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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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sein.«
    »Prinz Victorius?« Erstaunt sah Lysambwe den Mann aus der Vergangenheit an. »Du kennst ihn?«
    »›Kennen‹ ist übertrieben«, wich Matthew Drax aus.
    »Wenn du dir selbst einen Gefallen tun willst, dann höre auf meinen Rat«, sagte Lysambwe. »Erwähne den Namen Victorius nicht, wenn du mit dem Kaiser sprichst.«
    Dieser Ratschlag bestätigte Matts Eindruck: Der Kaiser schien tatsächlich ein Problem mit seinen Söhne zu haben. Er war gespannt, den rätselhaften Mann kennen zu lernen. »Du sagtest, der Kaiser sei der einzige Weiße, den diese Prinzessin Marie kennt«, wandte er sich wieder an Lysambwe. »Wie kam es denn dazu, dass ein Weißer der Kaiser von so vielen schwarzen Afrikanern wurde?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Hauptmann Lysambwe schnitt eine wichtige Miene.
    »Und eine ziemlich mysteriöse dazu!« Wieder drehte Rönee sich um. »Die Geschichte unseres Volkes und seines Kaisers ist so…«
    »Da ist einer!«, rief plötzlich Almira hinter ihnen. Sie drehten sich nach ihr um. Das Mädchen deutete nach rechts, wo der Wald achthundert Meter entfernt bis zum Bergkamm hinauf wucherte. »Da läuft ein Mann!«
    Die Blicke der Männer folgten der Richtung, in die sie deutete. Matt Drax schirmte seine Augen mit der flachen Hand vor der Sonne ab.
    Der Mann, der da unterhalb des Bergkammes am Steilhang entlang lief, winkte aufgeregt. Er war groß und ziemlich dünn, und sein langes rotes Haar war gut zu erkennen.
    »Der Rothaarige«, sagte Rulfan, der auf einen Felsbrocken gestiegen war, um den Mann zu beobachteten. »Einer der Söldner dieses Geistesjägers.«
    »Ein Diener meines Bruders?« Lysambwe spähte dem hastig näher kommenden Mann entgegen. »Tatsächlich! Es ist dieser Belami!«
    »Ich dachte, dein Bruder wäre nach Nordosten gezogen«, sagte Matt verwundert. »Was machen dann seine Leute noch hier in dieser Gegend?«
    »Fumo Omani hat gelogen!«, zischte Lysambwe. »Er lügt, wann immer er den Mund aufmacht.«
    Sie beobachteten den rothaarigen Mann im Hang. Er rutschte aus, rappelte sich wieder hoch, stolperte näher.
    »Hilfe!«, rief er von weitem. »Hilfe! So helft mir doch!«
    Lysambwe, Matt und Rulfan gingen ihm entgegen. »Sie haben uns überfallen!«, jammerte der dürre Bursche. »Sie haben uns ausgeraubt! Sie haben deinen Bruder gefangen genommen!«
    Es war ohne Zweifel einer der Kämpfer des Geisterjägers.
    An der Fistelstimme vor allem erkannte Matt Drax den Rothaarigen wieder.
    »Wer hat euch überfallen?«, fragte Rulfan. »Beruhige dich erst mal und sprich verständlich! Wer, bei Wudan, hat Fumo Omani gefangen genommen?«
    »Zilverbaks!« Belami wandte sich an Hauptmann Lysambwe. »Starke Zilverbaks, eine Frau und drei Männer waren bei ihnen. Die Frau hatte eine breite Narbe im Gesicht und auf dem Schädel, die Männer hatten ziemlich helle Haut. Du musst etwas tun, Lysambwe! Dein Bruder ist in Lebensgefahr!«
    Aus schmalen Augen musterte Lysambwe den Rothaarigen.
    Der kaiserliche Gardist machte nicht den Eindruck, als würden ihn die Nachrichten von den Schwierigkeiten seines Bruders beunruhigen. »Wann immer Fumo Omani in Schwierigkeiten steckt, hat er sie verdient«, sagte er seelenruhig.
    »Wer sind die ›Zilverbaks‹«, wollte Matt wissen.
    »Primitive Großkotze mit schwarzen Pelzen«, sagte Lysambwe. »Schlaue Monkees im Grunde. Wichtiger jedoch: Es sind, genau genommen, Untertanen des Kaisers. Denn der Kilmaaro ist kaiserliches Hoheitsgebiet.«
    »Stimmt«, sagte Rönee. »Und weil dieser Berg kaiserliches Hoheitsgebiet ist, müssen wir deinem Bruder wohl oder übel zur Hilfe kommen…!«
    ***
    Amboseli Nationalpark, Kenia, März 2012
    Sie hatte rotes Haar und weiße Haut. »Carol Berger«, sagte sie leise. »Ich bin die Chefstewardess.« Ihre Augen waren feucht. »Der Copilot hat die Notlandung nicht überlebt.« Hinter ihr rutschten Menschen über eine Rettungsrampe aus der Cockpitluke. Einige kletterten durch das Geäst des Affenbrotbaumes nach unten. Die Luft war heiß, Sturmböen schüttelten die Zweige und bauschten Kleider und Jacken auf.
    »Es gibt eine Landepiste hier im Nationalpark«, sagte Major Mogbar unfreundlich. »Warum sind Sie denn nicht dorthin geflogen?«
    »Wir hatten buchstäblich keinen Tropfen Treibstoff mehr«, erklärte die Frau. Carol Berger hatte harte Gesichtszüge und dunkle Ringe unter den Augen. Sie roch nicht mehr ganz frisch, und ihre blaue Stewardessenjacke war fleckig.
    »Sonst noch Verletzte durch die Landung?«

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