2135 - Der Zeitbrunnen
Straße vor der Herberge heraus, gerade noch rechtzeitig. Hinter ihm erlosch das schwarze Wallen. Die Straße lag wieder so, wie sie immer gewesen war. Dass er das Ganze nicht nur geträumt oder sich eingebildet hatte, bewies der Morast an seinen Stiefeln. Nein, es war Wirklichkeit gewesen, die grausame Wirklichkeit einer anderen Welt.
Die Tür zur Herberge stand einen Spalt auf. Atlan klopfte an und trat langsam ein. Er fand Soner und Sihame an einem runden Tisch sitzen; sie tranken eine gelbliche Flüssigkeit. „Atlan!", rief Sihame. „Wo sind deine beiden Freunde?"
„Komm herein!", sagte Soner, viel freundlicher als vor einer Stunde. „Es sieht so aus, als hätten wir nun noch für gut zwei Wochen das Vergnügen miteinander."
„Ich verstehe nicht", sagte der Arkonide langsam. Soners Gesicht verriet Erstaunen. „Dann hast du die zweite Botschaft des Pangalaktischen Statistikers nicht gehört?"
„Nein", gestand Atlan. „Aber wie kann das sein? Jeder auf Zabar-Ardaran hat sie vernommen. Sie betrifft auch euch."
„Ich war nicht auf Zabar-Ardaran", antwortete der Unsterbliche. Die beiden Pfauchonen blickten ihn fragend an. Sihame wies auf einen freien Stuhl.
Der Arkonide setzte sich. Als Soner ihm ein Glas mit der gelblichen Flüssigkeit reichte, nippte er daran. Anerkennend hob er die Brauen. „Das ist Olak", erklärte der Prinzenkrieger. „Aber nun sag uns, wo warst du, als Raud uns seine Botschaft sandte?"
„Wie lange ist das her?", stellte Atlan die Gegenfrage. „Nun - eine halbe Stunde vielleicht."
„Eine halbe Stunde", murmelte Atlan. „Das passt. Ich war auf einer anderen Welt."
„Du auch?", entfuhr es Sihame. „Der Zeitbrunnen?"
„Was wisst ihr davon?", fragte Atlan verwundert. Sie sagten es ihm. Sie tauschten ihre Erfahrungen mit dem Zeitbrunnen aus und kamen zu dem Ergebnis, dass er in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen immer für eine gewisse Zeit auf jener Straße vor der Herberge existent wurde. „Wird er von jemandem geschaffen?", fragte Sihame. „Am Ende von den Statistikern?"
„Das kann niemand sagen", antwortete Atlan. „Ich weiß nur, dass es auch auf anderen Welten Zeitbrunnen gegeben hat, teilweise vor vielen hundert Jahren. Dazu kann ich euch später mehr berichten." Er legte beide Hände auf den Tisch. „Und jetzt wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr mir von der zweiten Botschaft des Statistikers erzähltet."
„Natürlich", sagte Soner und begann zu berichten. Atlan hörte gebannt zu. Als das Thema auf die SOL kam, verhärteten sich seine Züge. Er stand auf, als Soner von dem Verbot berichtete, das Horani-Hamee-System vor der Großen Konjunktion zu verlassen.
Alle drei schwiegen, als der Prinzenkrieger geendet hatte. Die beiden Pfauchonen sahen den Arkoniden erwartungsvoll an. Atlan spürte ihre Blicke wie körperliche Berührung. Als Expeditionsleiter der SOL hatte er gewiss nicht die Absicht gehabt, Wassermal gerade jetzt zu verlassen. Immerhin hatten er und seine Leute alles darangesetzt, die Statistiker zu treffen und befragen zu können. Doch auf diese Weise, mit Zwang, hatten sie sich ihren Aufenthalt bei den Statistikern ganz gewiss nicht vorgestellt. „Sag doch etwas", bat Prinzessin Sihame. „Warum schweigst du?" Der Arkonide erklärte es ihr und ihrem Gemahl. Soners Gesicht wurde ernst. Er sah Atlan fest in die Augen. „Wir sind dir und deinen Freunden zu Dank verpflichtet", sagte er schließlich. „Wir möchten, dass auch wir Freunde werden und bleiben."
„Aber?"
Soner holte tief Atem. „Aber wir werden mit unseren Schlachtschiffen einen vorzeitigen Abflug der SOL notfalls mit Gewalt verhindern. Das Wort der Statistiker ist mehr als Gesetz. Es ist göttlich, es ist gozin."
„Ich verstehe genau", sagte der Arkonide.
In diesem Augenblick materialisierten Startac Schroeder und Trim Marath in der Herberge. Marath war wieder bei Kräften, wie Atlan erleichtert feststellte. Schroeder wollte sofort wissen, wie es jetzt weiterging. „Muss sich die Mannschaft der SOL dem Diktat der Pangalaktischen Statistiker beugen?"
„Ich fürchte, wir müssen, Startac", gestand der Arkonide. „Erstens wollen wir unsere Fragen beantwortet haben, deshalb sind wir hier. Und zweitens - ist es gozin ..."
„Das klingt sehr bitter", sagte Sihame. „Wendet euch nicht von uns ab. Wartet mit uns bis zur Konjunktion."
„Das werden wir", versprach Atlan. „Und jetzt gebt uns noch einen Schluck von jenem köstlichen Getränk. Woraus ist es
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