2142 - Im Reich der Aarus
unwahrscheinlich, dass sich während dieser unvorstellbar langen Zeit irgendwann jemand gegen Mutanten abgesichert hat?" Gucky winkte ab. „Das sind alles nur Spekulationen. Wir werden es aber wohl auf die harte Tour herausfinden müssen." Dem Ilt war klar, dass das nicht so einfach war. Sollte er in eine Para falle geraten und sich nicht befreien können, würde das ganze Unternehmen scheitern. Ohne ihn waren Cheplin und Susa aufgeschmissen. Er durfte nicht noch einmal den Bruder Leichtfuß geben. Gucky zeigte den Nagezahn, ohne von Plofre dazu aufgefordert zu sein. „Machen wir uns auf den Weg!"
Er entnahm Cheplins Gedanken, wo genau sich der Ozeanische Computer befand. Aarus-Kaart war 35 Kilometer lang, und das sollte für Gucky selbst mit dem Krückstock, den er, wie Plofre angemerkt hatte, momentan noch benutzen musste, keine Entfernung sein. Andererseits machte ihm schon eine Teleportation über wenige Meter zu schaffen. Aber der Fieberschub schien allmählich nachzulassen. Gucky hatte nicht mehr das Gefühl, von innen heraus zu glühen. Sie schlossen die Helme ihre Anzüge, und der Mausbiber ergriff Cheplin und Susa an den Händen und teleportierte.
Ein riesiges Gebilde drehte sich langsam vor ihnen in der Helligkeit des Wurmleerraums, eine lang gestreckte Qualle mit sechs Armausläufern.
Gucky entnahm Cheplins Gedanken, dass es genau wie in Aarus-Jima - das einzige Objekt war, das keine feste Position hatte, sondern auf einer komplizierten Spiralbahn durch den Wurm trieb. Der Ozeanische Computer war 180 Meter lang und 40 Meter breit. „Ruf dir alles in Erinnerung, was du über den Computer weißt", sagte Gucky zu dem Schwarmer. „Jede Kleinigkeit kann wichtig sein." Der Ozeanische Computer ist der leistungsfähigste Großrechner eines jeden Wurms. Durch die Längsachse führt eine breite, durchsichtige Röhre, die allen Aarus zur Besichtigung offen steht. Ins Zentrum des Rechners dürfen nur dafür ausgebildete Techniker, die an der Außenseite besondere Einlassschleusen benutzen. „Kommt ihr als Wartungsmechaniker durch?" Susas Reaktion überraschte den Mausbiber. Sie sprach die Antwort nicht laut aus, sie dachte sie lediglich. Offenbar gewöhnte sie sich schnell daran, es mit einem Telepathen zu tun zu haben.
Ich glaube schon. Wie gesagt, ich habe mich in den Computer gehackt und kann einen Wartungsauftrag vortäuschen. Außerdem - wir waren schon einmal dort drinnen! „Dann mal los! Ich bleibe in telepathischer Verbindung mit euch. Falls es brenzlig werden sollte, hole ich euch sofort raus." Von den beiden Aarus sprangen die Erinnerungen auf Gucky über. Er sah sie ins Dämmerlicht eintauchen und erlebte mit, wie das Wasser des Computerriesen durch ihre Kiemen geströmt war. Es hatte ganz genauso wie in Jima geschmeckt, weich, mild, angenehm, mit einem leicht süßlichen Duft.
Das Urwasser von Aar, über die Jahrtausende hinweg sorgsam gehütet. Und weitere Impressionen, lebendig, plastisch, die die eigenen Wahrnehmungen Guckys überlagerten: Moos wiegt sacht in' der sanften Wellenbewegung. Die Terminals befinden sich im hinteren Bereich, der nur wenig beleuchtet ist. Sie sind so angeordnet, dass ihr buntes Leuchten im Umkreis nicht störend wirkt.
Wie die meisten gefluteten Bereiche im Wurm sind auch hier die Trennwände transparent. Das Wasser ist glasklar, dennoch bleibt die Sicht verschwommen. Manche Bereiche werden von schwach leuchtenden, die Optik verzerrenden Prallfeldern abgeschirmt. In anderen Gängen sind dunkle Schatten zu erkennen, die sich langsam in unterschiedliche Richtungen bewegen. Die Aarus hatten den Weg durch eine Wartungsschleuse an der Außenseite genommen, um in das Innere der Kopfkuppel zu gelangen. Sie waren zum „Kopf" des quallenartigen Konstrukts geschwebt. Susa schien sich mühelos zurechtgefunden zu haben, hatte Cheplin durch einige Korridore bis zu einer Art Knotenpunkt geführt, wo sie nach einem Terminal suchte und eine Verbindung herstellte ...
Gucky sah den beiden nach, wie sie nun mit Hilfe der Portsensoren zu der Wartungsluke flogen. Als sie darin eintauchten und sich damit seinen Blicken entzogen, konzentrierte er sich auf Cheplin und sah praktisch durch dessen Augen. Der Schwarmer und seine Begleiterin hatten in dem röhrenähnlichen Gang erst wenige Meter zurückgelegt, als ein sanfter Sog sie erfasste und in das mit Wasser gefüllte Innere beförderte. Die bei den des aktivierten die Portsensoren und schwammen mit trägen Bewegungen weiter.
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