2121 - Turm der Visionen
Korrinth'ka keine Ruhe mit seiner ewigen Rechthaberei geben konnte, und Kra'assekk kläglich als geflissentlicher Mittler scheiterte. Als Ideeneinflüsterer für den manchmal konzeptlos faselnden oder sich zu oft wiederholenden Ra-Ni-Ki füngierte ein junger Humanoider mit dem unaussprechlichen Namen Krsvgehltnwtzkny, kurz Kenny genannt.
Trim verkniff sich ein Lachen. Es ist eben überall wie zu Hause, dachte er vergnügt.
„Gibt es auch Kritiker, die diese Kritiken kritisieren?" Myles Kantor konnte sich nicht enthalten, er genoss jeden Buchstaben dieses Satzes, schien ihn auf der Zunge zu schmecken, bevor er ihn entließ.
„Selbstverständlich", antwortete Chap prompt, und nun prusteten Trim, Mondra und Startac los.
*
Sie betraten die weitläufige Eingangshalle des Gebäudes - und erlebten eine Überraschung. Vor ihnen lagen zwei jeweils zehn Meter durchmessende Schächte. Ausgehend von hier oben, erstreckte sich eine unüberschaubare Reihe von Etagen in den Untergrund. Deshalb wirkte das Gebäude zunächst enttäuschend: Es stellte wirklich nicht mehr als den Eingang in eine riesige unterirdische Anlage dac In jedem der Schächte entdeckte Trim Marath ein Gewimmel von Visienten und Besuchern, es mochten Tausende sein, die sich hier aufhielten.
Chap trat über den Rand eines Schachtes - und schwebte langsam hinab. Die Gruppe folgte ihm; die Schwerkraft war hier auf ein Zehntelgravo reduziert.
Langsam sanken sie an endlos scheinenden Korridoren, Gängen und Regalen vorbei hinab. Unterwegs begegneten sie vielen Visienten, diesen verhutzelten kleinen Gnomen, die hier in der Schwerelosigkeit plötzlich überhaupt nicht mehr unbeholfen und plump wirkten. Die kleinen Wesen zeigten einen anmutigen, ja eleganten Bewegungsrhythmus, während sie zwischen den Korridoren hin- und herwechselten. Dies schien ihr eigentliches, wahres Zuhause zu sein, und alle wirkten in höchstem Maße beschäftigt und konzentriert.
Hier unten waren nunmehr Besucher wie die Galaktiker oder andere Gäste aus den Malischen Dschunken die Störfaktoren, denn sie fanden sich in der Schwerelosigkeit keineswegs so mühelos zurecht und erreichten lediglich mit ungelenken und eher erheiternden Bewegungen ein anvisiertes Ziel.
Die Schreiber achteten größtenteils nicht auf die Besucher. Diese schienen ihnen auch nicht auf die Nerven zu gehen, wenn sie die Visienten mit Fragen überschütteten. Sie antworteten direkt, mit höflichen, ruhigen Stimmen, und wiesen jedem Verirrten den Weg. Manchen gar zu Ungeschickten führten sie sogar selbst.
Chaparu-27 zeigte den sieben von der SOL endlos scheinende Computerreihen, Foliantenregale, akustische und optische Aufzeichnungs- und Wiedergabestudios. Trim beobachtete einmal zwei Visienten, die gerade eine holografische Sternenkarte erstellten und in den dreidimensionalen Abbildungen liebevoll geschwungene Eintragungen in Diamal-Handschrift vornahmen.
Soweit Trim es überblicken konnte, ging es kilometertief in den Untergrund. Ob all diese gesammelten Erkenntnisse tatsächlich uneingeschränkt der Wahrheit entsprachen, war natürlich kaum herauszufinden.
„Ich verlasse euch nun hier und warte oben am Eingang auf euch", erläuterte Chap. „Es steht euch frei, nach Herzenslust hier herumzustöbern. Wir müssen nur bis Einbruch der Dunkelheit in eurer Herberge zurück sein, das ist so Vorschrift. Über Nacht werden die Mediotheken ohnehin für Besucher geschlossen, also könnt ihr die Zeit nicht verpassen."
Der rot karierte Blechkasten schwebte nach oben, und die Gruppe teilte sich auf. Es war utopisch anzunehmen, hier sofort etwas über Thoregon herauszufinden. Aber sie mussten sich wenigstens einen Einblick verschaffen, um dann vielleicht mit einer gezielten Suche weiterzukommen.
Die beiden Mutanten taten sich zusammen und wählten willkürlich eine Etage aus, in der sie sich umsehen wollten.
Zum Glück war alles in Diamal aufgezeichnet, so dass sie bei der Recherche keine Verständigungsprobleme haben sollten. Sie durchstöberten Folianten, betrachteten dreidimensionale Hologramme oder riefen an Holoprojektoren Filme ab.
Die Stunden vergingen schnell. Obwohl sie keinerlei Systematik fanden, waren die beiden völlig fasziniert und vergruben sich immer mehr in. die Archive.
„Hast du gewusst, dass die Ziatpiu ursprünglich nicht im
695.
Kretenz nach Gormwühl kamen, sondern erst später?", fragte Startac seinen Freund nach dem Studium eines Folianten.
„Nein, das ist mir ganz
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