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2154 - Größer als das Leben

Titel: 2154 - Größer als das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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begab mich in unsere Kabine. Vielleicht war ich jetzt erschöpft genug, um Schlaf zu finden? Nur so konnte ich im Zerotraum ermitteln. Ich ließ mir vom Kabinenservo einen Hiawatha-Shake machen, nippte daran und legte mich hin. Nicht lange, und mir klappten die Augen zu ...
    Aber mein Geist blieb rege. Polizeischiffe der Valenter kreisten über uns. Ich wollte wissen, ob uns von ihnen Gefahr drohte. Je mehr ich mich entspannte, desto tiefer versank ich in ein trügerisches Wohlbehagen, das so lange anhalten würde, bis mein suchender Geist auf Widerstand traf ...
    Und es dauerte nur Sekunden. Ein Sog zerrte an mir ... riss und rüttelte ... lenkte mich in eine Richtung, die ich gar nicht einschlagen wollte. Wie magisch wurde ich von etwas angezogen, einem fremden Bewusstsein, in dem ein fürchterlicher Konflikt tobte - einem schizoid wirkenden Bewusstsein. Und es befand sich nicht auf Celona, sondern auf Jontagu, dem vierten Planeten. Dort, wohin der Containersarg unterwegs war! Waren das Tagesreste? Hatte die Begebenheit mit Gucky die Richtung meines Traums bestimmt? Ich fragte: Wer bist du?
    Das Wesen antwortete nicht, doch ich spürte, wie seine Kräfte schwanden. Es war, als verströmte es die gesammelten Erfahrungen seines Lebens ins Nichts, und ich fing sie auf, sah sie wie einen Film vor meinem geistigen Auge. Das Wesen hieß Sogtan Kapellme. Und es lag im Sterben.
     
    1.
     
    Zwillinge Ihre Mutter behauptete stets, es habe schon vor der Geburt angefangen. Sie erzählte oft von qualvollen Stunden, in denen die Stöße der kleinen runden Füße nicht ihrer Bauchwand gegolten hätten, sondern ihre Kinder sich gegenseitig mit Tritten und Knüffen bedachten. Am schlimmsten sei es in den letzten Wochen gewesen, so schlimm, dass sie entkräftet das Bett hüten musste. Wie eine Folter seien ihr diese Wochen erschienen, wie ein Wettlauf der Ungeborenen, bei dem mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln darum gekämpft worden sei, wer als Erster das Licht der Welt erblickte. Wahre Ringkämpfe hätten in ihrem Leib getobt, die sie bis an die Grenze ihrer Leidensfähigkeit brachten. Und als ihre Kinder dann nebeneinander in der Wiege gelegen hätten, seien nur wenige Minuten der Verwunderung verstrichen - und schon hätten sie einander wieder die Augen auskratzen wollen.
    Sogtan war dieser verzehrende Hass in Fleisch und Blut übergegangen. Er war für ihn etwas ganz Normales, und ein Leben ohne diesen Hass hätte er sich nicht vorstellen können. Er hatte nie richtig verstanden, warum sein Vater immer Frieden zwischen ihnen stiften wollte. Auch dafür hatte er voll Verachtung auf ihn herabgesehen. Kerball Kapellme - der Valenter von der traurigen Gestalt. Er hatte es nie weiter als bis zum Wartungstechniker auf einem der schwebenden Docks im Orbit von Jontagu gebacht, einer von zehntausend Werften, in denen zurückkehrende AGLAZAR-Schlachtschiffe überholt wurden.
    Ein Handlanger unter vielen. Ein Versager. Mehr war ihr Vater für ihn nie gewesen. Auch nicht für seinen Zwillingsbruder Kresto - wenigstens darin waren sie sich einig.
    Die Schlichtungsversuche des Vaters waren bald seltener geworden und hatten schließlich ganz aufgehört. Und in ihrem vierten Lebensjahr war er an Rangula gestorben, einem mysteriösen Organzerfall, der in den Docks häufiger vorkam - oder an gebrochenem Herzen, wie ihre Mutter sagte. Nach beim Leichenbegängnis waren Sogtan und Kresto der Prozession vorausgeeilt und hatten allerlei Schabernack getrieben. Sogtan erinnerte sich, wie er um die Ecke eines Gebäudes gehen wollte, das mit quer angeordneten Kunststoffpaneelen verkleidet war, und Kresto just in diesem Moment eines der elastischen Paneele losließ, das er halb herausgezogen und nach hinten gebogen hatte. Hätte Sogtan sich nicht instinktiv geduckt, wäre er zu Brei zerschlagen und über die Köpfe der Trauernden hinweg ans Ende der Prozession geschleudert worden.
    Ihre Mutter nahm all das ergeben hin die ständige Furcht um den plötzlichen Tod ihrer Kinder hatte sie gefühlsmäßig abstumpfen lassen. Und nach dem Tod ihres Mannes, den sie zwar nicht mit aller Inbrunst geliebt, der ihrem Leben jedoch Ruhe und Gestalt verliehen hatte, zog sie sich gefühlsmäßig noch weiter zurück. Kein Kinderpferch nahm Sogtan und Kresto auf, so sehr eilte ihnen ihr Ruf voraus. Keine Haushaltshilfe hielt es länger als eine Woche aus, dann hatten die Reißnägel im Putzlappen und die Säure im Waschwasser sie panikartig aus dem Haus

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