2135 - Der Zeitbrunnen
schrie Soner. „Das will ich nicht!" Aber es war gozin. Und weiter ging es: „Prinzenkrieger Soner wird Akhimzabar mit einem fürchterlichen Krieg überschwemmen, der die Schutzbefohlenen der Pfauchonen zu Milliarden dahinraffen wird."
„Nein!", schrie Soner. „Lasst es nicht zu!"
Wie automatisch redete seine Stimme weiter: „Und am Höhepunkt seiner unheiligen Verwirrungen wird er sich mit dem Mishim das Leben nehmen wollen, doch seine unreinen Hände werden das Herz verfehlen, wieder und immer wieder, bis den Totengräber und Weltenvernichter die Kräfte verlassen ... und seine Seele zerrissen wird und ewiger Qual anheim fällt!" Stille. Soner hatte sich fast die Seele aus dem Leib geschrien, aber er erhielt keine Antwort. Er hatte von seinem aussichtslosen, jedoch nie aufgegebenen Kampf gegen das Schicksal berichtet. Der Untergang war den Pfauchonen gozin, so wie ihm der Verlust all seiner Ehre. Und dennoch war er hier, um die Hilfe der Götter im Kampf gegen das Schicksal zu erflehen. Keine Antwort. Er sah hinauf zu dem wallenden grauen Etwas, das langsam näher kam. Dabei bewegte er sich nicht mehr höher hinauf. War alles umsonst gewesen? Musste er wirklich bis zur Kleinen Konjunktion warten? Ein unsichtbares, nur fühlbares Feld drängte ihn zurück. Er musste aus dem Turm heraus und glitt nach unten.
3.
Das Schwarze Nichts Als Prinzenkrieger Soner wieder zur Oberfläche des Planeten hinabdriftete, wusste er nicht, ob er Hoffnung haben sollte oder nicht. Der Statistiker Raud hatte ihm keine Antwort gegeben - wie denn auch? Aber hatte er Soners Stimme überhaupt vernehmen können? An dem fernen Ort, irgendwo in Raum und Zeit, an dem er sich noch immer befand? Soner bewegte sich mit wankenden Schritten unter dem Turm hinweg, bis das Tageslicht ihn wieder umfing. Unterhalb des Turms wurde ihm mit brutaler Deutlichkeit klar, wie gering seine eigene Bedeutung war. Er fragte sich, ob er einen Fehler begangen hatte. Durfte er aufgrund seines eigenen Wohls und des Wohls seines Volkes wirklich eine Prophezeiung über alles andere stellen?
Aber welche andere Wahl hatte er? Er war ein Pfauchone, und dies war die Natur seines Volkes. Der Prinzenkrieger war kaum noch zu einem sinnvollen Gedanken fähig, als er sich in Richtung seiner Unterkunft schleppte. Es handelte sich um eine Herberge, die er vor vielen Jahren schon einmal bezogen hatte: bei seinem ersten gemeinsamen Besuch mit Sihame in der Stadt Raud'ombir.
Die Erinnerung daran drohte ihn zu übermannen. Sihame stand für eine glücklichere Zeit des Prinzenkriegers, eine glücklichere Zeit des ganzen pfauchonischen Volkes. Auf der anderen Seite durfte Soner all das nicht an sich herankommen lassen. Denn wenn er begann, sich über die Folgen und die Gefahren klar zu werden, würde er unter dem ungeheuren Druck wahrscheinlich den Verstand verlieren, wie manch anderer Prinzenkrieger zuvor. Er schleppte sich weiter durch die schweigende Stadt. Die Stille war unheimlich. Wo sonst die schmalen Gassen mit Pfauchonen und anderen Bewohnern von Wassermal oder auch fremden Besuchern aus anderen Galaxien verstopft waren, stellte sich ihm nun kein Widerstand in den Weg.
Er vermisste das pralle Leben, das er selbst hatte deportieren lassen, um mit den Statistikern allein zu sein. Die Einsamkeit war der Preis, den er zu bezahlen hatte. Auch sie konnte einen Pfauchonen den Verstand verlieren lassen. Als Soner die leer stehende Herberge fast erreicht hatte, schien es bereits so weit zu sein. Sein Verstand setzte aus. Fassungslos starrte er auf das schwarze, gestaltlos wabernde Loch in der Mitte der Straße. Er schätzte seinen Durchmesser auf rund fünf Meter. Es wirkte wie aus der Raum-Zeit herausgestanzt. Da war nichts - nichts außer der Schwärze. Der Prinzenkrieger versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Loch mit irgendeinem in Raud'ombir zu erwartenden Phänomen auch nur die geringste Ähnlichkeit besaß. Es gehörte ganz offensichtlich nicht hierher!
Aber wohin dann? Wer hatte es geschaffen? Das Loch etwa sich selbst? Soner fühlte sich nicht etwa abgestoßen. Im Gegenteil spürte er eine merkwürdige Anziehungskraft, die von der wabernden Schwärze ausging. Der Pfauchone ging vorsichtig ein paar Schritte darauf zu, bis er seinen Rand erreicht hatte. Dann ließ er sich, noch vorsichtiger, in die Hocke nieder und versuchte, unter der lichtlosen Schwärze einen Boden zu erkennen.
Er konnte nichts sehen und beugte
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