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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Cockpitseite, unter der entlaubten Krone des Affenbrotbaums, öffnete sich eine Luke. Eine menschliche Gestalt beugte sich heraus und winkte ihnen zu.
    »Landen Sie«, sagte Percival.
    »Ich weiß nicht«, knurrte Mogbar. »Wir müssen an unsere Zukunft denken.«
    »Ich hab gesagt, Sie sollen landen«, wiederholte Percival.
    Alles Schluchzen, Seufzen und Beten im Passagierraum war verstummt. Percival spürte die Blicke Dagoberts im Nacken.
    »Die Zeit der Zivilisation ist erst mal vorbei, Sir Percival!«, sagte Major Mogbar scharf. »Und die der Barmherzigkeit auch! Jetzt geht es nur noch um das nackte Überleben.« Er ließ den Helikopter steigen und flog in einer weiten Schleife nach Norden.
    »Ich bin der gewählte Präsident, Mogbar.« Percival sprach jetzt bedrohlich leise. »Und ich befehle Ihnen, umzukehren und neben dem Flugzeugwrack zu landen!«
    »Ich schätze, die meisten, die Sie gewählt haben, braten inzwischen in der Lava!«, blaffte Mogbar. Er wandte den Kopf und rief in Richtung Passagierraum: »Oder wie viele von euch haben dem Engländer ihre Stimme gegeben?« Sekundenlanges Schweigen folgte.
    »Bitte«, sagte Leila Dark schließlich. »Fliegen Sie zurück und landen Sie bei diesen armen Leuten. Bitte, Major Mogbar!«
    Der Major presste die Lippen zusammen. Percival sah seine Kaumuskulatur arbeiten. Endlich griff er zum Steuerknüppel.
    Der Helikopter neigte sich und ging in eine Schleife. »Aber nur, weil Sie es sind, Lady Leila.« Etwa zwanzig Meter vor der offenen Cockpitluke der Boeing setzte er den Helikopter auf.
    ***
    Kilmaaro, März 2524
    Nach zwei Tagen erreichten sie in knapp zweitausend Metern Höhe einen Pass, von dem aus ein Serpentinenpfad über steile Hänge in dichte Wälder hinunter führte. Der Himmel war erstaunlich klar und der Dunst über den Wäldern hatte sich gelichtet, sodass man weit in die Ebene am Fuß des Kilimandscharo hinabblicken konnte.
    »Dort hinten liegt Kilmalie.« Hauptmann Lysambwe deutete nach Süden. »Und ein Stück nordwestlich davon die Versorgungsstation. Mit ein bisschen Glück sehen wir die Wolkenstädte Orleans und Brest übermorgen nach Sonnenaufgang mit bloßem Auge.«
    »Anderthalb Tage also noch?«, fragte Matthew Drax.
    »So ungefähr«, bestätigte der kaiserliche Kommandeur. Er trat auf den Serpentinenpfad und nahm den Abstieg in Angriff.
    Matt hielt sich dicht hinter ihm. Zwei Gardisten mit dem Gnak und seiner Reiterin folgten. Rulfan und die anderen Gardisten hatten die Nachhut übernommen.
    Sie waren langsamer vorangekommen als erwartet: Das Gnak brauchte lange Pausen, Almira hatte Fieber, und weil der Hauptpfad hinunter in die Ebene durch Steinschlag unzugänglich geworden war, hatten sie einen Umweg in Kauf nehmen müssen.
    »Prinzessin Marie wird sich freuen, deine Bekanntschaft zu machen, Maddrax«, sagte Lysambwe. »Außer ihrem Vater kennt sie ja nur schwarzhäutige Männer.«
    »Was du nicht sagst. Und werde auch ich mich freuen, ihre Bekanntschaft zu machen?«
    Lysambwe drehte sich um und feixte. »Verlass dich drauf.«
    »Beschreib mir deine Prinzessin«, sagte der Mann aus der Vergangenheit. »Wie ist sie so?«
    »Sie ist eine schöne Frau, das kannst du mir glauben.« Ein ehrfürchtiger Unterton mischte sich in Lysambwes Stimme.
    »Ihre Augen sind glühende Kohlen, ihre Lippen sind wie die Blüte der roten Schwertlilie, ihr Hals ein Akazienstamm aus schwarzem Marmor und ihre Brüste sind…«
    »Klingt nett, mein Lieber«, unterbrach Matt Drax. »Aber ich habe dich nicht gefragt, wie sie aussieht, sondern wie sie ist.«
    »Wie sie ist, nun ja…« Hauptmann Lysambwe geriet ins Stammeln. »Schwer zu sagen, sie ist, hm, wie soll man das erklären…?«
    »Sie ist so, wie der Kaiser sich einen Sohn gewünscht hätte.« Rönee, der ihr Gespräch mit angehört hatte, war stehen geblieben und hatte sich umgedreht. »Mutig, willensstark, stolz und voller Tatendrang!« Rönee drehte sich um und ging weiter.
    Mit fragend hochgezogenen Brauen musterte Matt Drax den Kommandeur von der Seite. Der nickte stumm. »Ihr macht mich neugierig«, sagte Matt. »Neugierig auf diese Frau und neugierig auf die Söhne des Kaisers. Denn was du da sagst, Rönee, klingt ganz so, als hätte de Rozier ein Problem mit seinen männlichen Sprösslingen.«
    »Nur eines?« Rönee lachte laut, und Lysambwe nickte seufzend.
    »Was ist denn mit Victorius?«, fragte Matt. »Nach allem, was man so hört, müsste dieser Bursche doch ein ziemlich gut geratener Sohn

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