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2142 - Im Reich der Aarus

Titel: 2142 - Im Reich der Aarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der heranbrandenden Emotionen zu wehren versuchte. Trerok hatte jedes Zeitgefühl verloren. Etwas oder jemand schien seinen Körper förmlich umzustülpen, von innen nach außen und wieder zurück zu kehren. Oder auf halben Wege aufzuhören. Oder auch nicht ...
    Stechende Schmerzen rasten unvermittelt durch seinen Kopf, hatten ihren Ursprung in der „Tätowierung" auf seiner Stirn. Dem Mann drängte sich das Gefühl auf, als bäume sich die Raubkatze auf, erwache zum Leben, hebe die beiden Köpfe, reiße die Mäuler auf. Die goldenen Konturen gerieten in Bewegung, aus der zweidimensionalen Zeichnung entstieg ein dreidimensionaler Leib. Golden, geschmeidig, zweiköpfig, gefährlich ...
    Fast glaubte er das bedrohliche Fauchen zu hören, glaubte einen goldenen Schemen von seiner Stirn davonspringen zu sehen. Hitze wechselte in rasender Geschwindigkeit mit Kälte, ließ seinen Leib im Schüttelfrost erbeben.... und dann war alles ebenso plötzlich wieder vorbei, wie es eingesetzt hatte. Ringsum hörte er erleichtertes Aufatmen. Auf die Erklärung der Siganesen achtete er jedoch nicht. Vielmehr richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die doppelköpfige Raubkatze, die nur er sehen konnte, weil sie mit seiner Stirn weiterhin über eine schimmernde „Nabelschnur" verbunden war.
    Die Bilder vor Treroks Augen überlappten auf bizarre Weise. Er sah das Muskelspiel unter goldener Haut, gleichzeitig fühlte er sich in den Sicherheitssektor zurückversetzt. Abermals sah er die Oldtimer-Statue, die sich auf dem nicht den Boden berührenden Sockel drehte. Der Blick der von innen heraus leuchtenden Augen drang ihm bis ins Mark. Augen, die eindeutig menschlich waren, zugleich aber eine Weisheit und Abgeklärtheit widerspiegelten, wie sie nicht einmal ein Zellaktivatorträger in diesem Ausmaß hatte.
    Seine Stirn brannte; dort hatte ihn der Stempel berührt, der von der Prüfungsglocke ausgefahren worden war. Vielfältig verzerrt hallte in ihm die Robotstimme nach: Maranothar, Maranothar ... ... bewegt sich geräuschlos auf samtenen Fußpolstern. Langsames Schleichen mit raubtierhafter Kraft. Der sich hin und her bewegende Schwanz verdeutlicht die steigende Erregung. Heftiges Schnurren lässt den Leib beben. Umheräugen. Lauschend gespitzte Ohren. Die Raubkatze fühlt das Fremde Beine spannen sich zur Sprungstellung. Fauchend schnellt sie sich zur Seite, fährt herum, hebt zuerst den linken, dann den rechten Kopf. Reißzähne funkeln in dem weit geöffneten Rachen... Nur langsam verblasste das Gold, wurde durchscheinend. Gleichzeitig wurde das Tier kleiner, schien von der Nabelschnur aufgesogen zu werden, die sich verkürzte und dann ganz verschwand.
    Trerok atmete tief ein und aus. Überzeugt davon, dass nur er allein diese Wahrnehmungen gemacht hatte, zuckte er zusammen, weil Qertan ihn sanft anstieß und so leise knurrte, dass es niemand sonst hören konnte: „Du solltest deine Raubkatze im Zaum halten, mein Freund!"
    Alexander Woodi, der Waffenspezialist von TOMCAT, durchlebte die grässlichsten Sekunden seines Lebens scheinbar wieder und wieder, so als habe ihn eine unbekannte Macht in eine Zeitschleife gebannt. Und doch war es nicht identisch mit dem real durchlebten Ereignis. Er schien sich aufgespaltet zu haben, fühlte sich einerseits wie der Alexander Woodi in der damaligen Situation, andererseits schien er aus sich selbst herausgetreten zu sein, stand neben sich als unbeteiligter Beobachter. So sah er auf zweifache Weise, dass die Klinge dicht vor seiner Stirn zitterte. ... nicht in der Art eines metallenen Gegenstands, sondern wie ein Lebewesen. Das Ding zuckt hin und her, als könne es sein Ziel nicht genau erkennen. Der Ausschlag des biegsamen Materials ändert sich beständig. Ein Knistern erfüllt die Luft, obwohl die Messgeräte des Feuerleitstands keine elektrostatische Aufladung feststellen ... Woodi saß steif in seinem Sessel. Er wagte nicht, mit den Augenlidern zu zucken. So gut es ging, hielt er den Atem an. Sein Gesicht verfärbte sich langsam dunkelgrün. Damals wie jetzt. Er sah es, durchlebte es, und es war Vergangenheit und Gegenwart zugleich. Ständig wiederholt, wieder und wieder und wieder ...
    Die Spitze der Klinge zielte weiterhin nach seinem Gehirn. Oder immer noch. Oder schon wieder. Mechanische Sicherheitsgurte hielten ihn in seinem Sessel. Wie aus weiter Ferne vernahm er die Stimmen der Kameradinnen und Kameraden an Bord. Täuschung? Erinnerung? Oder Gegenwart?, fragte er sich, ohne die

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