Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
schwarze und weiße Flecken ausbildete, die sich zu einem Gesicht zusammenfügten. Zu meinem Gesicht!
    Nur ins Riesenhafte vergrößert und auf eine faszinierende, furchtbare Weise anziehend. Im doppelten Wortsinn: denn dieses mein eigenes Gesicht rief mich, holte mich und zerrte mich zu sich hinab.
    Ich kam nicht einmal auf den Gedanken, mich zu widersetzen.
    Der Vorgang ähnelte in gewisser Hinsicht dem Eintritt in einen Zerotraum, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied. In der kurzen, doch zugleich seltsam gedehnt erscheinenden Zeitspanne, in der ich auf das schrecklich vertraute Gesicht zustürzte und in es hinein, wurde mir klar: Dies war kein Traum, wie ich ihn kannte - und ich würde mich nun wahrlich als Experten für Träume bezeichnen -, sondern Realität.
    Oder vielleicht sollte ich schreiben: eine Realität, möglicherweise parallel zu jener angesiedelt, in der ich mich normalerweise aufhielt. Falls solchen simplen geometrischen Begriffen im ungeheuer starken fünfdimensionalen Feld des Planeten Linckx überhaupt eine Bedeutung zukam ...
    In dieser Realität galten, das spürte ich schmerzhaft in jeder Faser meines Körpers, völlig andere Gesetze, völlig andere Regeln.
    Während ich durch das Gesicht hindurchfiel, durch die schwarzweiße Gallerte, die wie mit unzähligen winzig kleinen, doch höllisch scharfen Diamantsplittern an mir schmirgelte, erkannte ich: Diese Traumreise - wenn es eine war - ließ sich nicht von mir steuern. Meine Paraf ähigkeit nutzte mir also gar nichts.
    Es gab keinen Rückweg, den ich aus eigener Kraft bewältigen konnte, keinen Notausgang. Ich würde nicht einfach aufwachen, falls es brenzlig werden sollte. Alles hier war wirklich, echt, real.
    Wenn ich hier starb, war ich tot.
    Schlagartig änderte sich meine Umgebung. Aus Schwarzweiß wurde Rot. Immer noch fiel ich, aus großer Höhe, durch roten Nebel, und klatschte schließlich in die tosenden Wogen eines roten Ozeans.
    Der Aufprall raubte mir beinahe die Besinnung. Ich wurde weit unter Wasser gedrückt, hielt aus purem Lebenserhaltungstrieb die Luft an, kämpfte mich an die Oberfläche, ließ mich schwer atmend treiben.
    Dann bemerkte ich, dass ich nackt war. Ich besaß keinen Schutzanzug mehr, keinerlei technische Hilfsmittel, nicht einmal Unterwäsche. Und noch etwas bemerkte ich: Das rote Wasser war merkwürdig ... dünn. Flüchtig. Aber heiß.
    Es verbrühte mich fast!
    Auch die Lufttemperatur musste sehr hoch sein. Über dem Meer lag eine nahezu unerträgliche Schwüle.
    Unter diesen Bedingungen würden meine Kräfte sehr bald erlahmen. Schon jetzt hielt ich mich nur unter großen Anstrengungen an der Oberfläche. Immer wieder schlugen Brecher über mir zusammen, schluckte ich Wasser. Es roch und schmeckte metallisch, nein, rostig.
    Und nirgendwo war Land in Sicht. Nicht einmal ein Horizont.
    Das war der absolute Hammer - abgesehen natürlich von der Tatsache, dass ich demnächst ertrinken würde: So etwas wie einen einigermaßen geraden Horizont gab es schlichtweg nicht. Der rote Ozean stieg im Gegenteil an manchen Stellen bis zu einer Höhe von hundert, wenn nicht tausend Metern an, als existierte dort keine Schwerkraft; an anderen wiederum klafften unergründlich tiefe Schluchten.
    Eine Quelle für das Tageslicht ließ sich nicht ausmachen. Der Himmel war von einer bräunlich roten Wolkenschicht bedeckt, die Atmosphäre von einem rosa- bis magentafarbenen Dunst erfüllt.
    Ich gestehe, dass mich der Mut verließ. Es gab kein Ziel, das zu erreichen ich zumindest hätte versuchen können - nichts außer diesem deprimierend faden, unbewegten Himmel und diesem widerlich heißen, tobenden Meeresgebirge.
    Wie lange ich so dahintrieb, weiß ich nicht. Einmal schien mir kurz, als sähe ich tief unter mir einen riesenhaften Schatten durchs Wasser gleiten, doch tat ich das als Täuschung meiner überreizten Sinne ab.
    Meine Arme und Beine wurden schwer wie Blei. Fast noch müder war ich im Kopf. Ja, so komisch das klingen mag: Mehr noch als gegen das Untergehen kämpfte ich mit dem Schlaf!
    Die Hitze meiner Umgebung griff auf mich über, lullte mich ein, lockte mich in die Tiefe des Vergessens. Immer wieder nickte ich für Sekunden weg, um sogleich wieder aufzuschrecken, in Todesangst strampelnd, das bittere, Ekel erregende Rostwasser mit letzter Kraft aus Mund und Nase prustend.
    Ich wollte nicht sterben, doch begann ich mich langsam mit dem Tod abzufinden, ja fast schon anzufreunden.
    Da fing wenige Dutzend

Weitere Kostenlose Bücher