2109 - Tagebuch der SOL
zu ihr und fuhr in leisem Tonfall fort: „Wenn ich dir einen Rat geben darf: Schieb nichts vor dir her, was dir etwas bedeutet. Wenn du im Zweifel bist, räum ihn aus. Und unterdrück nicht, was nicht unterdrückt werden will. Es ist etwas schief gegangen, aber das muss nicht das Ende bedeuten, verstehst du? Lass nichts ungesagt."
Fee schwieg und schaute grübelnd in ihr Glas. War es das, was sie gebraucht hatte? Ein kleiner Anstoß? „Ich gehe jetzt." Sie nickte Vesper zu. „Einen schönen Abend noch."
Die Kommandantin verließ die Bar fast eilig, und diesmal wusste sie genau, welche Richtung sie einschlagen wollte.
*
Wenn Porto Deangelis erstaunt war, die Kommandantin vor seiner Tür stehen zu sehen, ließ er es sich nicht anmerken.
„Ich hoffe, ich störe dich nicht", sagte Fee Kellind nervös.
„Natürlich nicht. Komm herein, bitte." Der Major bot ihr einen Platz an und beauftragte den Servo, zwei Whisky zu bringen. „Wenn ich Damenbesuch erhalte, bringe ich grundsätzlich Alkohol ins Spiel", meinte er ironisch.
Fee lächelte verlegen und wusste keine schlagfertige Antwort. Sie wollte nicht sofort wieder alles zerstören. Sie prostete ihrem Gastgeber zu und probierte den Whisky; er war ausgezeichnet, mit einem vollen Aroma, leicht torfig und mit Honigduft. Offensichtlich hatte der Logistiker sich nicht nur mit der Herstellung von Vurguzz beschäftigt.
Seine Kabine wirkte im Gegensatz zu seinem Büro recht gemütlich. Fee fühlte sich tatsächlich an ihre eigene Unterkunft erinnert, als sie die Teppiche sah, die Grünpflanzen und den überall verteilten kleinen Nippeskram.
Wie bei ihr auch stand neben seinem Bett der unsägliche zabelonische Fruchtbarkeitszwinkel. Auf einem Tisch lagen eine Menge Metallteile unterschiedlicher Größe, Farbe und Form verteilt, dazwischen gröberes und feines Werkzeug.
„Habe ich dich gerade bei etwas unterbrochen?"
„Oh, das", er machte eine wegwerfende Geste, „das ist nur ein Hobby von mir. Eine Spielerei, an der ich jederzeit arbeiten kann. Ich mache daraus kleine Figuren, auch mal mechanische Maschinen, was mir eben so einfällt." Porto holte aus einer Vitrine einige kleine Kunstwerke und zeigte sie ihr. „Sie sind eigentlich für nichts gut."
„Außer, dass sie sehr hübsch sind", staunte sie. „Du hast zweifellos Talent und könntest damit in der Milchstraße sicher eine Menge Geld verdienen."
„Nun, die einen horten Seiten auf ihrem Schatzberg, die anderen Nippes", spöttelte er.
Das brachte Fee auf den Grund ihres Kommens. „Porto, wir müssen miteinander reden."
„Tatsächlich?" Deangelis betrachtete die goldgelbe Flüssigkeit in seinem Glas und schwenkte sie leicht hin und her.
„Ja, denn du bist das letzte Mal verschwunden, bevor unser Gespräch beendet war."
„Den Eindruck hatte ich ganz und gar nicht. Was gibt es da noch zu sagen? Du hast dich mir geöffnet, wie ich es wollte, Fee. Ich habe keine Fragen mehr."
„Aber ich. Beispielsweise weswegen du gekommen bist."
„Liegt das nicht auf der Hand? Ich wollte bei dir sein."
Fee nickte. Es war ihr deutlich anzusehen, wie schwer es ihr fiel, weiterzureden. „Porto, ich denke, du hast mir gegenüber schon mehrfach die Maske fallen lassen, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Nein, ich - habe es nicht zugelassen. Es liegt nicht daran, dass ich dich nicht mag, sondern - ich habe einfach keine Erfahrung mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Und erst recht nicht mit einer Situation wie dieser."
Sie stand auf und ging langsam auf und ab, um ihre Nervosität abzubauen. „Natürlich war ich schon verliebt, als junges Mädchen, auch in Alashan hatte ich Freunde, Liebschaften, aber... es war nie etwas Ernstes. Ich habe es nicht gebraucht, verstehst du? Ich bin, wie ich bin, wie ich dir bereits sagte. Ich denke nicht, dass ich wirklich vor menschlichen Kontakten flüchte, sondern ..."
Sie hob die Hände. „Ich habe mir mein Leben so eingerichtet, wie es mir gefällt. Ich habe das Kommando über das großartigste Schiff der Menschheit. Ich bin glücklich, verstehst du? Und das Schreiben erfüllt mich im privaten Bereich. Mir hat nichts gefehlt."
Sie sah ihn besorgt an. „Verletze ich dich damit sehr?"
„Nein. Nein, heute nicht mehr." Er erhob sich und ging zu ihr, um sie zu bremsen. Ihre Bewegungen machten ihn wohl ebenfalls nervös. „Ich verstehe sehr gut, was du meinst. Denn bei mir war es ganz ähnlich. Aber... du bist in mein Leben getreten, Fee. Wenn du es, von mir
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