Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
weiter dem blaugrünen Titan zu folgen, stiegen sie wieder empor zur Oberfläche.
     
    *
     
    „Was ist denn jetzt los? Spinnt der Alte schon komplett?", fragte Unshil entgeistert. Auch Aufmar schlug sich an den Kopf - was er jedoch gleich danach bitter bereute: die Blutergüsse ...
    Irgendwann, Shirka, Verfluchter, wirst du für alles bezahlen!
     
    *
     
    Sie tauchten auf, nahmen Fahrt weg, öffneten den Kokon. Gierig sogen sie die frische Luft in ihre Lungen.
    Nachdem sie die wertvolle Hülle sorgfältig zusammengelegt und verstaut hatten, stimmten die Matrosen die uralte Litanei der Barkner an, wie sie es immer taten, wenn ein Tauchgang vollbracht war, ohne dass sie Verluste zu beklagen hatten: „Wenn der Narr kommt, wenn der Bote kommt, aus der Kalten Hölle, aus dem Totenreich, wird das Blatt sich wenden, wird die Mühsal enden ..."
    Shirka beteiligte sich nicht am Gesang. Er stand vorne am Bug, das Fernrohr ans rechte Auge gepresst, und suchte die Wasseroberfläche ab nach ... Ja, wonach eigentlich?
    Er wusste es nicht, bis er das Wesen sah und den letzten, über dem Ozean verwehenden Rest der Geruchsspur wahrnahm. Es war kein Fisch und schon gar kein Titan, sondern viel kleiner, deutlich kleiner sogar noch als ein Barkner.
    Das grotesk dürre Geschöpf wurde von den Wellen hin und her geschleudert wie ein Stück Treibholz.
    Es hielt sich kaum mehr über Wasser, aber es winkte, mit letzter Kraft, wie es schien. Shirka drehte an der Optik des Fernrohrs. Er hätte keinen Gedanken an etwas derart Schwaches, Nutzloses, Lebensunfähiges verschwendet, wenn nicht...
    Wenn nicht die Signatur gewesen wäre.
    Was hatte dieser verhutzelte Zwerg mit dem Großen Grauen gemein? Wie war es möglich, dass er das Kontinuum von Quintatha, das Gefüge der ganzen Welt zu erschüttern vermochte?
    Er muss über eine spezielle Form von Macht verfügen. Und über irgendeine Art von Verbindung zu Rishtyn-Jaffami.
    „Fischt ihn heraus!"
     
    *
     
    Der hässlich anzusehende, von zahlreichen Missbildungen entstellte Zwerg war zu erschöpft, um aus eigener Kraft stehen zu können.
    Mehr tot als lebendig und von Krämpfen geschüttelt.
    Aufmar stützte ihn. Obwohl er ihn so sacht wie möglich an den lächerlich dünnen Oberarmen hielt, kam ihm vor, der Zwerg rechne damit, dass ihm Aufmar mit der nächsten Bewegung alle Knochen im Leib brechen würde.
    Er fürchtet sich. Vor uns!
    Über sein Gesicht hing ein an der Ober- und Rückseite seines Köpfchens befestigtes, blässlich weißes Gestrüpp. Auf ein Zeichen des Kapitäns wischte Merad die feuchten, an welken Gewürztang erinnernden Strähnen beiseite. Kleine, rote, von wässrigem Sekret umgebene Knopf äugen kamen zum Vorschein.
    Shirka beugte sich zu ihm hinunter. „Wer - bist - du? Woher - kommst - du?", fragte er in einem Tonfall, wie man mit einem verschüchterten Kind sprach: „Wie - heißt - du?"
    Der Zwerg schluckte, rang nach Luft. „Benjameen", röchelte er schließlich, kaum verständlich: „Von der LEIF ERIKSSON. Benjameen da Jacinta."
     
    3.
     
    Kapitel In welchem ein Schlafwandler aus dem Himmel fällt Kapitän Shirka hat meinem wiederholten Drängen endlich nachgegeben und mir Schreibzeug besorgt. Bei den Blättern dürfte es sich um eine Art gepresste Algenfasern handeln. Die Feder, vermutlich ein Stück Fischgräte, kratzt und patzt fürchterlich, und immer wieder verschmiere ich das eben mühsam Hingemalte versehentlich mit dem Handballen.
    Kurz: Es ist eine rechte Qual.
    Und noch dazu höchstwahrscheinlich vollkommen sinnlos. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich diese Aufzeichnungen nicht werde mit zurück in meine Welt nehmen können - falls ich denn überhaupt jemals eine Möglichkeit zur Rückreise finde.
    Trotzdem schreibe ich dieses Tagebuch. Nicht für andere Leute, sondern ganz allein für mich. Die krakeligen arkonidischen Buchstaben sind der einzige Halt, den ich hier habe - meine letzte Chance, nicht endgültig den Verstand zu verlieren.
    Denn Quintatha, wie die Barkner ihre Welt nennen, ist so unglaublich fremdartig, so überwältigend unlogisch, so irre ... und dazu das Fieber ...
    Doch langsam, Benjameen, der Reihe nach. Das letzte Datum Neuer Galaktischer Zeitrechnung, an das ich mich erinnere, ist der 3. Dezember 1311.
    Ich befand mich auf dem Planeten Linckx, schwebte im Luftschiff zwischen den Bergen des Verbotenen Kontinents Sikma und blickte auf ein fünfhundert Meter breites Becken hinab, in dem eine wabernde, gallertige Masse

Weitere Kostenlose Bücher