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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dieser niedrigen Ebene mit vollem Einsatz betrieben.
    Vielleicht trieb ihn eine Art von Feigheit zusätzlich zur Vorsicht. So unvorstellbar es war, es war nicht völlig ausgeschlossen, dass mir irgendwann einmal die Flucht gelang - zumindest glaubte ich damals noch daran -, und dann konnte es nicht schaden, dass ich so wenig wie möglich über ihn wusste, damit ich seiner niemals habhaft werden konnte.
    Als der Deuter sich umdrehte, hielt er ein seltsames Gefäß in der Hand. Es wirkte anachronistisch, geradezu altmodisch, schien ganz und gar nicht an Bord eines Raumschiffs zu passen.
    Es war eine große Kanne aus einem mir unbekannten Metall.
    „Kannst du dir vorstellen, was dieser Behälter enthält?", fragte er.
    Ich wollte den Kopf schütteln, brachte aber nicht einmal diese Bewegung zustande. „Nein", krächzte ich. Wie lange hatte ich schon nichts mehr zu trinken bekommen?
    Dieser eine Schluck von der braunen Flüssigkeit ... Ich war mir jetzt sicher, dass es sich dabei nicht um Wasser gehandelt hatte, sondern um irgendeine illegale Substanz, die dazu beitragen sollte, meinen geistigen Widerstand zu brechen.
    Das Sprechen fiel mir schwer, war mir fast unmöglich.
    „Schmieröl", sagte er. „Du wunderst dich sicher, dass das Triebwerk eines so hochmodernen Raumschiffs wie der FESCO noch hochwertige Schmierstoffe benötigt, oder? Beim besten Willen, denkst du vielleicht, aber das ist wohl nur ein Witz! Die Triebwerke der FESCO, deren Funktionsweise sicherlich über allem liegt, was du dir vorstellen kannst! Was will Deuter mir da unterjubeln?, denkst du."
    Ich dachte: Was ist die FESCO?
    Blitzschnell sprang er vor, stand plötzlich unmittelbar neben mir. Seine Bewegungen waren unglaublich geschmeidig, aber ich erinnerte mich, das schon einmal gedacht zu haben.
    „Oder denkst du das nicht?", brüllte er.
    „N... nein ...", flüsterte ich.
    „Du denkst es!", schrie er. Ich wusste nicht, wie Deuter es machte, doch plötzlich drückte das Fesselfeld meinen Oberkörper in die Höhe, bis ich halb aufrecht saß, und zwang dann meinen Mund auf. Ich konnte mich nicht wehren, musste hilflos zusehen, wie er mit einer Behändigkeit, die ich ihm niemals zugetraut hätte, die Kanne an mein Gesicht hob.
    Und mir ihren Inhalt in den Mund schüttete.
    Ich erstickte.
     
    *
     
    An Schmieröl!, dachte ich. Ich werde hier in diesem Piratenraumer an hochwertigen Schmierstoffen ersticken! Anguela, steh mir bei!
    Die Flüssigkeit rann mir in den Hals, geriet mir in die falsche Kehle, ich würgte und bekam trotzdem keine Luft mehr, hustete, und die eklige Substanz strömte nur noch tiefer in meine Lungen, und ich bekam gar keine Luft mehr, und alles wurde schwarz um mich, und dann...
    Die Flüssigkeitszufuhr wurde unterbrochen. Schleim und Wasser quollen, beißend scharf, aus meinem Mund und den Nasenöffnungen. Ich hustete noch immer. Das Gefühl, ersticken zu müssen, ließ zwar langsam nach, doch die Angst blieb. Meine Augen tränten, die Nase brannte, ich hatte einen widerwärtigen Geschmack im Mund...
    Aber nicht den von Schmieröl. Oder zumindest den, wie ich mir Schmieröl vorstellte. Ich hatte natürlich noch nie davon getrunken.
    Nein, Deuter hatte mir etwas ganz anderes verabreicht.
    Eigentlich hätte ich dafür dankbar sein müssen.
    Aber nicht in diesen Mengen. Nicht unter diesem Zwang.
    „Wasser", sagte Deuter. Seine Unbeherrschtheit, seine Erregung schienen völlig von ihm abgefallen zu sein. Er bewegte sich wieder ganz langsam, geschmeidig, sprach so wie zuvor: schulmeisterlich, belehrend, mit einem erhobenen Zeigefinger. Wie ein freundlicher, aber gestrenger Vater, der jede gute Leistung lobt, jede schlechte aber unbarmherzig bestraft. Der einmal ein Lob ausspricht, aber neunundneunzigmal die Neuropeitsche schwingt.
    „Machen wir uns folgende Fakten bewusst", sagte er. „Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Du bist meine Aufgabe. Ich habe nicht vor, mich als mittelmäßigen Ausüber meines Handwerks zu entpuppen. Ich war früher etwas ganz anderes." Er hielt kurz inne. „Mediker. Chirurg. Vielleicht aber auch Erbsenzähler, Buchhalter." Mit dieser Aufzählung wollte er mich wohl hur verwirren. „Ich möchte keine nur skurrilen, aber eigentlich inhaltsleeren Reime über die Angst auf euren Gesichtern schreiben. Verstehst du das?"
    „Ja", gurgelte ich. Zumindest konnte ich jetzt wieder leichter sprechen.
    „Ich möchte etwas bewirken. Ein Raumschiff fliegen. Aber das kann ich nicht. Einen Antrieb

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