Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2122 - Die Prinzenkrieger

Titel: 2122 - Die Prinzenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
glaubte Soner, den Propheten Riddyn zu erkennen. Um den Riesen herum standen Tiegeln mit Salben und Fläschchen mit Tinkturen. Er tauchte die Fingerkuppen in die Tiegeln, und als sie weder zum Vorschein kamen, waren sie fettig. Damit bestrich Riddyn dann Soners Hinterkopf und Nacken.
    Aber anstatt den Schmerz zu lindern, wie Soner gehofft hatte, wurde der Saltan-Parasit nur gereizt und begann derart zu toben, dass Soner glaubte, vor Schmerz wahnsinnig werden zu müssen.
    Sein Dämmerzustand besserte sich von Tag zu Tag, die Schmerzen aber blieben. Riddyn klärte ihn darüber auf, dass Prinzenkrieger Marca ihn zur Pflege ins Kloster Naban-Adim hatte überstellen lassen, um ihn seiner Pflege zu überlassen. Riddyn konnte jedoch nicht viel tun, außer die Wunde zu pflegen, die der Saltan gerissen hatte. Kaum war sie aber halbwegs verheilt, platzte sie immer wieder auf, wenn der Saltan zu toben begann.
    „In ein paar Tagen schon wird sich der Saltan beruhigt haben", tröstete Riddyn. „Dann wird er mit seinem eigentlichen Werk beginnen."
    Tatsächlich ließen die Schmerzen nach drei oder vier Tagen nach. Der Saltan verhielt sich nunmehr ganz ruhig, wirkte wie ein natürlich gewachsener Zopf auf Soners Hinterkopf, zumal er von derselben Farbe wie des Prinzen Haupthaar war.
    „Jetzt ist der Saltan eins mit dir geworden, Soner, und wird damit beginnen, dir die Seele aus dem Leibe zu saugen", erklärte Riddyn.
    Soner wollte entsetzt aufbegehren, aber Riddyn beruhigte ihn. „Ich werde Vorsorgen, damit deine Seele nicht im Nichts verloren geht. Wir werden sie an ihren Platz weisen und ihr einen Sitz geben."
    Riddyn holte einen kleinen Dolch hervor, der in einer schlicht wirkenden, metallenen Scheide steckte.
    Riddyn behauptete, dass schon der materielle Wert des Dolches eine gigantische Summe ausmache - allein an der Fertigung der Scheide sei drei Jahre lang gearbeitet worden, und der Dolch habe einen doppelt so langen Härtungs - und Fertigungsprozess hinter sich. Der Dolch hatte eine acht Zentimeter lange, rasierklingenscharfe Schneide und war leicht gebogen.
    „Dies soll ab jetzt dein Mischim sein", bedeutete ihm Riddyn. „In ihn wird deine Seele eingehen."
    Riddyn band den Dolch mitsamt der Scheide in einer kunstvollen, komplizierten Verschnürung am Saltan fest.
    Soner waren die Hintergründe für diese Prozedur halbwegs geläufig, aber er ließ sich von Riddyn gerne die Details erklären.
    Den Pfauchonen wurde ihre Seele für das Leben von den Göttern bloß geliehen. Soners Seele - und die Seelen aller Saltanträger - wurde vom Saltan abgesaugt. Damit die Seele nicht im Nirgendwo verloren ging, wurde sie in den Mishim abgeleitet und von diesem gespeichert. Der Mishim würde fortan Träger von Soners Seele sein.
    Aber bis es so weit war, stand Soner eine langwierige, schmerzensreiche Prozedur bevor. Er würde tausend Tode und mehr sterben, bis der Saltan sich endgültig beruhigt hatte und die Metamorphose mit dem Wirt abgeschlossen war.
    Und damit würde die extrahierte Seele des Prinzen endgültig im Mishim ihren Sitz gefunden haben.
    Prinz Soner und sein Mishim würden dadurch auf Lebenszeit miteinander verbunden sein. Erst mit seinem Tod würde seine Seele aus dem Mishim ins Ewige Jenseits zurückkehren, aus dem sie ihm bei seiner Geburt einst eingehaucht worden war.
    Es war absolut notwendig, ein Leben in Ehren zu führen und einen ehrenvollen Tod zu sterben, damit seine Seele Einzug ins Ewige Jenseits finden konnte. Würde der Prinz die Ehre verlieren, würde er sie gar durch eine unehrenhafte Handlung aufs Spiel setzen, dann gab es nur einen Ausweg, seine Seele doch noch zu retten. Er musste sie sich ins Herz stoßen. Das hieß im Klartext: Er musste mit dem Mishim - der ja Träger seiner Seele war - rituellen Selbstmord begehen.
    Er würde dabei gut zielen müssen, um einen präzisen Treffer zu landen. Denn traf er nicht voll ins Herz, trat entweder der Tod nicht ein oder der Mishim würde die in ihm gespeicherte Seele nicht freigeben.
    Es war der schlimmste Albtraum eines jeden Saltanträgers, sterben zu müssen, ohne seine Seele mit sich zu nehmen.
    Bei Soner dauerte es ein volles Jahr, bis der Kampf mit dem Saltan beendet war. Es war ein Jahr des qualvollen Siechens und des Sterbens. Danach war er wiedergeboren. Keine Schrecken dieser Welt konnten ihm von nun an noch Furcht einjagen, kein noch so schlimmer körperlicher Schmerz würde ihn beugen können. Denn er hatte in diesem Jahr alle vorstellbaren

Weitere Kostenlose Bücher