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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auch ein Fünkchen Hoffnung.
    Ich starrte den Quintanen aus weit aufgerissenen Augen an. Sein Gesicht mochte völlig starr sein, doch ich hatte den Eindruck, dass seine Züge von einem hasserfüllten Grinsen verzerrt wurden, als er den Strahler auf mich richtete.
    Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück.
    Der Pirat zögerte.
    Ich trat noch einen Schritt zurück.
    Der Pirat schoss noch immer nicht, obwohl er nur abzudrücken brauchte. Er konnte mich unmöglich verfehlen.
    Er spielt nur mit mir, dachte ich. Er will mich quälen, wird mich erst töten, sobald ich nah genug an einem Container oder Regal bin, um mich mit einem raschen Sprung in Sicherheit zu bringen.
    Ich trat einen Schritt zurück, und der Quintane ging einen vor.
    Ich blieb stehen, und das Insektenwesen ebenfalls.
    Das Spiel wiederholte sich. Noch ein Schritt und noch einer.
    Ich war zu erschöpft, um mein Haar wieder aufzurichten, und wagte es nicht, den Blick von dem insektoiden Wesen zu wenden. Ich konnte nur erahnen, wo sich ein Behälter befand, der mir vielleicht für ein paar Sekunden Schutz bieten, das grausame Spiel nur kurz verlängern würde.
    Der Quintane schoss. Ich spürte die Hitze des Strahls und schrie vor Schmerz gellend auf.
     
    *
     
    Ich warf mich zurück, doch der Strahl hatte mich gar nicht getroffen. Er ließ hoch über mir die Decke schmelzen, und zwei, drei glühende Metalltropfen hatten mich versengt.
    Und dann sah ich, wieso der Quintane mich verfehlt hatte, so unwahrscheinlich dies erschien. Eine andere Gestalt hatte sich gegen ihn geworfen und die Hand hochgerissen, mit der er die Waffe hielt.
    Eine Gestalt, die ihm körperlich durchaus gewachsen war, wie ich nun feststellte, als sie ihn hochstemmte und dann mit unglaublicher Wucht zu Boden schleuderte. Bevor das insektoide Wesen sich wieder aufrappeln konnte, war mein Retter über ihm und deckte seinen Gliederring mit wütenden Schlägen ein.
    Meine Retterin. Ascarde, die Rishkanische Kara.
    „Nein!", sagte ich entsetzt. „Nein!" Ich lief zu ihr.
    Ascarde, die sich für den Weg der Liebe oder den Weg des Blutes hatte entscheiden müssen. Die den ersten gewählt und geschworen hatte, sich ihr Leben lang um Frieden zu bemühen. Die ihren Schwur soeben gebrochen und mir das Leben gerettet hatte.
    „Warum?", flüsterte ich. „Warum hast du den Weg der Liebe verlassen?"
    Ich kannte die Antwort, und ich kannte sie doch nicht. Wir waren uns gerade erst begegnet. Ascarde hätte vielleicht, wäre uns mehr Zeit geblieben, eine gute Freundin werden können, doch sie war es noch längst nicht. Genauso wenig, wie ich ihr Freund war.
    Für einen guten Freund würde man vielleicht seinen Weg aufgeben, doch für einen Fremden ...?
    Warum also? Ich begriff es nicht.
    In diesem Augenblick hätte ich mein Leben dafür gegeben, dass das alles niemals geschehen wäre und Ascarde auch weiterhin das Wort der Liebe in Tradom verbreiten könnte.
    Die Kara starrte auf den toten Quintanen hinab, als würde ihr erst jetzt vollends klar, was sie getan hatte.
    „Alle Kara müssen sich entscheiden ...", murmelte sie.
    Ich hörte das Scharren, das Zischen, und ich wandte mich um. Ich sah die Quintanenhorde, die von einem dieser riesigen Fleischberge angeführt wurde, ebenso erblickte ich die Waffen in ihren Greifzangen und Tentakeln.
    Aber ich war viel zu müde, viel zu erschöpft, um noch einmal mein Heil in der Flucht zu suchen.
    Nicht nach dem, was gerade geschehen war.
    Ich leistete keinen Widerstand, war nur glücklich, dass sie mit den Waffen auf Ascarde und mich zielten und dann schössen. Das war ein gnädigeres Ende, als bei lebendigem Leib von den Piraten zerrissen zu werden.
    Vergangenheit: Deuter der Deutler Es war ein Ende, gewissermaßen, aber ein anderes, als ich es mir vorgestellt hatte.
    Der Schuss fällte mich wie einen Baumstamm. Aber er tötete mich nicht. Die Piraten hatte ihre Waffen auf Paralysewirkung eingestellt.
    Mehrere Salven trafen mich. Es schmerzte fürchterlich. Flüssiges Feuer schien sich von vier, fünf Stellen gleichzeitig rasend schnell durch meinen Körper auszubreiten. Sie lahmten jeden Muskel, aber nicht die Nerven.
    Ich konnte keine Fingerspitze mehr bewegen, bekam aber alles mit, was mit mir geschah.
    Zwei Quintanen schlurften zu mir heran, bückten sich und packten mich brutal. Anscheinend mühelos schleiften sie mich durch die AUGENSTERN.
    Ich konnte nicht einmal den Kopf drehen, um zu sehen, was mit Ascarde geschah. Ich sollte es vorerst auch nicht

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