrisch waren, aber gerade das gefiel den Erbauern. Ihre ganz eigene Handschrift konnte somit erkannt werden. Dieser Bereich war unverwechselbar, er gehörte den Mom'Serimern.
    Shoy ließ das Granulat durch seine Finger rieseln. „Und mit dem heutigen Tag wollen wir auch nicht mehr von Tag-Eins sprechen. Von unserem ursprünglichen Unterstand sind wir inzwischen weit entfernt, ebenso weit wie von der Vergangenheit. Nichts mehr braucht uns daran zu erinnern, dass wir einst in Nacht-Acht wohnten, und Tag-Eins war niemals so gemütlich wie diese neue Stadt. Ja, Stadt! Ich habe von SENECA eine Zählung machen lassen, und wir erreichen bald die Zehntausend-Seelen-Grenze! Könnt ihr euch das vorstellen? Natürlich ist es noch sehr eng, viele müssen sogar ein Lager miteinander teilen. Aber wir sind zufrieden und wir bauen weiter, damit bald jeder so viel Platz zur Verfügung hat, wie er nur will! Wir sind inzwischen so viele, dass der Fortschritt in rasender Geschwindigkeit erfolgt. Das Wasser heute ist ein erster gewaltiger Sprung, und er soll uns anspornen, mit doppeltem Eifer weiterzumachen!"
    Er musste aussetzen, als erneut die Begeisterung überschwappte. Die jungen Mom'Serimer jubelten, beglückwünschten sich gegenseitig, tanzten herum. Shoy brauchte mehrere Minuten, bevor er wieder die Aufmerksamkeit für sich gewonnen hatte.
    Er holte tief Luft und rief mit lauter, heller Stimme: „Und deshalb, als Belohnung für uns und als Zeichen für die Zukunft, taufe ich unsere Siedlung auf den Namen Scherbenstadt!"
    Rasender, donnernder Applaus machte jedes weitere Wort unverständlich. Aber Shoy hatte ohnehin nichts Wichtiges mehr zu sagen.
    „Scherbenstadt, ja, das klingt gut!" Basch tauchte vergnügt neben ihm auf. „Hättest du je gedacht, dass wir so weit kommen würden? Weißt du noch vor wenigen Monaten erst sind wir noch in den Ruinen herumgestrolcht, unbedarft und neugierig wie Kinder, und haben uns um nichts geschert?"
    „Ja, es scheint lange her zu sein, aber so ist es doch viel besser", antwortete Shoy verträumt.
    In diesem Moment brüllte jemand: „Das dulde ich nicht!"
    Und eine verblüffte Stille trat ein.
     
    *
     
    Stap Crumero hatte unbemerkt die Szene betreten, im Ornat des Lord-Eunuchen, einer goldgewirkten dunkelblauen Kombination mit schwarzem Umhang. Hinter ihm versammelten sich die übrigen Eunuchen und Indoktrinatos mit ihren roten Kombinationen und einem ebenfalls schwarzen Umhang.
    Stap Crumeros Gehirntentakel waren fast aufs Doppelte angeschwollen und leuchteten fiebrig rot.
    „Was erlaubst du dir?", donnerte er Shoy Carampo an. „Du hast keinerlei Recht oder Befugnis, hier einen eigenen Bereich aufzubauen und ihm einen Namen zu geben! Was du tust, verstößt gegen alle Regeln und Gesetze unseres Volkes, Shoy Carampo, und ich werde dich vor das Eunuchen-Gericht stellen, wo du dich zu verantworten hast! Was du hier betreibst, ist Volksverhetzung schlimmsten Ausmaßes!"
    Diesmal ließ Shoy sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte gewusst, dass dieser Moment früher oder später kommen musste. Im Grunde genommen hatte er ihn selbst provoziert, indem er die feierliche Einweihung in die Sektion hatte übertragen lassen. Er war davon ausgegangen, dass Stap das nicht einfach so hinnehmen würde.
    Die Auseinandersetzung war unausweichlich, der schwelende Konflikt musste ein für alle Mal beendet werden.
    „Das tue ich keineswegs, ehrenwerter Lord-Eunuch", entgegnete Shoy mit weithin verständlicher Stimme.
    „Jeder hier ist freiwillig gekommen. Ich verwehre niemandem den Zutritt. Jeder kann bleiben, solange er will, und mitarbeiten, wenn er es wünscht. Ich gebe weder Befehle, noch verbreite ich irgendwelche Lehren über das Richtige oder Falsche. Das ist allein Sache der Indoktrinatos. Ich würde es mir nie erlauben, gegen eure Autorität zu rebellieren."
    Stap

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