2125 - Der Dunkle Nert
Werten, gut und ehrlich gemischt und in Paketen mit Banderolen gesiegelt.
Der Patriarch hatte jedem Spieler und ebenso der Bank jeweils eine Karte ausgeteilt, eine Karte mit dem Wert zwischen lund
50.
Wenn ein Mitspieler dieser Zahl näher kam als die Bank, gewann er die eingesetzte Summe, den Pot, und wenn er ihn überstieg, fielen alle Einsätze an die Bank; vor dem Spiel einigten sich die Spieler auf Galax oder Chronners. Nach jeder Kartenrunde wurde neu gesetzt, mit jeder weiteren Runde erhöhten sich die Einsätze.
Im ersten Spiel hatte die Bank 97 Punkte gesammelt, und vor Mifany lagen Reihen von Karten, die zusammen 111 ergaben.
Mifany sah zu, wie die Karten eingezogen wurden. Sie thronte, in ein Nichts von einem Kleid gehüllt, am Spieltisch. Ihr Gewand bestand im Wesentlichen aus dicken Nähten in den Farben verschiedener Edelmetalle und aus auffallend breiten Armbändern, Oberarmbändern, einem breiten, halbmondförmigen Halsschmuck, schweren Ringen an den Fingern und Stiefeln mit hohen Absätzen und aus filigranem Rankenwerk. Trotz der Ausstattung, die selbst Kappa als barbarisch zu bezeichnen wagte, war sie als Spielerin gefürchtet und bewundert.
Die ausgegebenen Karten waren eingesammelt. 161 Stück. Dass noch 165 Karten übrig waren, hatte Mifany längst ausgerechnet. Wenn der Bankhalter seine Vorbereitungen beendet hatte - die Anglond-Zwillinge Marenda und Manshega kontrollierten schweigend jeden Griff -, würde neu gesetzt werden. Von den etwa eineinhalb Millionen Chronners, die Mifany in der vergangenen Tonta gewonnen hatte, wollte sie je Runde 100.000 setzen.
An diesem Tisch saßen außer ihr drei Mitspieler.
„Die zukünftigen Verlierer scheinen keine Eile zu haben." Sie ließ sich ein Mineralwasser mit arkonidischem Muskataroma bringen. „Auch die Gewinner kennen keine verschwendete Zeit."
Sie hatte sich ausgerechnet, ihre Mitspieler hochzusteigern, von Runde zu Runde mehr, denn ebenso hatte sie berechnet, welche Werte noch in den restlichen Karten versteckt waren.
Fast gleichzeitig nickten die arkonidischen Zwillinge, gaben den Spieltisch frei und zogen sich schweigend einige Schritte zurück. Der Bankhalter, ein arkonidischer Reeder, begann auszuteilen. Die Karten lagen offen vor den Spielern, deren Finger sie zu einfachen und immer komplizierteren Mustern ordneten. Nach Mifanys privater, lange geübter Wahrscheinlichkeitsrechnung erhielt sie nach einigen Karten mit geringen Werten eine Karte von 35, 40 oder einem höheren Wert.
Die Spieler an den anderen Tischen redeten wieder. Die Stille, die den Abgang eines jeden großen Verlierers kennzeichnete, machte dem mit Spannung geladenen Geräuschpegel Platz. Nach sieben Durchgängen oder einer Million, die Mifany nach und nach scheinbar völlig gleichgültig gegenüber der Höhe der Summen eingesetzt hatte, hielt sie 109 Punkte. Die Bank, der Reeder, verlor und schied aus.
Nur noch 19 Karten waren im Spiel, das somit beendet war. Mifany strich den Gewinn ein. Manshega dom Anglond winkte einen Boten herbei, der die Summen von einem Robotprüfgerät zusammenzählen ließ und Mifany einen Folienstapel im entsprechenden Wert übergab. Sie nickte gleichmütig den Verlierern zu und nickte ebenso, als sich eine neue Gruppierung am Tisch zusammenfand. Ihrem Gesichtsausdruck war nicht zu entnehmen, ob sie die wagemutigen Frauen und Männer innerlich als „finanzielle Selbstmörder" betrachtete. Keine der Frauen war so schön und reich wie sie; an den Männern schien sie weniger Interesse zu haben als an einem Verlust beim Thur'dharr.
Sämtliche Gespräche rissen ab. Das Geräusch der zugleitenden Türen im Prunkportal des Saals war, als ob die Klinge einer Raumaxt durch Stahl schnitte. Einige Personen erstarrten mitten in der Bewegung. Langsam drehte sich Mifany halb um. Wenn sie erwartet hatte, was sie sah, zeigte sie es nicht. Die Eisstückchen in ihrem Pokal schienen ihre Anteilnahme mehr zu fordern als der Dunkle Nert an der Spitze eines vierköpfigen Gefolges.
Schließlich sagte sie mit einer Stimme, die weitaus kälter war als die milchigen Eiskuben: „Zayna da Kurranti mag am Spieltisch Platz nehmen. Man hofft, dass er nicht, wie zu befürchten, abermals Langeweile verbreitet und sich stillos verhält."
Die Anglond-Schwestern seufzten kaum hörbar, richteten die Augen in die Höhe, zu den Kamcralinscn, die sich aus allen Richtungen herandrehten. Der Dunkle Nert, wie sein Gefolge in eng anliegende schwarze Kleidung mit
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