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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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den hohen gewölbten Brauen und der breiten Nase. Er hatte Mühe, die Wut in seiner Stimme zu verbergen. »Es ist eines der Schiffe aus dem Osten. Ihr kennt seinen Wert, Herr. Nehmt das Gefährt an und lasst mich mit meiner Schwester nach Hause gehen.«
    Oree konnte nicht anders. Er konzentrierte sich und lauschte. Er versuchte seine Schwester zu fühlen. Hinter dem Thron gab es in der reich verzierten Wand zwei Türen, die zu den privaten Gemächern des Khaan führten. Er glaubte Orna ausmachen zu können. Ein Schatten ihres Seins. Wenn er nur näher heran könnte…
    Shahruuk kniff ungehalten die Augen zusammen. An seiner schlanken Hand saß ein prächtiger Smaragdring. »Lass das, Oree!«, befahl er scharf. »Versuch nicht zu lauschen! Orna ist noch hier und es geht ihr gut. Ich sehe nicht ein, warum ich sie zurück in dein erbärmliches Dorf schicken sollte.«
    Oree hielt dem Blick des mächtigsten Mannes des Landes stand. »Sie ist meine Schwester. Ihr hattet sie lange genug für Eure Forschungszwecke, Herr.«
    »Dein Ton hat sich seit dem letzten Jahr nicht verbessert. Dennoch beeindruckt mich deine Sturheit. So höre denn, was ich entscheide: Ein Luftschiff ist nicht genug, um deine Schwester im Austausch zu erhalten. Dafür müsstest du mir schon den Herrn der Wolkenstädte persönlich bringen. Aber höre, Oree: Ich habe Mitleid mit dir. Wenn deine Schwester dir tatsächlich so viel bedeutet, lasse ich es dich unter Beweis stellen. Wie auch deinem Dorf bekannt sein dürfte, sind die Fara auf dem Weg hierher. Sie lagern im Kuunar-Wald und werden wohl schon übermorgen hier aufmarschieren. Ich habe zwei meiner besten Wachleute geschickt, sie auszuspionieren.« Der Khaan hob die Hand und wies auf die gegenüberliegende Raumseite. Oree folgte der Geste und sah mit Schrecken zwei Lanzen in einer hölzernen Halterung, auf deren Spitzen zwei Köpfe steckten. »Vor einer halben Stunde brachte man mir das hier«, fuhr der Khaan fort. »Ich habe den Boten hinrichten lassen. Doch ich verspüre eine gewisse Neugier zu erfahren, was im Lager der Fara los ist und warum diese gehirnlosen Insekten dieses Mal der Ansicht sind, mir gefährlich werden zu können.«
    Oree sah noch immer auf die abgetrennten Köpfe und schluckte. Der Khaan sprach weiter. »Ich nehme dein Luftschiff als Anzahlung, und wenn du mir sagen kannst, was die Fara planen, sollst du deine Schwester wieder sehen. Mit deiner Gabe bist du vielleicht glücklicher als diese beiden.« Die dunklen Augen des Khaan waren Abgründe. Oree spürte, dass er Shahruuk nicht vertrauen konnte, doch zugleich war der Wunsch, Orna zu sehen, übermächtig.
    »Werdet Ihr mir Orna mitgeben, wenn ich das Lager der Fara für euch ausspähe, Herr?«
    Der Khaan nickte. »So soll es sein. Beschaff mir die nötigen Informationen und du sollst deine Schwester zurückerhalten. Du kannst gehen.«
    Oree erhob sich langsam und trat rückwärts aus dem Raum: Er würde tun, was immer notwendig war, um Orna zu retten.
    ***
    Die Erkundung des Dorfes hatte nichts Greifbares ergeben. Es war ein gewöhnliches Dorf, die Menschen waren zufrieden, gut genährt. Sie bauten Zuckerrohr an, brauten sich einen starken Schnaps daraus und hatten einige nützliche Geräte zur Verfügung, wie die Boda-Bodas, die ihnen die Induu gegeben hatten. Wer die Induu waren, wusste Matt noch nicht mit Sicherheit, nur dass sie Krieg mit den Fara führten.
    Matthew Drax entschloss sich zu einem weiteren Versuch, Yann auf sich aufmerksam zu machen. Doch sein erster Versuch, durch die Wand der »Gästehütte« zu gelangen, scheiterte kläglich. Von wegen »free your mind«. Er prallte mit voller Wucht gegen das Holz. Matthew fluchte auf dem Boden sitzend vor sich hin. Ihm schmerzte der Kopf. Das bildest du dir alles nur ein. Du fühlst gar nichts. Aber die Logik half nicht. Er versuchte es ein zweites Mal, doch wieder gelang es ihm nicht, die Holzwand zu durchdringen.
    War das vielleicht ein gutes Zeichen? Wurde sein Körper wieder stofflicher? Oder hatte er sich zu sehr mit der Frage beschäftigt, warum er nicht einfach durch den Boden stürzte, sodass nun auch die Wände in seiner Vorstellung undurchdringbar wurden?
    In diesem Moment kam Buran mit zwei Kriegern. Sie holten Yann und de Rozier aus der Hütte und brachten sie über den staubigen Dorfplatz in Richtung des steinernen Gotteshauses. Matt bemerkte einen Stapel halbzersetzter Autoreifen. Ob er versuchen sollte, durch sie hindurchzugehen?
    Wenn ihm das nicht mehr

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