2165 - Rückkehr in den Mahlstrom
Systeme stören", sagte Zakata missmutig. „Und SENECA ist natürlich ebenfalls beeinträchtigt." Als ob das Bordgehirn sein „Das wüsste ich aber" in Form von konkreter Handlung zeigen wollte, lieferten die untergeordneten Systempositroniken ein Hologramm mit verschiedenen Erklärungsversuchen. Zahlen, Daten und Diagramme blitzten an verschiedenen Stellen vor dem Sessel der Kommandantin auf. „Vielleicht so etwas wie eine Hyper-Interferenz", murmelte Fee. Das erschien ihr in dieser Lage am plausibelsten. So hatte sich Fee die Ankunft im Mahlstrom der Sterne nicht vorgestellt. Die geschichtlichen Daten in SENECAS Speichern umrissen die Schwierigkeiten, die es mit der Navigation in dem Materieschlauch zwischen zwei Galaxien gab, sagten aber nichts über ein derart gewaltiges Chaos aus. Das flaue Gefühl in Fees Magengegend verschlimmerte sich, als sie die Aufzeichnungen der Hyperinpotronik von der Flucht in den Mega-Dom durchsah. „SENECA!" Ihre Stimme klang lauter als beabsichtigt. „Was bedeutet der Eintrag in deinen Aufzeichnungen? Was hat Arlo mit dem Transfer zu tun?"
„Dein Sohn hat den Befehl dazu gegeben. Arlo konnte die Entscheidung als Einziger treffen, Fee. Die anderen Kinder wären damit überfordert gewesen." Die Kommandantin schluckte die Überraschung hinunter. Ausgerechnet Arlo... Warum eigentlich nicht?, überlegte sie dann. SENECA hätte es nie zugelassen, wenn er darin eine Gefahr für das Schiff gesehen hätte. Fee Kellind vernahm einen lauten Seufzer. Das Geräusch kam von Myles Kantor. „Wir sind nicht irgendwo im Mahlstrom gelandet", hörte sie den Wissenschaftler sagen. „Auf der anderen Seite des Mega-Doms befindet sich in geringem Abstand ein riesiger Attraktor. Das kann nur der Schlund sein."
Jetzt verstand Fee, was SENECA mit „Windschatten" gemeint hatte. Dass die Hyperinpotronik nicht klar gewarnt hatte, sagte deutlich aus, dass sie wirklich durch Wirkungen von außen beeinträchtigt wurde. „Roman!", stieß sie hervor. „Flieg los, ehe es zu spät ist!"
Die Ortung lieferte stark voneinander abweichende Daten. Aus einem Wust von mehreren Dutzend Einzelmessungen errechnete die Hyperinpotronik den ungefähren Entfernungs-Mittelwert zum Schlund. Er lag bei zwanzig Lichtminuten. „Hypertrop-Systeme hochfahren!", ordnete Fee Kellind an.
Major Ruud Servenking, Leiter der Abteilung Triebwerke und Bordmaschinen, machte sich an die Arbeit. Mit allen Anzeichen von Nervosität kommunizierte er mit dem Bordgehirn. Es dauerte wesentlich länger als normal, bis die Zapfsysteme Bereitschaft meldeten. „Tut mir Leid", sagte er und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „SENECA teilt mir mit, dass wir den Zapfvorgang nicht einleiten können. In unmittelbarer Nähe des Doms funktionieren weder die herkömmlichen Hypertrops noch der Permanentzapfer." Die SOL erbebte. Roman Muel-Chen drückte das Schiff vom Mega-Dom weg in die Richtung, die dem Schlund entgegengesetzt war. Die Triebwerksleistung stieg langsam an, reichte aber nicht aus. „Ich versteh's nicht", sagte der Emotionaut halblaut. „Die Energie scheint irgendwo zu verschwinden, wir können sie auf jeden Fall nicht richtig nutzen."
Fee wusste jetzt, woher die Probleme mit den Andruckneutralisatoren kamen. Immerhin handelt es sich nur um Abweichungen im minimalsten Bereich, dachte sie erleichtert. Wenn die Andruckneutralisatoren komplett ausfielen, war die Besatzung der SOL bei richtiger Beschleunigung des Raumers tot. „Der Einsatz der Aura-Zange hat wohl ungeheure Mengen Energie verschlungen", sagte die Kommandantin. „Kannst du Genaueres dazu sagen, SENECA?"
„Genaue Daten liegen nicht vor", antwortete das Bordgehirn. Die künstliche Stimme klang tatsächlich, als sei SENECA die Aussage peinlich. „Derzeit benötigt die SOL sehr viel Energie für die Schirmsysteme und den Antrieb."
Die Nug-Schwarzschild-Reaktoren liefen auf Volllast, aber die Füllung der Speicher ging nur schleppend voran. Die irregulären Effekte des Mahlstroms brachten Wirkungen mit sich, die man nicht einkalkuliert hatte. „Die einzelnen Steuerpositroniken errechnen eine Mindestfüllzeit von zwanzig Stunden", meldete SENECA nüchtern. „Das dauert viel zu lange!" Fee Kellind fuhr sich mit der rechten Hand durch die blonden Haare. „Wir müssen weg hier." In der Nähe des Mega-Doms flog die SOL geschützt. Um die volle Energie zu tanken, musste sie jedoch hinaus in das Chaos, das in der Nähe des Schlundes tobte.
Roman Muel-Chen tat unter seiner
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