2121 - Turm der Visionen
der gerade Umrisse erhellte.
Der mentale Druck wurde stärker und stärker. Bis jetzt hatte Trim sehr gut durchgehalten.
Hoffentlich war die Grenze seines Durchhaltevermögens nicht erreicht, bevor er bei Rik angekommen war.
Nein, das nicht. Sobald sich ein solcher Gedanke in seinen Verstand schleichen wollte, blockte Trim ihn sofort ab. Allein der Durchhaltewillen zählte und der stetige Gedanke ans Aufwärts, über alle Zweifel erhaben.
Dennoch wurde er auf eine sehr harte Probe gestellt, denn es wurde immer anstrengender.
Zuerst brach ihm der Schweiß aus.
Dann fingen seine Hände an zu zittern.
Die Beine ...
Der Puls beschleunigte sich zu wilder Raserei. Es war, als wenn ein völlig Ungeübter versuchte, über mehrere hundert Meter im Höchsttempo zu rennen. Die inneren Organe drängten nach außen, als ob sie keinen Platz mehr in seinem Körper hätten. Einige Rippen knackten bedenklich.
Trim spürte, dass seine Nase zu laufen anfing. Er hoffte nur, dass es kein Blut war. Er war nicht in der Lage, es abzuwischen; er hatte keine Kraft mehr. Sein Körper musste selbst sehen, wie er zurechtkam, er musste sich auf den Willen konzentrieren.
Durchhalten. Durchhalten!
Sein Leben schien nur noch aus Prüfungen und Herausforderungen zu bestehen. Doch diesmal gab es einen Unterschied: Er setzte sich freiwillig dieser Tortur aus. Niemand zwang ihn dazu; selbst die Verlockung war nicht so stark, dass er ihr nicht trotzdem widerstehen könnte.
Aber der Mutant hatte das Gefühl, dass es richtig war. Und keine Angst, obwohl sich inzwischen sein ganzer Körper bitter beschwerte und ihm durch immer heftigere Schmerzen mitteilte, dass er vielleicht nicht über dasselbe Durchhaltevermögen wie der Verstand verfügte. Jedem Organismus waren Grenzen gesetzt. Die Gesetze der Natur, des Lebens ließen sich umgehen, aber nie ändern.
Durchhalten. Durchhalten!
Ab einem gewissen Stadium setzte sich Trims Sturheit durch. Er war von Natur aus introvertiert, ein wenig schüchtern und vorsichtig. Aber wie sein Freund Startac hasste er Vorschriften, willkürliche Bestimmungen und das Gefühl, von jemandem ausgenutzt zu werden.
Seiner Mentalität entsprach, den Weg des schlimmsten Widerstands zu gehen; Grenzen stellten eine unwiderstehliche Herausforderung dar. Und in diesem Fall, weil er ja wusste, dass er erwartet wurde, und weil er selbst hinaufwollte, würde er nicht nachgeben.
Trim Marath hatte sich die ganze Nacht darauf vorbereitet, nun würde er nicht mehr scheitern. Wozu sonst das Ganze? Damit Mohodeh Kascha ihn trösten und ihm wieder einmal sagen konnte, dass es in Wirklichkeit keine Versager gab?
Warum tust du mir das an?, dachte Trim wütend. Macht dir das Spaß?
Aber vielleicht war es ja gar keine Absicht, keine „Prüfung". Vielleicht konnte Rik nichts dafür, so eine Qual auszusenden, und wollte möglicherweise sogar davon „erlöst" werden, indem nach Äonen endlich einmal jemand bis zu ihm hinaufkam, in die Gefilde seines Turms. Selbst wenn er hin und wieder „herabstieg", was auch immer das genau bedeuten mochte, könnte Rik sich vielleicht als einsamer Gefangener fühlen, der gern mal, und sei es nur für kurze Zeit, sein Gefängnis mit einem anderen teilte, um nicht nur immer hinauszuhorchen auf den Pulsschlag des Universums, sondern unmittelbar das Leben selbst, zerbrechlich und sterblich, dicht bei sich zu fühlen?
Die Beziehung zu den Visienten reichte dafür bestimmt nicht aus. Wenn der Statistiker herabstieg, drängte sein neues Wissen aus ihm heraus, und er müsste es unbedingt loswerden. Die Schreiber nahmen das Wissen auf; sie hatten keine Zeit, mit Rik zu kommunizieren.
Es war etwas anderes, einmal nur einen Gast bei sich zu haben, mit ihm ein paar Momente zu teilen, sich auszutauschen, seine Fragen direkt zu beantworten. So könnte es doch sein, oder? Warum sonst gibst du den Besuchern die Möglichkeit, zu dir aufzusteigen, anstatt dich abzuschotten? Dass es bisher keiner geschafft hat, liegt eben an deiner Beschaffenheit, an deiner Macht, die nicht jeder ertragen kann.
Vielleicht hatte Rik in Trim das Potential erkannt, dass er es schaffen könnte.
Wie im Märchen: Ich gebe ihm einen KUSS, er wacht auf und ist erlöst. Und verwandelt sich in eine wunderschöne Prinzessin, die mir aus Dankbarkeit alle Wünsche erfüllt.
Trim grinste still in sich hinein. Solche Träumereien waren doch tröstlich; hoffentlich gab es dann nur kein böses Erwachen ...
Dieses könnte es durchaus geben, und
Weitere Kostenlose Bücher