2136 - Die Trümmerscouts
sondern als Realität erschienen.
Keiner der Axxas hatte jemals solche Bilder gesehen. Keiner von ihnen hatte gewusst, dass so etwas in ihrer Welt entstehen konnte. Ein Schrei des Entsetzens ging durch das Volk. Esska vom Clan der Ernährung und Gesundheit berichtete ihm, dass Hunderte, wenn nicht gar Tausende unter Schock gestorben waren. Tausende hatten den Schock überlebt, waren jedoch handlungsunfähig geworden und in Lethargie verfallen. Eine unüberschaubare Horde von Jugendlichen war über einen der fremden Giganten hergefallen und hatte ihn in einer Art von Raserei oder Blutrausch getötet. Poson lehnte mit dem Rücken an der Wand. In den Händen hielt er die Insignien seiner Macht, ein goldenes Korn und einen Trichter. Um ihn herum hatten sich die verschiedenen Clanführer versammelt - Ary vom Clan der Luft, Akat vom Clan des Wassers, der bereits erwähnte Esska und einige andere. Sogar K. K. K. vom Clan der Kloake, der von allen verachtet wurde, war erschienen.
Sie alle hingen mit ihren Blicken an seinen Lippen. Sie erhofften von ihm das große, erlösende Wort, eine Erklärung für das Unbegreifliche, irgendetwas, das ihnen half, das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Doch Poson wusste nicht, was er sagen sollte. Aus tiefster Überzeugung heraus hatte er das Buch des Lebens geschrieben und darin zum Ausdruck gebracht, dass die Axxas die einzigen Lebewesen im gesamten Universum waren.
Nun konnte jeder aus dem Volk mit eigenen Augen sehen, dass er sich geirrt hatte. Es gab außeraxxisches Leben, und seine Vertreter bewegten sich in den gewaltigen Hallen AXXAS, als seien sie für sie geschaffen worden.
Die Wesen aus den unbekannten Tiefen des Universums hatten das Auge der Gerechtigkeit berührt und damit die großen Tore geöffnet. Für Poson war es ein besonderer Schock gewesen, dass sie dazu nicht an einem Seil nach oben geklettert waren, sondern lediglich eine Hand ausgestreckt hatten.
Geradezu verzweifelt wehrte er sich gegen die Erkenntnis, dass AXXA offenbar für Wesen dieser Größe erbaut worden war, nicht aber für die Axxas.
Poson konnte nicht anders. Er eilte einige Schritte zur Seite und spähte dann durch eine winzige Lücke in der Wand in eine der größten Hallen ihrer Welt, die von geheimnisvollen Maschinen erfüllt war.
Die Fremden befassten sich mit den Maschinen, und sie wussten da mit umzugehen. Sie hatten es sogar geschafft, auf glatten Flächen seltsame Bilder entstehen zu lassen. Wo vorher alles grau gewesen war, leuchteten nun Tausende von kleinen Lampen in den unterschiedlichsten Farben. „Es sind Gesandte des Bösen", wandte er sich an die Clanführer. Etwas anderes fiel ihm nicht ein, doch seine Worte wollten nicht so recht an Überzeugungskraft gewinnen. „Lasst euch nicht täuschen. Sie sind eigentlich gar nicht anwesend. Wir sehen sie nur, weil der Herr des Bösen ihre Bilder in unseren Köpfen entstehen lässt."
Mit jedem Wort, das über seine Lippen kam, wurde er unsicherer. Es konnte nicht so sein, wie er behauptet hatte. Ihre Vorstellung vom Universum war falsch. Wissenschaftler hatten tausendfach bewiesen, dass es außerhalb von AXXA kein Leben gab und dass sie selbst die einzigen Lebewesen im Mittelpunkt des Universums waren. Doch ihre Beweise beruhten auf falschen Tatsachen.
Die Clanführer aber zweifelten nicht. Sie glaubten ihm, weil das einfacher war, als sich geistig vollkommen umzustellen und zu akzeptieren, dass die Realität jede Vorstellungskraft sprengte. Seine Worte bekamen eine Eigendynamik, die er nicht beabsichtigt hatte und die ihn selbst überraschte. Die Clanführer klammerten sich geradezu an den Gedanken, man habe es mit Gesandten des Bösen zu tun. Sie griffen dieses Wort auf, diskutierten aufgeregt miteinander darüber und begannen schon bald, übertriebene Forderungen zu stellen, bei denen es vor allem um den Kampf gegen das Böse ging. „Wir müssen sie vernichten!", rief Ary, der Clanführer der Luft, der nach Poson den höchsten Rang in AXXA einnahm. „Tötet sie, so, wie wir den einen von ihnen getötet haben", schloss sich Akat an, der den Clan des Wassers leitete. „Danach bringen wir ihre Leichen in den Großen Tempel", brüllte Gomek vom Clan der Reinigung mit schriller Stimme.
Ihm oblag es, die vielen Zeugnisse des Bösen zu beseitigen, die vor vielen Jahren von den wandelnden Maschinen in AXXA angebracht worden waren. Bisher hatte er seine Aufgaben besonders gut erfüllt. Sein Clan hatte Hunderte von ihnen entdeckt, und
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