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2123 - Wahnzeit

Titel: 2123 - Wahnzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ganze Zeit über als Implantat in ihrem Körper. Durch einen Impuls wurde die Kapsel zum Platzen gebracht und das Gift freigesetzt.
    Es musste sich blitzschnell in ihrem Körper ausgebreitet und auch die Milch vergiftet haben, die der kleine Prinz zu trinken bekam. Er war nach dem ersten Schluck bereits verloren. Die Amme überlebte ihn nur deswegen um einige Augenblicke, weil ihr Körper mehr Widerstandskraft als der des Säuglings hatte ... Verzeih mir, mein Prinzenkrieger, aber das sind die Tatsachen."
    Soner winkte nur ab. Es war ihm kein Trost, dass sich der Minister bewusst war, wie sehr er ihn mit seinen ausführlichen Schilderungen verletzte. Er tat ja nur seine Pflicht. Was Soner zusätzlich bekümmerte, war die Tatsache, dass die Macht der Koshy-Shyna bis in die intimsten Bereiche seines Palastes reichte.
    Aber wenn das Ungeheuer mit den zwei mal acht Köpfen glaubte, ihn durch dieses Attentat in die Knie gezwungen zu haben, dann täuschte es sich gewaltig. „Der Kampf geht weiter!", sagte Soner unbeugsam. „Jetzt erst recht!"
     
    6.
     
    Ballade vom braven Koch Kirio Kino war nur ein einfacher Koch im Kloster Naban-Adim. Verglichen mit den geradezu göttlichen Propheten, die er betreute, war er ein Nichts. Aber er hatte immerhin neun Leute unter sich, die ihm widerspruchslos zu gehorchen hatten.
    Und er hielt sich streng an seinen Begriff von Ehre. Er war ein Pfauchone von Ehre, von welch niedriger Geburt er auch war. Er musste kein Saltanträger sein, um streng auf sein Seelenheil zu achten. Für das leibliche Wohl der Propheten zu sorgen, das war ihm eine heilige Pflicht.
    Denn die Propheten von Naban-Adim waren es, die dem Prinzenkrieger Soner und seiner sanften Gemahlin, der Liebsten des Volkes von Kazién, die Weissagungen für ihre Zukunft erstellten. Und solche wichtigen, mit göttlichem Funken begnadeten Wesen verdienten die beste Betreuung, die es nur geben konnte. Was Kirio zu ihrem leiblichen Wohlergehen beitragen konnte, das tat er. Es würde ihm einst im Ewigen Jenseits vergolten werden. Denn dort würde jede ehrenhafte Handlung aufgerechnet werden, und seine täglichen Handlungen würden sich zu einer schönen positiven Summe addieren.
    Das musste seiner Familie zugute kommen: seiner Frau Espera, seinen beiden Söhnen Burco und Liffor, die zu seinen Helfern zählten, und seiner heiß geliebten Tochter Linnate. Linnate war sein besonderer Stolz. Denn während seine beiden Söhne ohne Ehrgeiz waren und nicht das Zeug besaßen, einst seine Nachfolge anzutreten, war seine Tochter mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet.
    Linnate hatte sämtliche Prüfungen in den Schulen von Kazién mit Auszeichnung bestanden und hatte Aufnahme in die Raumakademie der Gläsernen Stadt gefunden. Eines nicht mehr allzu fernen Tages, so sah Kirio vor sich, würde Linnate als Kommandantin eines pfauchonischen Sternenkreuzers ganz Akhimzabar bereisen. Die Verwirklichung dieses Traumes wollte Kirio noch erleben, dann könnte er in Frieden mit sich und der Welt ins Ewige Jenseits einkehren.
    Als Kirio sein Tagwerk beendet hatte, machte er sich gegen Ende der letzten Stunde des Tages auf den Weg in seine Wohnung, die in den Kellergewölben des Klosters lag. Die durch die Lichtschächte fallenden Strahlen der untergehenden Sonne wiesen ihm den Weg durch die Korridore des Klosters und über die Treppe in die Gewölbe mit seiner Wohnung. Eigentlich hätte er kein Licht gebraucht, denn er kannte den Weg so gut, dass er ihn sogar blind gefunden hätte.
    Als er an diesem Abend die Tür zu seiner Wohnung öffnete, bot sich ihm ein Bild des Schreckens dar, das ihn entsetzt zurückprallen ließ. Grelles, künstliches Licht erhellte den Raum, der eigentlich im Dunkeln hätte liegen müssen: Kirio war als tiefgläubigem Pfauchonen elektrisches Licht verpönt.
    Und im blendenden Licht des Scheinwerfers standen seine Frau, die beiden Söhne und selbst Linnate, die eigentlich auf der Raumakademie hätte sein müssen, in einer Reihe da. Ihre Körper waren gefesselt, die Arme auf den Rücken gebunden. Und hinter jedem seiner Familienmitglieder stand eine vermummte Gestalt in einer weißen Kutte, die scharfe Klinge eines blitzenden Dolches an die entblößte Kehle seines Opfers gepresst.
    Vor ihnen auf dem Boden lagen alle wichtigen Dokumente zu einem Haufen aufgeschichtet: sämtliche unersetzlichen Ahnenpergamente, in denen die Familienchronik von Kirio und seiner Frau festgehalten war. Darin waren die Seelen von Kirio und den

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