2124 - In der Zwielichtzone
Bevor ich bei meiner eigentlichen Tätigkeit an Effizienz verliere und meinen Patienten nicht mehr helfen kann ..." Sie hielt kurz inne. „Aber ich will dich damit nicht belästigen. Du hast sicher genug eigene Probleme. Und jetzt wartet Ar beit auf mich. Mein eigentliches Aufgabengebiet sind nicht die Besucher von außerhalb, sondern die Forscher. Sie brauchen meine Hilfe."
„Einen Augenblick noch, Ava", sagte Bre. „Deine Hilfe brauche ich auch."
„Inwiefern?"
„Kannst du mir verraten, wie ich möglichst ungesehen auf das Landefeld des Raumhafens komme? Oder zumindest in eins dieser kleinen Gebäude am Rande, von denen aus ich die ZHAURITTER im Auge behalten kann?"
Die Nacht unterschied sich in der Zwielichtzone nahe dem Nordpol nicht vom Tag.
Das Licht blieb diffus. Bre fragte sich, warum sie tatsächlich am „Abend" in eins der kleinen Gebäude auf dem Landeplatz geschlichen war, die ihr schon bei der Landung auf dem Merkur aufgefallen waren.
Macht der Gewohnheit, sagte sie sich. Sie spürte, wie ihre Nervosität immer stärker wurde, wie sie, die erfahrene Xeno- und Kosmopsychologin mit doppeltem Doktortitel, immer ungeduldiger wurde.
Auf der einen Seite Merkurs loderte der glutheiße Tag, auf der anderen gefror die eiskalte Nacht. Sie fühlte sich unbehaglich.
Wie an Bord von Rakanes Schiff. Aber es dauerte kaum zehn Minuten, bis sich die Ausstiegsluke der ZHAURITTER öffnete und Blo Rakane das Schiff verließ. Zehn Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen.
Aber nach diesen zehn Minuten kehrte ihre Konzentration - und ihre Intuition - auf einmal zurück, als hätte sie sie nie verloren.
Blo Rakane trug einen Schutzanzug.
Aber es handelte sich dabei nicht um seine gewöhnliche blaue Schutzkleidung, die für jeden planetaren Spaziergang ausgereicht hätte, sondern um einen weißen, hautfarbenen Anzug.
Wieso?, dachte Bre. Wieso hat er seine Montur - die sich sowieso schon von den roten unterscheidet, die die Haluter normalerweise tragen gegen eine weiße getauscht? Was wird hier gespielt?
Der Ausflug des Haluters dauerte drei Stunden. Seltsamerweise verspürte Bre in dieser Zeit, nicht die geringste Ungeduld. Sie war in ihrem Metier. Sie sammelte Fakten, wartete geduldig wie eine Spinne in ihrem Netz.
Und sie zog die notwendigen Schlüsse. Der weiße Haluter war bei seinem Spaziergang draußen unweigerlich von den Überwachungsanlagen der Station wahrgenommen worden. Ein Geheimnis im eigentlichen Sinne konnte sein Spaziergang also nicht gewesen sein.
Was immer er dort draußen unternahm, Merkur-Alpha war auf jeden Fall darüber informiert.
Aber warum ließ er sich verleugnen? Warum stellte er sich - für sie und alle anderen - schlafend, während er tatsächlich auf der Oberfläche des Merkur umtriebig wurde?
Bre Tsinga beobachtete, wie Rakane in die ZHAURITTER zurückkehrte, und beschloss, ihn ein zweites Mal zu observieren.
Aber dann würde sie ihm folgen.
6.
Blo Rakane Merkur-Alpha: 18. Dezember 1311 NGZ Blo Rakane erstarrte.
Das Objekt war scheibenförmig und besaß einen Durchmesser von etwa dreißig Zentimetern. Es bewegte sich wenige hundert Meter entfernt mit geringer Geschwindigkeit über ein schroffes Geröllfeld, verharrte einen Augenblick lang, als müsse es sich orientieren, und flog dann weiter - genau in Rakanes Richtung.
Die mobile Relaisstation - falls es sich denn um eine solche handelte - verfügte offensichtlich nicht über eine optische Kontrollmöglichkeit, sonst hätte sie den Haluter schon längst wahrgenommen. Die wenigen Geräte, die er bei sich trug, nahm das Relais entweder nicht wahr, oder sie reichten nicht aus, um einen Alarm auszulösen.
Rakane verharrte weiterhin wie eine Statue und wagte es erst nach einiger Zeit, die Augen zu bewegen. Er richtete alle drei auf die Scheibe, die wenige Zentimeter über dem Boden schwebte.
Sie kam näher, hielt noch immer genau auf den Haluter zu.
Langsam, ganz langsam hob Blo Rakane den rechten Handlungsarm. Inder Hand hielt er seine einzige Waffe. Sie sah auch in seiner riesigen Pranke aus wie eine klobige, unförmige Pistole, was allerdings in erster Linie an der starken Abschirmung lag, die das eigentliche Innenleben vor einer vorzeitigen Entdeckung schützen sollte.
Geduldig wartete Rakane, während die Scheibe immer näher kam. Er rechnete jeden Augenblick mit einer Entdeckung und sofortigen Flucht, doch nichts geschah. Das fremde Gerät schien ihn wirklich nicht wahrnehmen zu können.
Er nahm es ins
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