2109 - Tagebuch der SOL
keinen Unterricht mehr genommen, aber es gibt hier so viel zu tun ..."
„Aus diesem Grund bin ich hier", antwortete der Riese.
Er holte einen Beutel hervor, in dem ein halbes Dutzend Mom'Serimer bequem Platz gefunden hätten. Aus dem Beutel zog er einige handliche kleine Kästen.
„Dies sind so genannte Black Boxes", erläuterte Icho Tolot. „Die könnt ihr strategisch verteilen und habt von nun an jederzeit Verbindung mit SENECA. Sollte es Schwierigkeiten geben, kann das Bordgehirn euch umgehend Hilfe schicken. Und natürlich auch alle Fragen beantworten."
Er kramte weiter in dem Beutel herum und brachte eine Vielzahl an Gegenständen ans Licht. Shoys Augen wurden groß, und seine Gehirntentakel spreizten sich waagrecht vom Kopf ab.
„Hier sind zudem Desintegratoren, Schweißgeräte, Materialdetektoren und was ihr sonst so alles brauchen könnt, meine Kinderchen, um es euch wohnlicher zu machen. Es ist alles auf eure Größe abgestimmt und wird euch selbst den zusammengebackensten Aggregatblock wie Butter bearbeiten lassen. Dies alles bringe ich euch mit den besten Empfehlungen von Atlan und Kommandantin Fee Kellind. SENECA wird euch nachliefern, was ihr braucht!"
Die Mom'Serimer bestaunten die Geschenke fasziniert, beinahe ehrfürchtig.
„Das ist... mehr, als wir uns wünschen können!", meinte Shoy Carampo aufgeregt. „Bitte richte unseren herzlichsten Dank aus! Wir werden versuchen, uns eines Tages dafür zu revanchieren. Vielleicht können wir uns nützlich machen!"
„Das habt ihr bereits bewiesen, als ihr die Nekrophore fandet. Und zudem leistet ihr hier eine schwere Aufräumarbeit, was nur in unserem Sinne sein kann." Der Haluter richtete seine leicht ausgefahrenen Stielaugen nach unten, wo ein zweijähriger Winzling, gerade eine halutische Hand voll, an einem Quadratzentimeter seiner roten Kombination zupfte.
„Darf ich mal auf dir klettern?", piepste der Dreikäsehoch forsch.
Es wehte ihn beinahe weg, als Icho Tolot dröhnend lachte. Mehrere Kinder, die sich gerade erst herangewagt hatten, ergriffen erschrocken die Flucht.
„Aber natürlich", brummte der schwarzhäutige Riese freundlich. „Ihr dürft alle auf mir klettern. Kommt nur her, ihr Knirpse! Seht mal, mit meinen vier Armen kann ich euch wie einen Aufzug nach oben und unten bringen."
Er hob den Kleinen vorsichtig auf seinen Handteller und ließ ihn auf- und abschweben. „Hojii!", quietschte das Kind nach einer kurzen, atemlosen Schrecksekunde, seine Gehirntentakel wirbelten geradezu vor Vergnügen. „Huiii!"
Das war das Signal für die anderen, und der Haluter war bald von einer Horde krähender Kinder belagert, die übermütig auf ihm herumkletterten oder „Aufzug" spielten.
„Wenn das Stap Crumero nur sehen würde", sagte Shoy zu seinem Freund Basch. „Vielleicht hätte er dann endlich ein Einsehen."
*
Mit den neuen Werkzeugen gingen die Arbeiten sehr viel schneller voran. Die Anzahl der „Einwohner" erhöhte sich fast täglich, nachdem Besucher, irgendwann doch neugierig geworden, bestaunen konnten, was ihre Artgenossen da erarbeiteten. Der Ehrgeiz spornte sie an, mitzumachen und etwas zu schaffen, was ihnen allein gehörte.
Der 18. Januar 1305 NGZ war ein ganz besonderer Tag. Alle Einwohner von Tag-Eins versammelten sich, als SENECA eine Rede Shoy Carampos in die mom'serimische Sektion übertragen ließ.
„Heute haben wir etwas ganz Besonderes erreicht!", rief Shoy. „Die Montagearbeiten der Druckleitungen sind soeben abgeschlossen worden, und wir werden einen ganz neuen Bereich einweihen: SENECA, wenn ich bitten darf - Wasser marsch!"
Durch eine holografische Übermittlung konnten alle Mom'Serimer auf eine neue, großzügig ausgebaute Räumlichkeit blicken, in die eine Menge geheimnisvolle kleine Zellen eingearbeitet waren. In diesem Moment gluckerte und sprudelte es - und dann sprühte Wasser aus hauchfeinen Düsen, lief aus automatisch aktivierten Hähnen, brauste und prasselte. Warmes Wasser bildete Dampf.
Nach einer halben Minute stellte SENECA die Automatik ab, und Shoy setzte fort: „Mit dem heutigen Tag brauchen wir nicht mehr bis in unsere Sektion zu pilgern, um uns zu waschen, müssen wir nicht mehr Wasser mühsam hierher schleppen, sondern sind an das Versorgungsnetz der SOL angeschlossen!"
Seine weiteren Worte gingen im aufbrandenden Jubel der Artgenossen unter. Sie hatten ein weiteres Stück Unabhängigkeit und Heimat gewonnen; trotz des im Grunde nur kleinen Fortschritts kam es ihnen
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