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2122 - Die Prinzenkrieger

Titel: 2122 - Die Prinzenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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- er sah beinahe wie gewachsen aus, wie eine durch eine launische Erosion entstandene Felsnadel. Aber natürlich war dem nicht so, das wusste Soner.
    Der Prinz hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Er wandte die Augen dem Prinzenkrieger Marca zu und stellte fest, dass dieser ihn tatsächlich ansah. Und er lächelte.
    „Ich bin froh, es erleben zu dürfen, dich als Saltanträger an meiner Seite zu haben", sagte Marca in der Ehrensprache und mit einer Wärme in der Stimme, wie Soner sie noch nie an ihm bemerkt hatte. „Und noch dazu an einem so bedeutungsvollen Ort und einem solch epochalen Ereignis."
    „Mir bedeutet dies auch sehr viel... Vater", antwortete Soner.
    Er fühlte sich in diesem Moment seinem Vater so nahe wie nie noch zuvor.
    „Weißt du, dass du mich sehr an deine Mutter erinnerst, Soner? Wenn ich dich betrachte, sehe ich ihr Bild vor mir."
    Soner wusste darauf nichts zu sagen. Sein Vater hatte die Mutter ihm gegenüber noch nie erwähnt.
    Niemand hatte je über ihr Schicksal mit ihm gesprochen, Soner kannte noch nicht einmal ihren Namen. Und auf einmal, aus heiterem Himmel und ohne Anlass, griff sein Vater dieses Thema auf, das für alle am Hof stets tabu gewesen war. Lag dies an diesem besonderen Ort, dass sein Vater sich ihm öffnete? Soner hätte sich gewünscht, dass dem nicht so war, sondern dass mit seinem Vater eine generelle Wandlung vor sich gegangen war, die es ihm möglich machte, Gefühle zu zeigen.
    „Der Name deine Mutter war Shebea, und sie war die schönste Pfauchonin, die diese Galaxis je hervorgebracht hat", erzählte sein Vater mit leiser, warmer Stimme, während sie dem Turm des Pangalaktischen Statistikers Raud entgegenglitten. „Ich habe sie mehr geliebt als alles andere, mehr als mein Leben, sie war mir wertvoller als die eigene Seele. Doch es war ihr bestimmt, jung zu sterben - gozin! Nur wenige Stunden nach deiner Geburt fiel sie einem Attentat, zum Opfer. Ich habe sie still und ohne Pomp begraben, weil Shebea es sich so gewünscht hat." Er sah Soner wieder fest - und fast liebevoll - in die Augen. „Ich bin sicher, dass etwas von ihr in dir weiterlebt."
    Der Prinz war ein wenig peinlich berührt, seinen Vater so reden zu hören. Andererseits war er froh, ihm endlich einmal näher gekommen zu sein.
    „Wer hat diesen feigen Meuchelmord begangen?", fragte Soner. „Hast du die Attentäter ihrer gerechten Strafe zugeführt?"
    Das Gesicht seines Vaters wurde mit einem Schlag wieder verkniffen, er war nun wieder ganz der gefühlsarme, harte Prinzenkrieger Marca. Soner dachte, dass sein Vater sich ihm erneut verschlossen habe. Aber dann sprach Marca weiter.
    „Koshy-Shyna!", presste er hervor. „Ich weiß, dass dahinter das zweimal achtköpfige Ungeheuer steckte. Diese Geißel der Ukkhar, die Kazién schon seit undenklichen Zeiten heimsucht."
    Soner wagte nichts darauf zu sagen, er hoffte, dass sein Vater von sich aus weitersprach.
    „Ich werde dir etwas anvertrauen", sagte der Prinzenkrieger. „Aber du sollst es sofort wieder vergessen.
    Du darfst dies nie zur Sprache bringen. Versprich es bei deiner Ehre!"
    „Ehrensache, Vater!"
    „Ich habe aus Angst um dich nichts gegen die Koshy-Shyna unternommen", sagte Marca mit leiser, bebender Stimme. Soner wusste, wie schwer ihm dieses Geständnis fiel, obwohl es ihn sicherlich erleichterte, sich seinem Sohn mitzuteilen. „Man schickte mir eine deutliche Warnung. Deine Amme Iffenate wurde im Schlaf betäubt. Dann hat man ihr eine Brust abgeschnitten und mir durch einen Kurier überbringen lassen."
    Soner rief sich seine früheste Kindheit in Erinnerung, aber ihm war nie aufgefallen, dass Iffenate nur drei Brüste gehabt hätte.
    „Hüte dich vor der Koshy-Shyna", sagte Marca sehr unheilschwanger. „Aber lass dich nie von ihr beugen, mein Sohn!"
    Damit war das vertrauliche Gespräch zwischen Vater und Sohn beendet. Denn sie erreichten den Turm von Raud'ombir.
     
    *
     
    Der gigantische und spitz zulaufende Turm besaß kein Fundament. Er schien in einer Höhe von zehn Metern zu schweben. Innerhalb dieser zehn Meter Höhe war nur ein leicht flimmerndes Feld zu erkennen, d5s sich bis zu einer Höhe von zwanzig Metern verdichtete, und erst ab der Dreißig-Meter-Marke bekam der Turm seine typische Sandfarbe und materielle Festigkeit.
    Jedermann konnte die spiegelnde Fläche unter dem Turm betreten und sich frei in dem Flimmerfeld bewegen. Hier herrschte ein Schieben und Drängen, weil alle dem Zentrum unter dem Turm zustrebten.

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