2123 - Wahnzeit
Seinen verankert. Sie muteten wie ein kleiner Scheiterhaufen an, der jederzeit entzündet werden konnte.
„Tritt nur ohne Scheu ein, Kirio", sagte jemand mit verzerrter Stimme. Der Sprecher stand links vom Eingang der Wohnung. „Deine Familie erwartet dich und hofft, dass du ihr Weiterleben garantierst."
Wie ein Automat trat Kirio in die Wohnung, mit großen, gläsernen Augen auf seine Familie starrend. Die Tür wurde hinter ihm zugeschlagen, und dann trat der Unbekannte, der ihn angesprochen hatte, an die Seite seiner Familie. Auch er trug eine weiße Kutte. Unter der Kapuze war ein ausdrucksloses Gesicht zu sehen, das die Züge des Klostervorstehers Riddyn aufwies. Aber es war eine Maske, das grinsende Zerrbild des obersten Propheten von Naban-Adim.
Unter anderen Umständen hätte sich Kirio über eine solche Verhöhnung aufgeregt. Aber nun war er starr vor Angst, voller Sorge um seine Frau und seine Kinder. Er konnte nichts anderes empfinden als kreatürliche Furcht. Er wollte etwas sagen, aber seiner Kehle entrang sich nur ein gurgelnder Laut.
„Sieh sie dir noch einmal genau an", sagte der Vermummte mit der Riddyn-Maske. „Deine geliebte Frau Espera, deine missratenen Söhne Burco und Liffor ... und die hoffnungsvolle Linnate. Es könnte das letzte Mal sein, dass du sie lebend siehst. Es hängt ganz von dir ab."
Kirio nahm diese Drohung ernst. Die Männer, die sich wie Assassinen kleideten, aber ganz gewiss keine Assassinen waren, hätten diese Mühen sicher nicht auf sich genommen, um ihm einen üblen Streich zu spielen. Das Leben seiner Familie stand auf dem Spiel!
„Was ...?", setzte Kirio zum Sprechen an, aber es versagte ihm die Stimme. Er nahm einen neuen Anlauf: „Was wollt ihr?"
„Wir erwarten nur einen kleinen Gefallen von dir", sagte der Maskierte mit falscher Zutraulichkeit.
„Einen Gefallen, der für dich eine Kleinigkeit ist, für das Leben deiner Frau und deiner Kinder aber entscheidend."
Kirio konnte sich nicht vorstellen, wie er, der kleine, unbedeutende Koch, etwas Bedeutendes für die Unbekannten tun konnte, was das Leben seiner Familie aufwog. „Bitte, verschont die Meinen, ich flehe euch an."
„Das hängt ganz von dir ab." Der Maskierte war hinter ihn getreten. „Und jetzt schlaf erst einmal! Du musst ausgeruht und Herr deiner Sinne sein, wenn du unseren Auftrag ausführst."
Kirio verspürte einen schmerzhaften Stich am Nacken, dann schwanden ihm die Sinne.
*
Als Kirio aufwachte, war sein erster Gedanke, einen bösen Albtraum gehabt zu haben. Aber dann sah er im Morgenlicht Espera, Burco, Liffor und Linnate über sich. Sie waren gefesselt und hatten Dolche an ihren Kehlen. Der Scheinwerfer war ausgeschaltet, der Raum wurde nur durch die ersten Sonnenstrahlen der Morgenstunde Kau erhellt, die durch das Spiegelsystem hereingeleitet wurden.
Kirio sprang auf die Beine. Er hatte keine Ahnung, was er hätte tun können, um seiner Familie zu helfen, wollte aber handeln. Da sah er, wie aus Liffors Kehle Blut sickerte und die vormals makellose Klinge des Dolches benetzte.
„Ganz ruhig bleiben, dann wird nichts passieren", sagte der fünfte Fremde im Raum, der die Riddyn-Maske trug.
„Ihr seid nie und nimmer Assassinen des Prinzenkriegers", stieß Kirio hervor. „Ihr seid Soldaten der Koshy-Shyna!"
„Was spielt das schon für eine Rolle?", sagte der Maskierte ruhig. „Es zählt nur, dass wir das Leben deiner Frau und deiner Kinder schonen können, wenn du uns zu Gefallen bist."
Kirio hatte sich schnell wieder gesammelt. Er fühlte sich ausgeruht, bei Kräften und als Herr seiner Sinne. Also hatte man ihm vergangenen Abend kein Gift injiziert. Und er erkannte wieder den Ernst der Lage. „Was erwartet ihr von mir?"
„Wie gesagt, nur eine Kleinigkeit." Der Maskierte hob einen kleinen Beutel in die Höhe und drückte ihn Kirio in die klammen Hände. Der Beutel war fast gewichtslos. „Mische den Inhalt dieses Säckchens in die Abendspeise, die den Propheten serviert wird. Mehr ist für dich nicht zu tun. Wir werden erfahren, ob du unseren Auftrag ausgeführt hast. Wenn du gehorchst, kannst du am Abend deine Familie in die Arme schließen."
Kirio verstaute den Beutel und verließ seine Wohnung wie in Trance. An seiner Arbeitsstätte mokierten sich die anderen Helfer über die Abwesenheit seiner beiden Söhne Burco und Liffor. Aber Kirio entschuldigte sie.
„Ihr seid sieben, das ist doch auch eine positive Zahl", sagte Kirio scherzhaft. „So könnt ihr meine
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