2148 - Galaktische Feuerprobe
sein Innerstes lag offen vor ihr, wohingegen er trotz seiner durch Erfahrung gewonnenen Menschenkenntnis niemals auf den Grund ihrer Seele blicken konnte. Das verunsicherte ihn verständlicherweise; obwohl sie ihn niemals in Verlegenheit brachte oder ihm das Gefühl vermittelte, dass sie sich ihm überlegen fühlte. Im Gegenteil, bei aller Distanziertheit war sie ... eine Freundin. Jemand, dem man unbedingtes Vertrauen entgegenbrachte. Jemand, der sich mit allen Kräften für das Wohl anderer einsetzte.
Sie ist uns schon zu ähnlich. „Das wäre genau die Chance, uns Bostichs Freundschaft zu versichern", fuhr Bre Tsinga fort. „Mir ist klar, dass damit die Sicherheitsinteressen der LFT berührt sind, doch die Vorteile liegen auf der Hand."
„Ich habe darüber nachgedacht", blieb der Verteidigungsminister kühl, „und bin zu einem anderen Schluss gekommen. Bisher hat das Kristallimperium alle Daten umgehend erhalten. Doch das hier ist eine Schlüsseltechnologie, die nichts in Bostichs Händen zu suchen hat."
„Hm", machte Bre nachdenklich. „Denkst du nicht, dass Ascari da Vivo und ihre Leute Perry Rhodan dabei geholfen haben, die Daten an uns zu übermitteln'? Es würde sicherlich kein gutes Bild auf uns werfen, wenn wir uns helfen lassen, aber nichts dafür als Gegenleistung bieten."
Not macht aus Feinden Verbündete, denn der Feind meines Feindes ist mein Freund. Bull seufzte innerlich. „Bostich würde nicht anders handeln als ich."
„Wir sind nicht Bostich", sagte Bre sanft. Sie sprach ihn absichtlich nicht persönlich an. „Wir sind Terraner. Wir haben Prinzipien. Sie stehen in jedem Lehrbuch, wir bekommen sie fast schon mit der Muttermilch eingeimpft."
Natürlich muss sie mir genau damit kommen. Kratze nur weiter an meiner Ehre, Mädchen! Du verstehst dein Handwerk wahrlich gut. Bull griff nach dem Kaffeebecher und nahm einen tiefen Schluck. Das starke, heiße Getränk rann ihm die Kehle hinunter und verbreitete ein zugleich wohliges wie prickelndes Gefühl in seinem Bauch. Es dämpfte ein wenig seine innere Erregung und ließ ihn sachlicher an das Thema herangehen.
Unausgesprochen machte die Psychologin ihm deutlich, dass seine Entscheidung von persönlichen Ressentiments beeinflusst war.
Dass er aufgrund seiner Antipathien - ja seines Hasses auf Bostich - gegen die Interessen der LFT handelte. Gegen die Interessen der ganzen Milchstraße. In einem Moment wie diesem musste man mit offenen Karten spielen.
Zumindest wir. Ich weiß, dass der bornierte Diktator noch jede Menge Schweinereien in der Hinterhand hat, mit denen er uns eines Tages überraschen wird.
Selbst wenn er die persönlichen Gefühle beiseite ließ, machte dies die Entscheidung nicht leichter, denn die Expansionsgelüste des Imperators waren nur zu gut bekannt.
Bostich forcierte seine Pläne nicht mehr im selben Tempo wie früher, da er nunmehr unsterblich war und praktisch unbegrenzt Zeit hatte, ans Ziel zu kommen. Aber es änderte nichts an seiner Einstellung, an seinen Bestrebungen.
Bostich würde die Daten mit Freuden in Empfang nehmen und dafür - nichts geben. Außer einem feuchten Händedruck vielleicht und einem höhnischen Grinsen auf seinem aristokratischen Gesicht. Er wartete doch nur darauf, einen weiteren Trumpf in die Hand zu bekommen.
Ganz gleich, wie Reginald Bull sich entschied - sie würden eines Tages den Preis dafür bezahlen müssen.
Fast hörte der rothaarige Terraner seinen in der Ferne weilenden Freund lachen und glaubte Perrys Stimme zu vernehmen: Wenn es so weit ist, werden wir wissen, wie wir uns Bostich vom Hals halten, alter Knabe. Wenn es so weit ist, werden wir einen Plan finden. Die Ideen sind uns noch nie ausgegangen, und Bostich ist das geringere Übel - zumindest im Augenblick. Tu das, was im Augenblick das Beste ist, und alles Weitere wird sich zeigen. Die Pläne sind jetzt wichtig, damit wir endlich eine Waffe gegen Tradom in der Hand haben. Ich weiß, in welchem Gewissenskonflikt du bist.
Aber sieh es ein: In diesem Spiel sind die Arkoniden mit dabei, und zwar als gleichberechtigte Partner. Sie riskieren dafür nicht weniger als wir.
Reginald Bull seufzte ein zweites Mal innerlich. Bre Tsinga war als sein Gewissen hier, um ihm die Entscheidung zu erleichtern und ihm klar zu machen, dass der richtige Weg nicht unbedingt der leichte sein musste. Sie hatte die Situation vollkommen richtig erkannt, ohne in seiner Nähe gewesen zu sein. Allein aus dem, was die Gerüchteküche von sich gab,
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