2109 - Tagebuch der SOL
sehen", wich Zoran aus. „Wenn ich Zeit dafür habe ..."
Immerhin konnte er damit zufrieden sein, Mitglied desjenigen Teams gewesen zu sein, das den geeigneten Planeten fand. Das war für den Anfang nicht schlecht, und der Rest würde sich zeigen.
*
Am 15. April war alles für den ersten Evakuierungsflug bereit. Emslad Vhatte sich bisher als Glückstreffer erwiesen, und irgendwelche ernsthaften Probleme waren bislang keine aufgetreten.
Am Rand der Hauptstadt von Winten drängten sich fünf Millionen der silberhäutigen Humanoiden. 50 Großtransmitter auf gravopulsbetriebenen Plattformen, die sonst zur Direktbergung von SOL-Kreuzern gedacht waren, schalteten im selben Moment auf Grün. Ihre Gegenstationen befanden sich in den Kreuzerhangars ober- und unterhalb der Ringwülste der SOL-Zellen, die als Erste „beladen" werden sollten. Danach waren die Kreuzer und Korvetten mit ihren kaum kleineren Hangars an der Reihe.
Das geringste Problem stellte das Verladen der Güter dar. Die fünf Millionen Philosophen waren es, die als Lebewesen wenigstens eine Grundversorgung benötigten. Immerhin waren sie äußerst diszipliniert: Es gab keine Panik, kein Gedrängel, keine Streitigkeiten. Ruhig und gesittet stellten sie sich in Reihen auf und warteten mit halb geschlossenen Augen.
„Es sieht so aus, als würden sie sich in Meditation versenken, um die Körperfunktionen so weit herunterzufahren, dass sie diese Tortur besser aushalten können", sagte Fee erstaunt. Von der Zentrale aus überwachte sie diese gewaltige Aktion. „Ein Glück für uns alle, kann ich nur sagen ..."
Dennoch benötigten sie bei dieser ersten Aktion fast drei Tage statt der veranschlagten zwei. Porto Deangelis und sein Team waren im Dauereinsatz und werteten alle Informationen aus, die eine bessere Organisation ermöglichten.
Doch dann war es geschafft. Die SOL und ihre Beiboot-Flotte starteten zum nur vier Stunden dauernden Flug nach Emslad V; wenigstens konnten sie durch diese kurze Entfernung wieder Zeit aufholen. Auch die Entladung nahm rund drei Tage in Anspruch. Porto war sicher, daß danach alles besser laufen würde. Die Wintener arbeiteten nach Kräften mit: Ebenso gesittet, wie sie an Bord gekommen waren, betraten sie den Boden ihrer neuen Heimat und machten sich sofort an die Arbeit.
Fee Kellind schaute auf ihr Chrono. Abgesehen von kurzen Nickerchen im Bereitschaftsraum war sie nun seit sechs Tagen praktisch rund um die Uhr im Einsatz, ebenso Roman Muel-Chen. Als Winten auf dem Holorama in Sicht kam, erhob sie sich.
„Roman, du hast jetzt 16 Stunden Freiwache. Ich werde mich ebenfalls zurückziehen und mich in acht Stunden wieder mit einem neuen Dienstplan melden. Juno, die Brücke gehört dir."
Völlig erschöpft taumelte sie in Porto Deangelis' Büro. „Mach Schluss für heute", sagte sie.
Er blickte von seinen Kontrollen auf. „Ist das ein Befehl?"
„Eine dienstliche Anweisung. Wir haben beide tagelang durchgearbeitet, so kann das nicht weitergehen."
„Natürlich nicht. Es ist nur bei diesem ersten Flug notwendig gewesen."
Fee sank in einen Sessel. „Wenn wir das jahrelang durchhalten wollen, müssen wir einen effizienten Schichtdienst organisieren."
„Wo liegt das Problem? Du hast drei gute Piloten. Drei mal acht Stunden Dienst sind möglich. Ebenso ist es bei mir. Sobald Routine einkehrt, und das wird bald der Fall sein, brauchen wir nicht ständig Kindermädchen zu spielen." Porto kam um den Tisch herum und lehnte sich gegen die Platte. „Das Wichtigste ist, dass es funktioniert hat. In wenigen Flügen haben wir das Optimum erreicht, und ich sehe wirklich gute Chancen, dass wir es schaffen, alle bis zum letzten Mann zu retten. Das war es doch wert, oder nicht?"
Sie nickte. „Wir haben in jedem Fall richtig gehandelt, das steht außer Frage. Und ich bin stolz auf die Besatzung. Sie ist ein großartiges Team geworden."
Unbewusst streichelte sie ihren leicht gerundeten Bauch, der sich kaum unter der Kleidung abzeichnete. Sie konnte ihren Sohn vor allem nachts spüren, wenn er keine Lust zum Schlafen hatte und ihr fröhliche Tritte in die Nierengegend verpasste. Jetzt aber verhielt er sich ganz still; anscheinend hatte diese tagelange Arbeitsschicht auch ihn mitgenommen, und sie durfte auf einen ungestörten Schlaf hoffen.
„Du kannst ja kaum mehr die Augen offen halten", stellte Porto fest.
„Stimmt", gab sie zu. „Eigentlich müsste ich was essen, aber ich bin einfach zu müde. Ich könnte glatt
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