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2132 - Der Saltansprecher

Titel: 2132 - Der Saltansprecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stürzen, dann ist das gozin. Niemals darfst du einen schlagen oder auch nur ein wenig härter anfassen, denn du bist ihr Diener. Und ein Diener vergreift sich nie an seinem Herrn, egal, wie grausam dieser Herr ist."
    Tieger verbeugte sich zur Entschuldigung, aber seine Gedanken waren bei den Saltans. Sie waren furchterregend in ihrer Masse, widerwärtig in ihrer kriechenden, wimmelnden Menge, und doch fürchtete er sie weniger als etwas anderes, als einen Teil seiner selbst. Den Teil, der sie berühren wollte.
    Es war ein Leben voller Angst. In den ersten sieben Tagen, die Tieger als Stallbursche der Saltans verbrachte, konnte er kaum essen, geschweige denn schlafen. Jeden Morgen legte er die Schutzkleidung an, die Stiefel aus schwerem Leder, die Handschuhe und den Halsring, der seine Kehle schützen sollte. In seinen Träumen half jedoch nichts davon. So ging er jeden Morgen mit schweren Schritten seiner neuen Aufgabe entgegen, in der sicheren Gewissheit, den Abend nicht zu erleben. Und doch kehrte er immer wieder in seine Kammer zurück.
    Es war merkwürdig, aber wenn er sich an den feuchten Wänden des Geheges entlang drückte, ständig darum bemüht, nur keinen Laut von sich zu geben, hatte er oft den Eindruck, die Saltans gingen ihm aus dem Weg. Er begegnete ihnen nur selten in den Korridoren, und Wenn er sie bemerkte, waren sie meist bereits auf dem Rückzug. Selbst in der großen Halle schienen sie bemüht zu sein, eine gewisse Distanz zu ihm zu wahren. Tieger war sicher, dass sie etwas planten. Am achten Morgen traf er erneut die bei den Pfauchonen im Gang. Sie knieten nieder, er nickte ihnen lächelnd zu, bevor ihm einfiel, was Molpo über den Kontakt zu Bauern gesagt hatte. Tieger hoffte, das nicht noch einmal zu vergessen.
    Mittlerweile waren die Bewegungen am Tor schon zur Routine geworden. Ohne zu zögern, betrat er den Korridor, schloss das Tor hinter sich und öffnete die zweite Tür. Ein Saltan glitt Über den Boden und verschwand hinter einem Stein. Tieger merkte sich die Stelle, machte einen großen Bogen um sie und ging weiter auf die Höhle zu. Er glaubte ein Fiepen zu hören, so hoch, dass es nur noch als Vibration spürbar war. Ein zweites Fiepen antwortete. Es ist so weit, dachte er. Heute bringen sie mich um. Die Schutzkleidung erschien ihm plötzlich lächerlich. Er hatte Molpos Geschichten nicht vergessen, dachte an die Narben indessen Gesicht und an die Mönche, die hier unten gestorben waren. Hatten sie nicht auch alle Schutzkleidung getragen?
    Tieger betrat die Höhle und stutzte. Dort, wo sich sonst die Saltans zusammendrängten, herrschte Leere. Die Futtertröge, obwohl noch halb gefüllt, waren verwaist. Kein einziges Tier war zu sehen. Tieger wich bis an die Wand zurück. Der raue Fels in seinem Rücken gab ihm Sicherheit. Irgendwo tropfte Wasser von der Decke. Suchend sah er sich um, erahnte Bewegungen in jedem Schatten, entdeckte jedoch nichts.
    Plötzlich saß der Saltan vor ihm. Tieger wusste nicht, woher er gekommen war und wie er seinem Blick hatte entgehen können, aber er war da. Die vordere Hälfte seines Körpers war hoch aufgerichtet und pendelte langsam hin und her. Tieger sah, dass der Leib sich stark wölbte. Offenbar saß ihm ein trächtiges Weibchen gegenüber. Der Saltan glitt weiter auf ihn zu. Tieger widerstand der Versuchung wegzulaufen und blieb ruhig stehen. Molpo hatte ihm erklärt, dass die Tiere noch aggressiver wurden, wenn man eine Flucht versuchte.
    Das Weibchen erreichte seine Fußspitze, senkte den augenlosen Kopf und strich mit dem Saugrüssel darüber. Das dicke Leder verhinderte, dass Tieger die Berührung spürte. Langsam arbeitete sich der Saltan nach oben, ließ die Schnauze Über sein Schienbein gleiten und legte den Kopf gegen sein Knie. Ein Teil von Tieger sah entsetzt zu, während ein anderer die Handschuhe auszog und in die Hocke ging. Der Saltan kroch auf seinen Oberschenkel und richtete sich so hoch auf, dass Tieger den warmen Raubtieratem auf seinem Gesicht spürte. Fast schon gegen seinen eigenen Willen hob er die Hand und schob sie vorsichtig auf den Saltan zu. Seine Finger berührten weiches, dunkles Fell.
    Der Saltan schrie. So spitz und schrill war sein Ruf, dass der Schmerz wie ein Messer in Tiegers Kopf schnitt. Er presste die Hände gegen die Ohren, fiel zur Seite und fühlte kaum, wie der Saltan auf seine Schulter kroch. Etwas stieß gegen seinen Rücken, etwas anderes gegen seine Brust. Tieger hob den Kopf, sah Saltans, die sich

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