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2169 - Das Lichtvolk

Titel: 2169 - Das Lichtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gähnende Leere. Ich vermeinte, ins Bodenlose zu stürzen. Ich fiel, fiel, fiel. Mein Vater fing mich auf. Er stützte mich, hob mich hoch, drückte mich an sich, hielt mich fest und warm. Streichelte mich, sang mir beruhigend ins Ohr, mit seiner tiefen, unerschütterlichen Stimme: „Buntes, kleines Leuchtkind, brauchst keine Angst zu haben, Papa ist ja da ... Papa ist ja da ..."
    Ich könnte nicht sagen, ob es Gefrin dauerte, Adrin oder bloß Ofrin, bis ich mich wieder so weit gefasst hatte, dass ich die Augen aufzumachen wagte. An Vaters verhüllten Hals gepresst, linste ich in die Welt hinaus. Sie war so kalt. So leer. So farblos. So ganz und gar nicht golden. „Ich habe mich auch gefürchtet", sagte Enguarti leise, „als ich zum ersten Mal hier war. Dabei war für mich der Unterschied sicher nicht annähernd so frappant wie für dich, Anguela. Meine Tymaxul ist ja viel schwächer als deine. Dennoch: Jede und jeder von uns, die wir in Siv'Kaga geboren sind, hat Ähnliches durchgemacht. Sogar deine Mutter."
    „Nein! Wirklich? Sogar Panige?"„Gerade sie. Denn sie ist ebenfalls sehr hyperfühlig. Wenngleich nicht so sensibel wie du. Ich weiß nicht, ob jemals jemand so ..." Er stockte. „Sollen wir wieder zurückgehen?"
    „Ja! -Aber", sagte ich trotzig, „ich will es wieder versuchen. Bis es mir gar nichts mehr ausmacht und ich die Stadt Sivquox erforschen kann und den Planeten und das ganze Universum!" Mein Vater drückte mich an sich. „Das ist die richtige Einstellung, Goldbub!" Wir drehten uns um. Wie ein Gebirge schwang sich die Außenhülle der nächstgelegenen Kuppel vor uns empor, viele hundert Varnon hoch. Nach wenigen Schritten war ich wieder in Sicherheit, wieder geborgen, daheim im Tymcal, im Para-Staub.
    Stell dir das Flirren von unzähligen gerade noch sichtbaren Staubteilchen im Gegenlicht vor, verbunden mit einem goldenen Flimmern, Schimmern und Funkeln, einem warmen, milden Leuchten, das von überall und nirgends zu kommen scheint.
    So war das Licht in den Kuppeln von Siv'Kaga. Wobei der Eindruck keineswegs rein optischer Natur war. Zu einem Teil entstand er auch nur im Bewusstsein des Beobachters. Die von den Vaia'Kataan mittels der Tymzheen, der Paradim-Generatoren, erzeugte Hyperstrahlung erreichte einen solchen Sättigungsgrad, dass permanent Tymcal-Partikel ausfällten, aber auch augenblicklich wieder vergingen.
    Es handelte sich also um Psi-Materie, die beständig zwischen dem verstofflichten und dem freien hyperenergetischen Zustand fluktuierte und auf diese Weise das behagliche, sowohl mit den Augen als auch mit dem Tymcal-Geflecht wahrnehmbare Flirren bewirkte, das uns Guyaam an die Calditische Sphäre der Alten Heimat erinnern sollte. Wohlgemerkt, der Para-Staub war für uns Angehörige des Lichtvolks keineswegs so unmittelbar lebensnotwendig wie Atemluft, Trinkwasser oder Nahrung.
    Wir starben nicht, wenn wir uns für gewisse Zeit in Biosphären ohne Tymcal aufhalten mussten. Oder jedenfalls nicht gleich: Wohl aber wurden Guyar nach einer individuell verschiedenen Zeitspanne ohne Para-Staub im wahrsten Sinn des Wortes trübsinnig, und ihre Tymaxul, also die Fähigkeit des Hyperfühlens, begann zu verkümmern. Schließlich siechten sie nur mehr als Schatten ihrer selbst dahin, und irgendwann erloschen sie, schon lange vor ihrer Zeit.
    Falls sie aber doch rechtzeitig gerettet werden konnten, benötigten sie viele Thadrin der Rehabilitation, bis sie ihre Gaben in voller Stärke wiedererlangten. Dies alles gehörte zum Grundwissen, das bereits in den Kinderkrippen unterrichtet wurde. Nach meinem dritten Geburtstag war ich jedoch nicht nur reif für die erste Erfahrung der Hyperkälte außerhalb von Siv'Kaga, sondern ich sollte eine Schule besuchen. Wieder kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen meiner Mutter und Erünie Zowel, der Baszmarin unserer Kuppel.
    Panige sah natürlich ein, dass die Bildung, welche mein Vater Enguarti mir vermitteln konnte, bald an ihre Grenzen stoßen würde. Er war ja schließlich nur Krippner, keine Lehrerin. Andererseits wollte Panige mich nicht ständig dem Lärm und den Ausdünstungen meiner Gleichaltrigen ausgesetzt wissen. Die beste Lösung wäre Privatunterricht gewesen. Doch ein solcher stand nur hochbegabten Mädchen zu. „Da flogen ganz schön die Funken", strahlte Vaters Mundpartie in gruselndem Weißblau, als er mir vom Wortwechsel zwischen Panige und der Kuppelvorsteherin berichtete. „Willst du ernsthaft behaupten, hat deine

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