2121 - Turm der Visionen
es lag vielleicht nicht mehr fern. Denn jetzt fing es sogar an, aus seinen Ohren zu laufen. Trim spürte, wie etwas feucht den Hals hinabrann. Er hatte aber inzwischen einen Punkt erreicht, wo der Schmerz sich allmählich in Euphorie umwandelte. Von jetzt ab konnte der Rückzug nur noch von außen erzwungen werden, daran denken würde er nicht mehr.
Da spürte er einen vertrauten Ruck in seinem Kopf, und etwas anderes floss aus ihm heraus, wie ein schwarzer Nebel.
Oh, dachte er. Jetzt du?
*
Atlans Geschwindigkeit beim Sichten des Materials hatte mit der Zeit erheblich zugenommen. Er zwang sich dazu, nicht in Versuchung zu geraten und sich in interessante Informationen zu verbeißen, sondern sich nur auf die Inhaltsverzeichnisse zu konzentrieren. Auf diese Art und Weise kam er viel schneller voran.
Die Visienten konnten ihm bei seiner Suche nicht helfen. Sie verfügten zwar über ein fotografisches Gedächtnis, aber dieses funktionierte nur selektiv. Immerhin erhielten sie bei jedem Abstieg Riks einen Schwall an Informationen, wobei nicht jeder von ihnen alles auf einmal erhielt, da begreiflicherweise die Grenze der Aufnahmekapazität schnell erreicht war.
Sobald die Übermittlung abgeschlossen war, machte sich der Schreiber auf den Weg zu seiner Mediothek und brachte die Daten in eine jedermann zugängliche Form. Hatte er seine Arbeit abgeschlossen, „leerte" er auch mit einer speziellen Meditationstechnik sein Gehirn, um die nächsten Informationen aufnehmen zu können.
Andere Schreiber waren damit beschäftigt, fehlendes Material zu vervollständigen und zu aktualisieren.
Sobald ein Visient in seine Nähe kam, erkundigte Atlan sich bei ihm nach dem Stichwort Thoregon, doch bisher sagte dieser Begriff keinem von ihnen etwas. Trotz der immensen Datenfülle gab es kein zentrales Register, weil es von Anbeginn an, also sicherlich seit Jahrhunderttausenden, vielleicht Jahrmillionen, versäumt worden war.
Anscheinend war zu Anbeginn niemand auf die Idee gekommen oder damit beauftragt worden. Nun, im Nachhinein, konnte es nicht mehr erstellt werden, dazu war es einfach zu viel Material.
Und das Volk der Visienten war nicht zahlreich; es gab keinen von ihnen, der einer anderen Arbeit nachging.
Jeder Erwachsene war vollständig mit der Archivierung und Aufbereitung der Daten ausgelastet; das konnte damals schon der Fall gewesen sein.
Es gab viele Möglichkeiten und Gründe. Ein sträfliches Versäumnis war es trotzdem, mit dem die Galaktiker sich jetzt herumschlagen mussten. Wenn es wenigstens eine nachvollziehbare Systematik gegeben hätte ... Aber auch das war anscheinend unmöglich.
Zufällig stieß der Arkonide auf eine neuere und für ihn interessantere Information. Eine dreimensionale Aufzeichnung zeigte, wie sich die Riesensonne Taknu in eine Nova zu verwandeln drohte.
Atlan hielt den Atem an: Taknu, das Tiefenland, die Geschehnisse in Behaynien ... Er drängte die Gedanken zurück, bevor ihn der Erinnerungsschub überwältigen konnte.
Gespannt schaute er zu, was ihm die Dokumentation zeigte: Die kosmischen Ordnungsmächte griffen tatsächlich ein. Er sah Tausende von Spezialschiffen, die extra erbaut wurden. Angeführt von einer großen Walze, die blau schimmerte, umringten sie die Riesensonne und schafften es durch den Einsatz kosmokratischer Technik, die Explosion der Sonne abzuwenden.
Atlan lächelte. Wenn ich das Perry erzähle, wird er geradezu erleichtert sein. Auch wenn wir diese Geschehnisse fast schon verdrängt haben ...
Der Arkonide wollte sich gerade einem neuen Regal zuwenden, als er plötzlich von einer schrillen Sirene aufgeschreckt wurde.
Zwei Visienten, die gerade an ihm vorbeischwebten, stockten. „Das ist der Alarm!", sagte einer von ihnen, sichtlich schockiert.
„Das gab es seit langer Zeit nicht mehr!", fügte der andere hinzu.
In diesem Moment verkündete eine mechanische Stimme über Lautsprecher: „Achtung, Achtung! Soeben wurde Vision in Alarmbereitschaft versetzt. Alle Besucher der Mediotheken und die Schreiber haben sich unverzüglich an die Oberfläche zu begeben und dort weitere Weisungen abzuwarten. Nach Ablauf einer vorgesehenen Frist werden die Zugänge verschlossen und die Schächte versiegelt, danach ist kein Entkommen mehr möglich."
Das darf doch nicht wahr sein!, dachte Atlan wütend. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als der Aufforderung Folge zu leisten.
Das taten auch alle anderen Besucher. Im Nu war der riesige Schacht hoffnungslos
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