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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zischen hinter mir, schloss die Augen, riss sie wieder auf und lief weiter.
    Das Zischen vor mir war plötzlich unerträglich laut.
    Was geschieht hier?, dachte ich. Und: Anguela, wie kannst du mir das antun? Ich habe bislang ein behütetes Leben geführt. Wie kannst du mir die raue Wirklichkeit so unvermittelt, so grausam vor Augen führen? Oder soll das meine Strafe sein?
    Die Quintanen hatte eine Gruppe Passagiere eingekesselt und fielen über sie her. Wahrscheinlich handelten sie nicht einmal im Sinne ihres Auftraggebers, doch sie waren in Trance, ließen sich nicht mehr aufhalten.
    Zwei von ihnen griffen den Motim an, den sanftmütigen Riesen, der sich so freudig mit dem Kasaten unterhalten hatte. Seine Schreie hallten hoch und dünn durch den Gang, und mir wollte es einfach nicht gelingen, das irrwitzig schrille Kreischen mit dem gewaltigen, grobschlächtigen Körper in Einklang zu bringen.
    Die Quintanen zerrissen ihn bei lebendigem Leib. Einer hatte einen zangenförmigen Arm in Höhe des Oberschenkels in ein Bein geschlagen und rannte einfach weiter. Blutend brach der Motim zusammen, und drei weitere Rasende schlossen ihre Zangen jeweils um einen Arm, den Rumpf und den Hals des Motims.
    Die Schreie erstarben abrupt.
    Ich lief weiter. Klumpen aus dichtem braunem Fell prasselten auf mein Brustgesicht, die abgetrennte Zunge eines Wosliten schlug mir ins Gesicht, ein knochenhartes Stück Biopanzer eines Sirts prallte gegen mein Knie und brachte mich zu Fall. Ich schlug der Länge nach hin und entging damit der zuschnappenden Armzange eines Quintanen, rappelte mich wieder auf, lief.
    Und lief.
    Es war irrwitzig, ich lief um mein Leben, und doch bemerkte ich irgendwie, dass die zuvor grauen Wände und Decken plötzlich wieder in hellem Rot leuchteten. Der sensitive Bereich ...
    Ich sah kurz zurück. Drei Quintanen hetzten hinter mir her. Einer war mir dicht auf den Fersen, die beiden anderen hingen etwas zurück.
    Der Atem brannte in meinen Lungen, doch ich wurde nicht langsamer. Ich wagte es nicht. Reine Angst trieb mich weiter. Die Quintanen hätten mich in ihrer Raserei genauso zerfetzt wie die unglücklichen Passagiere.
    Ich hörte ein Scharren von Chitin, wirbelte herum, sah, dass der Quintane gesprungen war, und konnte ihm mit knapper Not ausweichen. Ich spürte den Luftzug, mit dem der Insektenabkömmling Zentimeter neben mir auf den Boden prallte, riss den Arm hoch und schlug zu.
    Der Zufall - oder Anguela! - stand mir bei. Meine Faust bohrte sich in den weichen Gliederring, der den gepanzerten Körper des Quintanen mit dem Hals verband. Ein hässliches Knirschen ließ mich zusammenzucken, und als ich feuchtes, warmes Gewebe auf meiner Haut spürte, musste ich mich vor Ekel fast übergeben.
    Das Insektenwesen schlug mit allen vier Armen und den beiden Beinen um sich, riss den Mund auf, als bekäme es keine Luft.
    Das Scharren und Zischen hinter mir wurde lauter. Ich rannte noch schneller, bog um eine Ecke, sah mehrere Türen vor mir, wollte die erste aufreißen, doch sie war verschlossen. Die zweite ebenfalls, die dritte konnte ich öffnen. Ich schlüpfte in den dahinter liegenden, stockdunklen Raum, drückte die Tür wieder zu.
    Schwer atmend lehnte ich mich gegen die Wand, lauschte auf Geräusche auf dem Gang. Das Scharren und Stampfen wurde lauter, dann wieder leiser.
    Ich hatte es geschafft! Ich hatte die Quintanen genarrt!
    Aber nein... Ich hatte mich zu früh gefreut. Die kratzenden Schritte der Insektenwesen kehrten zurück.
     
    *
     
    Ich tastete nach einem Lichtschalter, fand keinen. Vielleicht war es ein Lagerraum, der nur von Robotern betreten wurde und in dem deshalb kein zusätzliches Licht nötig war; ich wusste es nicht.
    Mit einem Mal konnte ich wieder klar denken. Abrupt wurde mir klar, welchen Fehler ich in meiner Panik fast begangen hätte.
    Die Dunkelheit war aber ein gewaltiger Vorteil für mich!
    Ich zog mich tiefer in den Raum zurück, richtete meine natürlich verwachsenen Haare wie einen Strahlenkranz auf. Dann klickte ich mit den Gaumen, zuerst leise, dann lauter.
    Meine Haare reflektierten die Ultraschallwellen, und der Raum tat sich in vollständig dreidimensionaler Sicht vor mir auf.
    Es war ein Lagerraum. In hohen Regalen an den Wänden waren Fässer mit hochwertigen Schmierstoffen und anderen Substanzen sowie kleine Container untergebracht. Weitere Behälter standen im Raum, würden mir vielleicht Deckung geben, falls die Piraten mir hier herein folgen sollten.
    Ich hörte

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