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2124 - In der Zwielichtzone

Titel: 2124 - In der Zwielichtzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gestein.
    Das Planhirn hatte die Beobachtung bereits analysiert. Wir haben es hier mit einer oder mit mehreren mobilen Relaisstationen zu tun. Die Tatsache, dass die Bewegung zielgerichtet aus unserem Blickwinkel führte, deutet erstens auf einen perfekten Ortungsschutz hin, denn keines unserer Geräte hat etwas bemerkt und Alarm gegeben, zeigt zweitens, dass die mobile Station einer Entdeckung gezielt aus dem Weg zu gehen versucht, und legt drittens den Schluss nahe, dass trotz Ortungsschutz eine optische Beobachtung möglich ist. „Welche Schlüsse ziehst du daraus?", fragte Rakanes Ordinärhirn. Das Planhirn antwortete sofort. Es wird nicht einfach werden, das oder die Relais aufzuspüren. Du wirst auf deinen Schutzanzug verzichten und dich mit so wenig Ausrüstung wie möglich auf die Oberfläche begeben müssen, damit die unbekannten Objekte deine Anwesenheit nicht frühzeitig orten und dir aus dem Weg gehen können. Die diesbezüglichen Instrumente des Relais werden wahrscheinlich sehr empfindlich sein und energetische Strömungen schon aus großer Reichweite orten. „Zumindest aus größerer, als sie Individualimpulse orten können", gab Rakanes Ordinär- dem Planhirn Recht.
    Aber das war ein tatsächliches Problem.
    Zwar war er Haluter, aber keineswegs so widerstandsfähig wie seine schwarzen Artgenossen. Auf Ortungsgeräte, Waffen, Mikrogravs, Flugaggregate und so weiter konnte er notfalls verzichten, nicht aber auf einen Schutzanzug. Es war ihm nicht möglich, ungeschützt die Oberfläche des Merkur zu betreten, nicht einmal in der Zwielichtzone.
    Aber auch dafür würde es eine Lösung geben.
    Rakane würde im wahrsten Sinn des Wortes auf die Pirsch gehen. Und seine Streifzüge würde er den Sicherheitsorganen der Festung gegenüber als Spaziergänge bezeichnen ...
    Vertraue niemandem!, gab das Planhirn diesen Überlegungen Recht.
     
    5.
     
    Bre Tsinga Merkur-Alpha: 17. Dezember 1311 NGZ „Ich rufe Blo Rakane!", wiederholte Bre Tsinga, obwohl sie ahnte, welche Antwort sie bekommen würde.
    Sie sah sich nicht getäuscht. „Es tut mir Leid", entgegnete der Schiffssyntron der ZHAURITTER, „Blo Rakane schläft und möchte nicht gestört werden."
    Wütend unterbrach Bre die Verbindung. Sie war weniger erzürnt darüber, dass der Haluter sich verleugnen ließ. Vielmehr war sie betroffen, dass er sie offensichtlich für dumm verkaufen wollte.
    Nicht zum ersten Mal versuchte sie, Rakane zu erreichen. Ihr Misstrauen gegen den weißen Haluter war in den letzten Tagen nur noch größer geworden. Er forschte ihrer Auffassung zufolge nicht mehr ernsthaft, brachte nicht die geringsten Resultate.
    Stattdessen verschwand er immer wieder für ausgedehnte Schlafperioden in sein Raumschiff. Und jedes Mal, wenn Bre ihn dort erreichen wollte, ließ er sich von seiner Syntronik verleugnen.
    Blo Rakane schläft, hieß es lapidar. Was selbstredend Unsinn war. Ganz abgesehen von der ungeklärten Frage, welche Sorte und wie viel Schlaf ein Haluter überhaupt benötigte, könnte Rakane binnen einer Zehntelsekunde wach und handlungsfähig sein. Um das zu wissen, kannte sie die sanften Riesen gut genug.
    Ein leises Räuspern ließ Bre zusammenschrecken. Sie fuhr herum - fast schuldbewusst, als hätte sie etwas Verbotenes getan.
    Als hätte man mich ertappt, wie ich hinter Rakane herschnüffle. Was ja irgendwie auch stimmt. „Bist du nervös?", fragte Ava Kattum. „Irgendwie kommst du mir unruhig vor."
    Bre zuckte mit den Achseln. „Nur etwas angespannt."
    Ihre Kollegin lächelte. „Du kennst doch mein Rezept gegen innere Unruhe?"
    Unwillkürlich lachte Bre leise auf. „Die absolute Ruhe der Sternbilder?"
    „Genau.
    Vielleicht funktioniert es bei dir ja auch."
    „Das bezweifle ich, aber ein Versuch kann nicht schaden." Bre nickte und folgte der stämmigen Psychologin.
    Auf dem Weg zum obersten. Aussichtsdeck der Station dachte die Kosmopsychologin darüber nach, ob sie sich mit der Kollegin besprechen sollte. Sie verspürte eine gewisse Versuchung, mahnte sich jedoch, ihr zu widerstehen. Denn wenn mit. einem Wesen wie Blo Rakane etwas nicht stimmte, durfte man dies keineswegs als eine rein fachliche Herausforderung sehen; es war vielmehr automatisch ein Politikum.
    Der weiße Haluter war der führende Wissenschaftler seines Volkes und damit sehr einflussreich; man musste ihn buchstäblich mit Glacehandschuhen anfassen. Und Bre war natürlich klar, dass hinter dem seltsamen Verhalten Rakanes viel mehr stecken konnte, als

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