2163 - Die Media-Ritter
Mütter allerdings niemals in der Lage gewesen, rund um die Uhr alles zu sichten, was aufgezeichnet wurde. Daher übernahmen Gruppen aus den Clans die Hauptarbeit, während die Mütter nur noch das bereits ausgefilterte Material begutachteten. „Durch einen Zufall habe ich entdeckt, dass Elaisse und zwei andere Frauen, deren Namen ich noch nicht kenne, gemeinsam essen", platzte Woj heraus. Jobonne Jokogi war so schockiert, dass es ihr die Sprache verschlug. Kechten aßen immer und unter allen Umständen allein. „Das ist nicht alles", fuhr Woj nun fort. „Obwohl noch lange nicht Alyshia ist, essen sie Fleisch!"
„Ist... ist ... ist das wahr?", stammelte Jobonne. Woj nahm ein kleines Messer aus der Tasche, ritzte ihre Haut an der Oberseite ihrer linken Hand, so dass einige Blutstropfen austraten. Sie drehte die Hand und ließ das Blut auf den sandigen Boden fallen. Die bei den Frauen beugten sich nach vorn und beobachteten, wie der rote Lebenssaft bis auf winzige, kaum erkennbare Spuren im Boden verschwand. Das genügte als Beweis. Jobonne war davon überzeugt, dass der Boden das Blut nie in sich aufgenommen hätte, wenn Woj die Unwahrheit gesagt hätte. Das Wort Wahrheit in der kechtischen Sprache setzte sich aus Erde und Blut zusammen. „Lass mir etwas Zeit", bat sie sichtlich erschüttert. „Ich muss darüber nachdenken. Notfalls muss ich mit Mutter reden."
„Sie nennen es soziobiologische Forschung", berichtete Woj weiter. „Aber in meinen Augen ist es eine Schande, was sie treiben. Es gehört sich nicht für Media-Ritter."
2.
Trah Zebuck hatte ausgespielt. Davon war man an Bord der TRAJAN des 2500 Meter durchmessenden Ultrariesen der GALAXIS-Klasse, überzeugt. Die TRAH BAR war stark beschädigt. Das so genannte Affengiftgeschütz der TRAJAN hatte in der Schlacht am Sternenfenster zwar keinen Volltreffer mehr durch den Paradimpanzer gebracht. Dennoch war sicher, dass ein Teil der Energie durchgeschlagen und ihre zerstörerische Wirkung im Inneren des Katamars entfaltet hatte. Die Tatsache, dass der Katamar es im Hyperraum auf nicht mehr als 15 Millionen Überlicht brachte, war ein deutliches Zeichen. Trotz dieser relativ geringen Fluchtgeschwindigkeit war es der TRAJAN als einzigem Raumschiff gelungen, Trah Zebuck zu folgen. Der Zufall, der dazu geführt hatte, war von Kommandant Oberst Tom Abertin und Roi Danton zu ihrem Vorteil genutzt worden.
Mittlerweile hatte der Aktivatorträger das Oberkommando über die TRAJAN übernommen. Obwohl er als Oberstleutnant der Neuen USO vom militärischen Rang her niedriger eingestuft war als Oberst Abertin, erhob dieser keinen Einspruch. Als Unsterblicher verfügte Danton über weitaus mehr Erfahrung als er, darüber hinaus war er der Stellvertreter Monkeys. „Wir bleiben dran", sagte Roi. Er wechselte einen kurzen Blick mit Oberst Abertin. Mit ihm war sich der Sohn Perry Rhodans auch ohne viele Worte einig. Ihr Ziel musste sein, Trah Zebuck lebend in die Hände zu bekommen. Gelang es ihnen, den Konquestor zu verhören, bedeutete dies aller Voraussicht nach einen wichtigen Schritt in Richtung Sturz der Inquisition.
Wie die Gefangennahme des Konquestors in der Praxis allerdings aussehen sollte, davon hatten beide vorläufig nicht die geringste Vorstellung. Obwohl die TRAB BAR schwerste Treffer hatte hinnehmen müssen, war sie nach wie vor eine fliegende Festung. In den beinahe 18 Stunden bei der Verfolgung legte die TRAJAN mehr als dreißigtausend Lichtjahre im Hyperraum zurück. Dabei wurde es immer schwieriger, in der Nähe der TRAH BAR zu bleiben. Der Flüchtende erreichte zwar keine hohe Geschwindigkeit, doch waren die einzelnen Flugphasen durch derart starke Schwankungen in der Geschwindigkeit charakterisiert, dass er zu entkommen drohte. Als die TRAH BAR nach 18 Stunden Flug abrupt den Hyperraum verließ, schoss die TRAJAN über den betreffenden Bereich hinaus, so dass sie sich plötzlich ein halbes Lichtjahr vor dem Verfolgten befand.
Trah Zebucks Kommandoschiff hatte ein kleines Sonnensystem erreicht. Wie der Sternenkatalog, den die Terraner längst besaßen, zur Auskunft gab, besaß dieses System keine bewohnbaren Planeten. Keiner in der Hauptleitzentrale glaubte, dass das Schiff dort bleiben würde. Alle bereiteten sich auf die äußerst kritische Situation vor, die entstehen würde, wenn der Konquestor seinen Vorsprung nutzte, um nochmals in den Hyperraum zu wechseln. Danach bestanden nur geringe Chancen, ihm auch weiterhin auf den Fersen
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