2109 - Tagebuch der SOL
fuhr zusammen, als Vesper einen Schrei ausstieß. „Das ist es! Das ist die gesuchte Welt, da gehe ich jede Wette ein!"
Sie deutete aufgeregt auf das Holo, das den fünften Planeten, eine Wasserwelt mit nur zehn Prozent Landmasse, zeigte. Die Gravitation lag etwas höher, bei 0,9 Gravos, aber darauf konnten sich die Wintener umstellen. Abgesehen von einem riesigen Gebirgszug auf dem Hauptkontinent waren die Landteile weitgehend flach und ausreichend mit Vegetation bewachsen. Die Temperatur lag unter 30 Grad, aber auch daran konnten sich die Evakuierten gewöhnen. Jedenfalls gab es aufgrund der fehlenden Achsneigung keinen Winter.
Ein Erkundungsteam flog mit einem Shift zum Zentralkontinent und suchte nach einem geeigneten Platz zur Errichtung einer Stadt. Am östlichen Ausläufer des Gebirgszuges fand sich eine riesige Senke, die ideal geschaffen schien. Der Shift landete, und die Gruppe schwärmte aus, um Untersuchungen vorzunehmen. Vesper führte ein ganzes Feldlabor auf einer Antigravplattform mit sich und schickte ein Heer von Sonden aus, die in Stunden so viele Informationen wie möglich sammeln sollten. Zoran begann mit dem Aufbau des Stützpunktes, stellte einen transportablen Transmitter auf und ließ sich vom Kreuzer alles herabschicken, was er benötigte.
Vesper kehrte als Erste wieder zurück und machte sich an die Auswertung der gesammelten Daten. „Normalerweise hasse ich es, so unter Druck arbeiten zu müssen", murmelte sie, über die Analysen gebeugt. „Oberflächlich betrachtet ist diese Welt ideal, aber es kann irgendwo noch Fußangeln geben."
„Zum Beispiel?"
„Irgendeine böse Lebensform, die ich nicht entdeckt habe. Viren oder Bakterien, die sich mit den Wintenern überhaupt nicht vertragen."
„Es könnte aber auch wirklich so friedlich sein, wie es wirkt. Gibt es viele gefährliche Tiere?"
„Nein, hier in der Ebene nicht. Die Wintener können sich ungebetene Gäste anfangs mit den Schutzfeldprojektoren vom Leibe halten."
„Sie werden sich schon arrangieren."
Vesper sah auf. „Denkst du nicht, es wäre reine Ironie, wenn wir uns hier mörderisch anstrengen, um sie zu retten, und dann sterben sie hier an etwas, das sie nicht vertragen oder wogegen sie wehrlos sind?"
„Du siehst viel zu schwarz, Vesper", meinte Zoran. „Ein bisschen mehr Optimismus wäre angebracht!"
„Ach, ich hasse diese Hauruck-Aktionen! Das widerspricht allen Grundsätzen. Normalerweise müsste ich hier mindestens ein halbes Jahr verbringen, um sichergehen zu können. So verlassen sich diese armen Geschöpfe darauf, dass ich es für sicher halte - nach einer kurzen Besichtigung von wenigen Stunden!"
„Aber mehr können wir nun mal nicht tun, also hör auf damit, das hat einfach keinen Sinn."
In diesem Moment rief ein Teamgefährte per Funk um Hilfe. Er war einen Abhang hinuntergestürzt und hatte sich den Knöchel gebrochen.
Dummerweise war er der Pilot des Shifts, der die Bodenbeschaffenheit untersuchen wollte und dabei wohl ins Stolpern geraten war. Vesper schaute Zoran an. „Weißt du was? Du fliegst das Ding!"
„Ich? Aber ..."
„Na, ich rühre das Teil nicht an, ich habe eine Abneigung gegen Technik, das ist bekannt, und dabei bleibt es.
Du hast ein paarmal behauptet, locker eine Jet fliegen zu können, und das hier ist nur ein Shift! Und außer uns ist niemand sonst hier!" Sie schob den Techniker energisch zum Shift. „Na los doch!"
„Ich fliege nur, wenn du mitkommst!", verlangte Zoran.
„Ich?" Vesper verdrehte die Augen. „Bist du verrückt? Nie im Leben!"
Aber nun gab Zoran nicht nach und zerrte sie einfach mit sich. Während Vesper neben ihm kauerte, studierte er die Kontrollen und ließ den Zeigefinger darüber kreisen. „Also, mal sehen ... Damit müsste es losgehen."
Vesper stieß einen Schrei aus und umklammerte seinen Arm, als der Shift einen Satz machte. „Zoran!"
Er grinste vergnügt. „Scherzchen! Ich konnte einfach nicht widerstehen. Keine Sorge, ich kann das wirklich.
Mit geschlossenen Augen, wenn es sein muss."
„Ja nicht!", quietschte Vesper. „Das Augenschließen übernehme ich!"
Gleich darauf hob der Shift vom Boden ab, und nach einem kurzen Flug setzte er sanft neben dem wartenden Teammitglied auf. Der Verunglückte wurde umgehend eingeladen, und sie kehrten zum Stützpunkt zurück - mit Zoran als Piloten, zur Belohnung für sein Geschick.
„Du solltest wirklich deinen Schein machen", sagte Vesper, als sie es wagte, die Augen wieder zu öffnen.
„Mal
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