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2109 - Tagebuch der SOL

Titel: 2109 - Tagebuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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inzwischen so verunsichert, dass ich mich an keinem Platz mehr wohl fühle - deswegen versuche ich es hier, bei euch. Ich sehe, wie lebendig ihr seid, so voller Elan und Engagement, und das ist der beste Platz für mein Kind, um hier aufzuwachsen."
    „Was sagst du da?", rief Shoy verblüfft.
    Seine Mutter neigte den Kopf zu ihm, und ihr längerer linker Gehirntentakel wickelte sich vergnügt um seinen Ganglionauswuchs.
    „Ja, mein Sohn, ich bin tatsächlich wieder schwanger. Irgendwie hat diese ganze Verwirrung, dieses dauernde Hin und Her mein Gefühlsleben so durcheinander gebracht, dass meine Hormone in den Segaf des Lebhaften gerieten. Und du errätst nie, wer der Vater deines Geschwisters ist!"
    Sie winkte heftig, und ein Mom'Serimer kam ziemlich zögernd um die Ecke eines Aggregatblocks, hinter dem er sich anscheinend versteckt gehalten hatte.
    „Kosch!", platzte Basch Fatingard heraus, und seine Mandelaugen quollen hervor. „Du ... du hast dich mit Shah zusammengetan?"
    „Tja, irgendwie haben die dauernden Sorgen um euch beide uns einander näher gebracht", gestand sein Vater verlegen. „Wir haben uns beide entschieden umzuziehen, weil ein Kind unter Altersgenossen ohne allzu strenge Reglements aufwachsen soll."
    „Dann seid herzlich willkommen in Tag-Eins!", sagte Shoy gerührt.
     
    *
     
    Dies war der Anstoß, die Aktivitäten zu intensivieren. Weitere Gänge wurden in den zusammengeschmolzenen Schrott getrieben und zusätzliche Unterstände errichtet. Noch mussten sich die Mom'Serimer sehr bescheiden: Es gab mehrere Schlafhöhlen mit gestapelten Stockwerkbetten, in denen man sich kaum rühren konnte. In einer großen Höhle wurden alle Fundstücke gesammelt, und als Gemeinschaftsraum diente der erste, ursprüngliche Unterstand am Rand der Trümmerzone. Inzwischen lebten über zweitausend Mom'Serimer in Tag-Eins, doch die Enge machte ihnen überhaupt nichts aus. Sie arrangierten sich in der Gewissheit, dass mit gemeinsamer Arbeit bald neuer Raum hinzugewonnen würde.
    Und sie erhielten von unerwarteter Seite Unterstützung.
    „Shoy!" Zwei Dreijährige, die erst vor wenigen Tagen zu der Gruppe gestoßen waren, rannten wie von Furien gehetzt durch die Gänge zur Sammelstelle. Sie waren so aufgeregt, dass sie beinahe übereinander fielen und so schnell durcheinander schnatterten, dass nicht einmal ein Artgenosse ihnen folgen konnte.
    „Was ist denn?", rief Shoy alarmiert.
    „Es ist schrecklich! Ganz furchtbar! Grauenvoll!", haspelten die beiden im Chor.
    „Was ist es denn, bei allen Nachthummlern? Redet doch!"
    „Aiij! Ein Ungeheuer! Ein Monster! Ein entsetzliches schwarzes Riesenwesen, und es poltert durch die Gänge und macht alles kaputt, es knirscht und kracht unter seinen Tonnenfüßen, und seine Stimme bringt alles zum Wackeln, und ... und es wird uns fressen, ganz bestimmt!"
    Sehr zur Überraschung der beiden Kinder reagierte Shoy freudig. „Hojii! Das ist bestimmt Tolotos! Kommt, ihr kleinen Flatterer, das ist ein Freund!"
    „Ein Freund? So ein Monster?", quietschten die beiden, aber sie folgten ihrem Anführer; das wollten sie denn doch sehen. Sie hielten sich dicht hinter ihm, jeden Moment zur Flucht bereit.
    „Tolotos!", rief Shoy und winkte.
    Das glutäugige Ungeheuer wandte sich ihm zu und entblößte einen zähnestarrenden Rachen.
    „Kleiner Kobold", dröhnte es, obwohl es sicherlich mit gedämpfter Stimme sprach. „Ich wollte niemanden erschrecken, deshalb wartete ich hier."
    „Du hättest es auch schwer, durch unsere Gänge zu kommen." Shoy lachte. „Außer, du brichst einfach hindurch, aber das wäre uns nicht sehr angenehm, bei all der Mühe, die wir beim Bau hatten!"
    Auch das trug zum Wohlbefinden bei: Die Gänge und Räumlichkeiten waren den mom'serimischen Verhältnissen angepasst, ganz nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen. Anders als in ihrer Sektion, wo alles vorgefertigt gewesen war.
    Als die Artgenossen sahen, wie unbefangen Shoy Carampo mit dem Riesen umging, und als ihn auch Basch Fatingard begeistert begrüßte, trauten sie sich aus ihren Verstecken hervor. Der Haluter kauerte sich in die Mitte des zentralen Unterstandes von Tag-Eins und lachte herzhaft, als die Winzlinge um ihn herumwimmelten und ihn neugierig von allen Seiten betrachteten. Einige ganz besonders Mutige stupsten ihn vorsichtig mit zarten Fingern an und sprangen dann hastig wieder zurück.
    „Was verschafft uns die Ehre deines Besuches?", erkundigte sich Shoy. „Ich weiß, wir haben lange

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