2109 - Tagebuch der SOL
Nahrungsversorgungssysteme sowie an den Bord-Interkom.
Unsere Stadt bekommt nämlich täglich Zuwachs, und unser provisorisches System wird nicht mehr lange funktionieren."
„Wenn ich das recht verstehe, habt ihr euch endgültig entschieden", stellte Atlan fest.
Shoys Begleiter rückten ein wenig enger zusammen und betrachteten ihre Gastgeber vorsichtig abwartend. Der Anführer des Jungvolkes aber zeigte keine Spur von Nervosität, abgesehen von der arttypischen Hektik.
„Die SOL ist unsere Heimat, wir wollen sie nicht mehr verlassen", gab er rundheraus zu. „Wir werden uns selbstverständlich dazu verpflichten, uns allen Anordnungen zu fügen und den Bordbetrieb durch nichts zu stören - aber wir hätten gerne offiziell ein permanentes Bleiberecht."
„Was genau hat euch dazu bewogen?", fragte die Kommandantin.
„Zum einen sinken aufgrund der Evakuierung der Wintener die Chancen, dass auf dem Weiterflug genug Zeit bleibt, nach einem geeigneten Planeten für uns zu suchen", begann Shoy seine vorbereitete Erklärung. „Eine Schnellaktion wie bei den Philosophen wollen wir nicht, sondern wir würden uns aktiv an der Suche beteiligen.
Andererseits aber habe ich ja bereits deutlich gemacht, dass wir uns auf einem Planeten wahrscheinlich nicht wohl fühlen werden. Dies ist nicht mehr unsere Lebensart. Wir sind bereits hier glücklich.
Und es spricht eigentlich nichts dagegen. Denn in der Scherbenstadt können wir unter uns bleiben, ohne dass wir euch Terraner gegenseitig stören. Wir können unsere Tradition bewahren und vor allem das tun, was das höchste Ziel unserer Philosophie ist: Wir können uns nützlich machen.
Denn die Errichtung einer Stadt für hunderttausend Mom'Serimer ist schon eine gewaltige Aufgabe, die uns alle in Anspruch nimmt. Als für euch lohnender Nebeneffekt würde dabei die Trümmerlandschaft nach und nach aufgeräumt, das Chaos beseitigt würden und womöglich letzte Geheimnisse aufgedeckt! Und seid ehrlich: Wollt ihr diesen Bereich denn selbst nutzen? Benötigt ihr ihn?"
Atlan und Fee sahen sich an. „Eigentlich nicht", gestand die Kommandantin. „Für uns gibt es da nichts zu tun, es würden zu viele Kapazitäten gebunden, die wir momentan woanders benötigen."
„Also täten wir euch einen Gefallen, nicht wahr? Was euren Lebensstandard betrifft, habt ihr bereits alles, dafür braucht ihr die Trümmerzone nicht. Und wir werden natürlich wie bisher alles an euch übergeben, was wir finden."
„Hm", machte Atlan nachdenklich. „Wir würden damit also Partner werden."
„So weit hatte ich eigentlich noch nicht gedacht, denn mir ist natürlich bewusst, dass ihr eine zusätzliche Verantwortung für uns habt", versicherte Shoy. „Andererseits aber würdet ihr das Schiff auch ohne uns nicht gefährden oder ein höheres Risiko eingehen. Ihr habt gesehen, wie es bis jetzt läuft. Hin und wieder besuchen wir andere Sektionen ..."
„Ihr habt euch auch schon mal im Vergnügungsviertel umgesehen, wie ich gehört habe", unterbrach Fee lächelnd.
„Ja, das hat uns gut gefallen! Aber natürlich werden wir das nicht ständig tun. Wir haben noch viele Jahre Arbeit vor uns, und auch sonst sind wir kleinen Wesen an begrenzten Lebensraum gewöhnt. Und da unten haben wir für unsere Maßstäbe sehr viel Platz! Wir können unser eigenes Vergnügungsviertel bauen. Wir können alles machen, wenn ihr uns lasstund versteht, dass wir diesen Platz hier am liebsten haben."
„Wir werden darüber nachdenken", versprach Atlan. „Denn auch eure Alten und der Lord-Eunuch haben da ein Wort mitzureden."
Einer der Indoktrinatos trat nach vorn. „Hier tritt bereits eine Wende ein, denn wir fangen an, die neuen Dinge zu unterrichten und den Kindern das richtige Benehmen beizübringen. Wir haben erkannt, dass Shoys Weg der richtige ist. Zudem werden wir bald einen neuen Anführer bekommen. Und wenn es darauf ankommt, werden wir genau wie ihr eine Mehrheitsentscheidung anstreben. Die Alten werden verlieren, denn sie sind bereits zu wenige.
Dies ist eine neue Generation und sie bestimmt."
*
„Sie werden weich!", frohlockte Shoy Carampo auf dem Rückweg. „Fee Kellind ist schon auf unserer Seite, ich habe es deutlich gemerkt! Nur noch ein wenig Geduld, dann haben wir es geschafft! Der Tag ist nicht mehr fern!"
Und er sollte Recht behalten. Die offizielle Anerkennung stand zwar aus, dennoch gingen die Bauarbeiten immens voran. Alle geäußerten Bitten wurden erfüllt; die Räume wuchsen fast
Weitere Kostenlose Bücher