2165 - Rückkehr in den Mahlstrom
Gedanken. „Weder den Boten des Thoregons noch den Kräften, die für die Hohen Mächte arbeiten. Sie dürften ihre Spione längst in der Nähe haben."
„Dennoch bleibt uns keine andere Wahl, als den Kontakt zu den Helioten zu suchen", sagte ich. „Wenn jemand in der Lage ist, die Vernichtung unserer Heimat zu verhindern, sind wohl sie es. Damit sind sie automatisch unsere Verbündeten."
Die verschiedenen Thoregons stellten als Machtfaktor anscheinend eine dritte Kraft im Universum dar. Die Pangalaktischen Statistiker zählten auf Grund ihrer Neutralität ebenso dazu. Thoregon, Pangalaktische Statistiker, der Dritte Weg - sie alle zählten zum Leben, das die Kosmokraten als Mächte der Ordnung einst mit Sporenschiffen und Schwärmen im Universum ausgesät hatten. Nach Aussage des Pangalaktischen Statistikers Rik nahm das Leben überhand. 63 Prozent der Eingriffe in die Struktur des Kosmos ab einer bestimmten Größenordnung stammten nicht von den Ordnungs- und Chaosmächten, sondern von unabhängigen Mächten, gesamtheitlich als Leben bezeichnet. Es überforderte die Kontrollinstanzen von Ordnung und Chaos, setzte sie teilweise sogar außer Kraft.
5.
Die Galaxis am hinteren Ende dieser Seite des Mahlstroms hieß Ploohn-Nabyl. Die vorherrschende raumfahrende Zivilisation stellten die Ploohns dar, aufrecht gehende Rieseninsekten von bis zu 2,10 Metern Körpergröße. Vor zwei Milliarden Jahren war ihre Sterneninsel mit einer anderen von etwa gleicher Größe und Masse kollidiert. Die Spiralgalaxien hatten sich durchdrungen und waren anschließend auseinander gedriftet. Zwischen ihnen war die 156.000 Lichtjahre lange Nabelschnurentstanden, ein Gebilde aus Sonnen, Planeten, unzähligen Asteroiden, Staub und Gaswolken. „Sargasso des Alls" hatte jemand den Mahlstrom einst genannt, und so bot er sich uns auch heute noch dar. In dem schlauchförmigen Gebilde herrschte ein energetisches Chaos, in dem sich selbst die hochmodernen Messgeräte der heutigen Zeit schwer taten.
Die optischen Systeme lieferten verzerrte Bilder und vermittelten falsche Vorstellungen von den Entfernungen. Wir befanden uns zur Zeit auf der falschen Seite der Distanzschwelle, jener Einschnürung in der Mitte des sich dehnenden Schlauches. Terra und Luna waren einst auf der anderer Seite materialisiert, wo wir vor knapp zehn Stunden aus dem Mega-Dom gekommen waren. Dort lag auch der Geburtsort der SOL. Ihre Baupläne hatten schon existiert, bevor ES Terra und Luna in den Mahlstrom der Sterne versetzt hatte. Der Stapellauf war 3540 erfolgt. Die SOL hatte Perry und seinen Getreuen als Zuflucht gedient. Zusammen mit zehntausend immunen Menschen war die SOL unter dem Druck der Aphiliker von Terra in die Unendlichkeit gestartet, um den Heimweg in die Milchstraße zu finden. 41 Jahre hatte es gedauert.
Ein Jahr später war sie erneut in den Mahlstrom aufgebrochen. Die Suche nach der Erde hatte begonnen, die inzwischen zusammen mit Luna durch den Schlund gestürzt war. Seit jener Zeit hatte es keinen Kontakt mit diesem Sektor des Universums gegeben. Dennoch lebten hier vermutlich noch Menschen. Sie stammten von Flüchtlingen ab, von Immunen aus jener schweren Zeit. Ungefähr dreitausend Lichtjahre vom Schlund entfernt lag ihre Welt, Ovarons Planet. Es gab durchaus Chancen, dass sich die Flüchtlinge von damals vermehrt und in dem Chaos ihrer stellaren Umgebung überlebt hatten.
Dass wir nach so langer Zeit an diesen Ort zurückkehrten, hielt ich nicht für einen Zufall. Im Lauf meines vieltausendjährigen Lebens hatte ich gelernt, dass es Zusammenhänge übergeordneter Art gab, die sich einem Wesen der unteren Existenzebene selten erschlossen. SENECA unterbrach meine Gedanken. Die Hyperinpotronik meldete, dass alle nötigen Reparaturen beendet waren. Die beiden Hypertropzapfer arbeiteten zuverlässig. In einer knappen halben Stunde würde der Energiespeicher-Status hundert Prozent erreichen.
In einem Rundruf wandte ich mich an die Insassen des Hantelschiffes. „Viele von euch machen sich Gedanken darüber, was aus dem Schiff werden soll. Was wir von den Pangalaktischen Statistikern erfuhren, ist eine Nummer zu groß für uns. Wir schaffen es nicht allein. Ich habe für jeden Verständnis, der aus diesen Gründen für einen Abbruch der Expedition und eine Rückkehr in die Heimat plädiert. Gleichzeitig aber frage ich euch, was wir in einer vom Untergang bedrohten Milchstraße tun wollen. Verkünden, dass bald alles vorbei ist? Nie drohte
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