2122 - Die Prinzenkrieger
So etwas wie einen geregelten Verkehr gab es nicht mehr, die Roboter versuchten vergeblich, ihre Schäfchen beisammenzuhalten.
Und von überall tauchten die Visienten auf und versuchten Standorte zu erreichen, von denen sie die Botschaft des Pangalaktischen Statistikers in Ruhe und Konzentration aufnehmen konnten. Denn diese gnomenhaften, verhutzelt wirkenden Geschöpfe in ihren himmelblauen Kutten waren die Schreiber und Archivare der Statistiker, die deren Verkündungen für die Ewigkeit festhielten.
Da die Pangalaktischen Statistiker sich auf rein mentalem Wege mitteilten, konnten ihre Botschaften nicht aufgezeichnet werden. Die Visienten, die seltsamen Ureinwohner von Zabar-Ardaran, besaßen jedoch so etwas wie ein fotografisches Gedächtnis. Mit ihrem unglaublichen Merkvermögen konnten sie die Verkündungen der Statistiker memorieren und später in den Kosmischen Mediotheken aufzeichnen.
Ihnen stellte sich niemand in den Weg, jedermann machte beflissen Platz, wenn einer der nur 1,3 Meter großen Zwerge in der himmelblauen Kutte auftauchte.
Trotz des Gedränges blieb die Gruppe von Pilgern aus der Ukkhar-Kaza beisammen. Sie orientierten sich alle an der prunkvoll gekleideten Gestalt des Prinzenkrieger Marca. Keiner von ihnen strebte dem Zentrum unter dem Turm zu, da auch ihr Prinzenkrieger die Randzone bevorzugte.
Doch Soner hatte den festen Vorsatz, sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit abzusetzen. Es hieß, dass es Pilgern mit starkem Geist möglich war, ins Innere der Türme zu gelangen. Wenn sie dem mentalen Druck des Pangalaktischen Statistikers standhalten konnten, wurden sie schwerelos und schwebten im finsteren, alles Licht absorbierenden Innern des Turmes in die Höhe - und zwar in solch schwindelnde Höhen, wie es ihnen die Widerstandskraft ihres Geistes erlaubte.
Und das wollte auch Soner versuchen. Es war ein unbestechlicher Test für seine mentale Stärke.
Soner machte sich klein und bahnte sich in Richtung Zentrum einen Weg durch die Menge. Als er wieder aufblickte, war von Prinzenkrieger Marca und seinen Höflingen nichts mehr zu sehen.
Geschafft!
Soner wollte sich weiter auf das Zentrum zu bewegen. Doch da sah er dieses Geschöpf. Es war ein weibliches Wesen, dessen Anblick ihn elektrisierte. Eine Pfauchonin, die ihm schier den Atem raubte, ihn wie magisch anzog.
Er erhaschte nur einen Blick auf sie, dann war dieses übernatürliche Geschöpf auch schon wieder verschwunden.
Obwohl ihm nur ein kurzer Blick auf sie gegönnt gewesen war, hatte er sich alle Einzelheiten an ihr einprägen können. Er hatte sogleich erkannt, dass sie eine „Fremde" war, nicht aus der Ukkhar-Kaza stammte. Noch schlimmer, sie trug das Emblem der Ukkhar-Kmi und war eine Untertanin des Herrn des Morgens Vaccine - und somit eine Feindin.
Doch das zählte nicht für Soner. Er hatte beim ersten Sichtkontakt gespürt, dass sie zusammengehörten.
Etwas hatte in ihn wie der Blitz eingeschlagen und ihm gesagt, dass sie füreinander bestimmt waren. Es war gozin, dass sie sich hier begegneten.
Er musste diese Frau finden, koste es, was es wolle!
Soner kämpfte verzweifelt gegen den Strom von Leibern an, wurde gestoßen und stieß zurück. Es war ihm auch egal, dass er einen Visienten umrannte, der ihm im Wege stand.
Ein seltsames Wesen, wie er es zuvor noch nie gesehen hatte, mit einer Unzahl von Tentakeln und Fühlern auf dem Kopf, sah ihn anstürmen und gab ihm den Weg frei. Dahinter tauchte eine andere Gestalt auf, der Soner nicht mehr ausweichen konnte. Es kam zum Zusammenprall, obwohl Soner im letzten Moment ausweichen wollte.
Jetzt erst, als ihre Körper aufeinander trafen, erkannte Soner, dass es sie war.
Die unbekannte Pfauchonin, die ihm ein unergründliches gozin über den Weg geschickt hatte. Er sah sie mit erstauntem Gesichtsausdruck taumeln, griff nach ihren Händen und konnte so verhindern, dass sie schwer nach hinten stürzte.
Und dann lag sie wie durch einen Zauber in seinen Armen. Soner war wie berauscht. Er konnte nicht zusammenhängend denken. Er hatte keinen Verstand, er war pures Gefühl. Und das unbekannte Wesen, das er in den Armen hielt, die potentielle Feindin aus der Ukkhar-Kmi, erwiderte den Druck seines Körpers.
Ihre Herzen schlugen wie eines. Ihr Atem hatte denselben Rhythmus. Die Vibrationen ihrer Körper schwangen in absoluter Harmonie.
Sie blickte ihn an, und da las er in der Tiefe ihrer Augen, dass auch sie wusste, dass sie zusammengehörten, dass sie füreinander
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