2145 - Gestrandet auf Vision
Schlag zunichte machte. Manchmal bildete er sich ein, dass die Mago ihn hasste. Er wusste genau, es gab keinen Grund dafür. Also handelte es sich um seine ganz persönliche Einbildung. „Kewin, bereite alles für den Ausstieg vor", sagte Kamattagira.
Nervosität befiel ihn. Es war ein bedeutender Unterschied, etwas aus der Ferne zu beobachten, es mit der vorhandenen High Tech in seine Bestandteile zu zerlegen und bis in den atomaren Bereich zu untersuchen. Die Technik der Schwarmwächter brachte es mit sich, dass sie sogar dazu in der Lage waren, das Untersuchte in ihrem Sinn zu beeinflussen. Gebrauch machten sie davon allerdings nur in wirklichen Notfällen.
Die Mago leitete die letzte Phase des Landeanflugs ein. Sie bestimmte einen Landepunkt in sicherer Entfernung. Weit voraus baute sich im Sand der Planetenoberfläche ein psionischenergetischer Schutzwall auf. Kewin hielt diesen Schutz für übertrieben, denn die mentale Botschaft verlor immer mehr von ihrer Stärke. Den Insassen der Fähre fiel es nur nicht auf, weil sich die Annäherung an die Quelle rasend schnell vollzog. Der verkürzte Abstand glich die schwächer werdenden Impulse aus.
Gemeinsam starrten die Technos auf den Bildschirm, der das Gebiet hinter der Landestelle zeigte. Noch immer gab es nur diesen Schemen, undeutlich wie ein Staubnebel, den der Wind empor gewirbelt hatte und der nun eine Weile auf der Stelle hing, ehe er zurück zum Boden sank. Die Schwarmfähre kam zum Stillstand. In ihre Schirmkombination gehüllt, ruhte sie in fünf Mannslängen Höhe über dem Boden. Die Mago wies das Team an, sich für die Ausschleusung bereitzuhalten. Ein sofortiger Ausstieg kam nicht in Frage. Kewin glaubte den Grund zu kennen. Kamattagira hatte der fremdartigen Wesenheit eine Botschaft geschickt, und die Antwort war ausgeblieben.
Die Vertyren blickten sich ungeduldig an. Nos Somba fingerte nervös an den Bedienungselementen seines Einsatzanzugs. Die Mago gab den Befehl zum Ausschleusen. Sie selbst hielt sich noch immer im Wissenszentrum auf, erfüllte damit die Sicherheitsbestimmungen einer solchen Mission. Einer musste immer im Schiff bleiben, um von dort aus eingreifen zu können. Umständlich reaktivierte Nos Somba seine Technotronik. Anschließend glitt das Lamellenschott auseinander. Unter ihnen lag der Wüstensand.
Nacheinander brachte das Transportfeld sie hinab. Sie formierten sich zu einer Kette aus sich deutlich überschneidenden Schutzfeldern.
Nebeneinander marschierten sie durch den Sand. „Die mentale Botschaft schwächt sich weiter ab", begleitete sie die Stimme der Mago. „Lasst euch bitte nicht zu voreiligen Handlungen bewegen. Noch wissen wir nichts über die Absichten der Entität."
Kewin Kirrik wollte widersprechen, aber er schluckte die Worte hinunter, die ihm auf der bläulichen Zunge lagen. Er reduzierte die Stärke seines Antipsi-Schirms, bis er die versiegende Botschaft deutlich empfing. Was immer es war, es brauchte ihre Hilfe - seine Hilfe. Wenn sie es nicht retteten, starb es. Der Anführer der Technos aktivierte unsichtbare Optikfelder vor seinen Augen. Er zoomte den vor ihnen liegenden Teil der Wüste.
Noch immer bewegte sich der Schemen auf der Stelle. Er zuckte auf und ab, schnellte sich in alle Richtungen und verharrte dennoch, als sei er am Boden festgewachsen.
Kirrik beschleunigte seinen Schritt. In weiten Sätzen, wie sie sein Vertyrenkörper mit den 2,30 Metern Höhe und den ewig langen Beinen zuließ, rannte er über den Sand. Durch die Stiefelsohlen fühlte sich der Untergrund hart an, wie gefroren. Es lag am hohen Salzgehalt, der den Sand zusammenbackte. „Keine Unbedachtsamkeit!", warnte die Stimme der Mago. „Wofür hältst du mich?", gab er wütend zurück. Er war es leid, dass sie ihn und seine Männer wie Lehrlinge behandelte. Hundert Meter von dem Schemen entfernt hielten die Technos an. Kewin Kirrik scannte die Umgebung. Da war nichts, was ihren Verdacht hätte erregen können. Die seltsam gestaltlose Entität ruhte im Sand. Durch ihr Zucken hatte sie eine Kuhle in das feste Material gerieben, ein Zeichen, dass der Schemen wenigstens teilweise materielle Natur besaß. „Wartet hier auf mich!", flüsterte Kewin seinen Begleitern zu. „Nein!" Das war wieder die Stimme der Mago. „Bleib, wo du bist!"
„Tut mir Leid. Ich sehe nicht zu, wie dieses Wesen stirbt." Er setzte sich in Bewegung. Ein Auf schrei der Mago quittierte seine Entscheidung, die Schirmsysteme seines Anzugs abzuschalten.
Weitere Kostenlose Bücher