2132 - Der Saltansprecher
verloren, wusste nicht, ob sie das Kloster bereits verlassen hatten oder einfach nur tiefer in den Berg eingedrungen waren.
Ein dumpfes Rumpeln riss ihn aus seinen Gedanken. Seine zusammengekniffenen Augen entdeckten zwei Lichter, die sich ihnen schaukelnd näherten. Nach einer Weile erkannte er einen hölzernen Lastkarren, der von zwei Pfauchonen gezogen wurde. Beide waren klein und schmächtig, so wie die normalen Pfauchonen, die Tieger von Loan kannte. Sie blieben stehen, als sie ihn und seinen Begleiter bemerkten, knieten nieder und pressten den Kopf auf den kalten Stein. Er sah, dass es sich um einen älteren Mann und eine junge Frau handelte. „Warum tun sie das?", fragte Tieger. „Weil sie Bauern sind und uns Respekt zollen müssen. Dies hier ist einer der Versorgungswege zwischen der Unterstadt und dem Kloster. Du wirst ihnen also noch oft begegnen."
„Was soll ich dann tun?" Sie waren bereits an den Bauern vorbei, aber er drehte weiter den Kopf und starrte ihnen nach. „Nichts. Es sind nur Bauern. Wir Propheten reden nicht mit ihnen." Molpo zog ihn in einen Seitengang und blieb vor einem breiten Tor stehen. Es sah uralt und sehr stabil aus. „So, wir sind da. Hinter dieser Tür erwartet dich deine neue Aufgabe."
Tieger beobachtete, wie er einen Ring aus der Tasche holte und gegen einen bestimmten Punkt des Metalls presste. Irgendwo klickte etwas, dann schwang das Tor langsam auf. Dahinter lag Dunkelheit. Molpo leuchtete in den Korridor hinein, und Tieger bemerkte ein feinmaschiges Netz, das hinter dem Tor gespannt war. Darin befand sich eine zweite Tür. „Sie sind blind", sagte Molpo leise, „aber ihrem Gehör entgeht nichts. Sie hören deinen Herzschlag, wissen immer, wo du bist." Er zog das Tor zu und öffnete die zweite Tür. „Du musst immer das Tor schließen, bevor du durch das Gitter gehst. Vergiss das bloß nicht!" Tieger nickte stumm und trat hinter Molpo durch das Gitter. Vor ihm erstreckten sich einige Korridore, die im Licht der Öllampe grün leuchteten. Wassertropfen liefen an den Wänden entlang. Es roch modrig und seltsam scharf. „Sie wissen, dass wir hier sind", sagte Molpo. „Wenn du reinkommst, gehst du hier rechts durch den Gang. Normalerweise bleiben sie ruhig, bis du Futter und Wasser ausgetauscht hast. Dann solltest du verschwinden, während sie fressen und abgelenkt sind." Molpo sah Tieger an. „Hast du das alles verstanden?"
„Ja." In Wirklichkeit waren die Worte unter dem Hämmern seines Herzens Untergegangen. Tieger hatte keine Ahnung, was Molpo zu ihm gesagt hatte. Bei jedem Geräusch zuckte er zusammen, und als sie schließlich in eine große Höhle traten, stand ihm der Schweiß auf der Stirn.
Und dann sah er sie endlich. Saltans.
In der grün leuchtenden Höhle waren sie leicht zu erkennen. Unzählige Körper glitten über Steine und wimmelten in Mulden durcheinander. Sie erinnerten Tieger an die Würmer, die er einmal in einem Fisch gesehen hatte. Nur das Fell unterschied sie. „Es ist die reinste Zucht in der ganzen Galaxis", sagte Molpo mit hörbarem Stolz. „Von hier aus bringen wir sie in alle Klöster der Speiche, sogar bis auf die Prinzenwelt Kazién. Follmonk ist berühmt wegen seiner Saltans."
Tieger wich bis an die Wand zurück, als sich einige Saltans aus einer Gruppe lösten und in seine Richtung krochen. Ein besonders großes Tier fauchte Molpo an. Seine rüsselartige Schnauze war voller Reißzähne. Ein anderes Tier erwiderte das Fauchen, dann kroch das erste zurück zur Gruppe.
Molpo zeigte auf einen langen Trog, der sich über eine Höhlenwand erstreckte. „Siehst du den Behälter auf der linken Seite? Von dort aus schaufelst du die Nahrung in den Trog. Wenn er einmal voll ist, können die dreitausend Saltans, die wir hier haben, zwei Tage davon fressen. Weißt du, wie viel dreitausend sind?"
Tieger neigte den Kopf in einer Geste der Verneinung. „Das musst du auch nicht wissen. Wenn sie anfangen zu fressen, siehst du dich nach kranken oder verletzten Saltans um. Die müssen sofort zum Mediker gebracht werden, verstanden?"
„J a ..." Tieger starrte nervös und unschlüssig auf die wimmelnde Masse. „Darf ich was fragen?", sagte er schließlich, als Molpo nicht weitersprach. „Natürlich."
„Krieg ich einen Stock, wenn einer angreifen tut?" Molpo sah zu ihm auf. In seinem Auge funkelte plötzlich Ärger. „Hör mir ganz gen au zu: Das sind Saltans, keine Tiere. Sie sind heilig, und wenn sie beschließen, sich auf dich zu
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