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2113 - Gefangen in der Zitadelle

Titel: 2113 - Gefangen in der Zitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wichtige Handelsvereinbarung aufs Spiel setzen?
    Ich sah nicht mehr hin, aber ich blieb.
    Ich hob den Blick erst, als Ascarde an der Reihe war.
     
    *
     
    Die Prallfelder mussten sie nicht in den Hinrichtungsraum zwingen.
    Sie ging freiwillig, schnellen Schrittes, so zügig, dass die Felder sie eher zu bremsen schienen.
    Die Prallfelder mussten ihr Haupt nicht zurückzwingen. Sie hob es.
    In diesem Augenblick war ich dankbar, dass die Henker der Sepolder nicht eine kleinere Ader gewählt hatten, eine, bei der ein Delinquent stunden- oder gar tagelang ausblutete. Aber so viel Zeit hatten sie nicht. Die Hinrichtungsserie hätte tage-, wenn nicht sogar wochenlang gedauert.
    Ascarde wich nicht zurück, als der Mediker sich ihr näherte. Sie legte den Kopf freiwillig zurück, bot ihm die Schlagader dar.
    Ich sah nicht hin, als der Mediker zustach. Ich sah erst wieder hin, als das Blut floss.
    Aber ich sah nicht auf die Wunde, auf die verschmutze Kleidung, den zitternden Körper.
    Ich sah in ihre Augen.
    Ich sah den Schmerz, den grausamen Schmerz, den der Weg des Blutes unweigerlich mit sich brachte.
    Ich sah, wie Ascardes Körper zitterte, unter dem Schock litt, dem Blutverlust. Ihr Körper, rein reflexhaft. Aber nicht ihr Geist.
    Ich sah in ihren Augen den reflexhaften Schmerz des Körpers, und dann, irgendwann, sah ich, wie der Weg des Blutes die Herrschaft über ihren Körper aufgab, weil er besiegt war. Und in diesem Augenblick schien sich Ascardes Schicksal zu erfüllen. Der Weg des Blutes nahm seine Niederlage hin und wich aus ihr, und ihr blieben nur noch wenige Sekunden, doch in diesem unfassbaren Zeitraum, der nur einen Herzschlag oder aber eine Ewigkeit währen konnte, hielt der Weg der Liebe erneut in ihr Einzug.
    Als Ascarde endgültig starb, leuchteten ihre Augen. Und ich wusste, was ich bis dahin niemals verstanden hatte: Ich wusste, was Liebe war.
    Liebe war wichtiger als alle Handelsbeziehungen. Ich akzeptierte Ascardes Entscheidung und verließ diesen Ort.
    Auf dem Weg zum Raumhafen von Sepold unterzeichnete ich die von mir ausgehandelten Verträge.
    Sie waren in Ordnung. Das Volk von Pombar würde Nutzen aus ihnen ziehen.
    Aber sie interessierten mich nicht mehr. Meine Gedanken galten nur der weiteren Reise, die nun vor mir lag.
     
    *
     
    Es war nur ein kleiner Stein.
    Trotzdem lastete er auf mir wie tonnenschwerer Druck. War es nur sein Gewicht oder das mit ihm verbundene Versprechen? Ascardes Seelenfriede lag in meinen Händen, und ich verzagte schon jetzt.
    Ich stand vor dem Hügel der Sterne und wusste nicht, was ich zu tun hatte. Ihr Lebensstein musste hier begraben werden, damit ihre Seele in das unendliche Nichts von Anguela eingehen konnte. Das war die unabänderliche Wahrheit, der Glaube der Rishkanischen Kara.
    Mit gesenktem Kopf schritt ich den ausgetretenen Pfad hinauf. Wie viele Versprechen waren schon hier hinaufgetragen worden? Meine Gedanken schweiften ab zu dem Abend, der Nacht, in der es nur Glück in unserem Leben gegeben hatte. Unsere langen Gespräche bis in den nächsten Tag, das Gefühl, den anderen schon seit der Geburt zu kennen.
    Wie oft triffst du schon jemanden, der wie ein Seelenspiegel das ausspricht, was du gerade gedacht hast?
    Nun war ich hier, mit dem Kostbarstem, was von ihr übrig geblieben war. Meine Hand schloss sich um den kleinen Gegenstand in meiner Tasche. Er fühlte sich warm an, anders als damals. Ich empfand nicht mehr diese innige Vertrautheit und konnte es mir ruhig eingestehen: Sie fehlte mir jetzt und hier, und doch war sie mir so nah wie lange nicht mehr.
    Ihre Worte schwebten durch meine Gedanken. Ich empfinde genauso für dich. Konnte es sein, dass ich erst jetzt begriff, was sie mir bedeutet hatte? War der Weg zum Hügel der Sterne auch mein Weg? Es war doch nur eine rituelle Handlung, der Abschluss ihres Daseins, oder...
    Der steile Weg nach oben war mühsam, die ungewohnte Schwerkraft drückte mich nieder. Ich musste immer öfter stehen bleiben, um zu Atem zu kommen, spürte den Herzschlag im Kopf hämmern. So hatte ich mir ihren Abschied nicht vorgestellt.
    Ich war in Schweiß gebadet, musste schwer atmend den Stein in den Boden versenken.
    Unwillkürlich dachte ich an ihren Tod. Er war so grausam und unnötig gewesen ... Wieder kehrten die Zweifel zurück. Hätte ich sie nicht retten müssen?
    Aber sie war von dem gewählten Weg abgewichen ... für mich. Mehr konnte ich nicht mehr für sie tun. Ich musste diesen Hügel hinaufgehen und ihren

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