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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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verschwenden, ging er einfach durch die Wand neben der Tür. Es kribbelte unangenehm, dafür wurde das Licht um ihn wieder um eine Nuance heller.
    War das die Erklärung? Gewann sein Körper für kurze Zeit an Substanz, wenn er sich durch feste Materie bewegte?
    Matt kniff geblendet die Augen zusammen. Das Leuchten um ihn her war nichts im Vergleich zu dem, was ihn im nächsten Raum erwartete.
    Elektrische Helligkeit! Er blickte in eine brennende Glühbirne! Sie war an einem metallenen Tischhalter aufgehängt und beleuchtete eine Art Schatzkammer des Khaan: einen Raum angefüllt mit Relikten der Vergangenheit!
    Und vor ihm saß ein Mann mit einem orangefarbenen Schal. Er hatte ihm den Rücken zugewandt und sich über ein restauriertes Morsegerät gebeugt. Eine alte Tastatur und ein Stromwandler standen auf dem breiten Holztisch. Zwei Schraubenzieher lagen genau vor ihm.
    Dieser Kellerraum war ebenso groß wie der, aus dem Matthew gekommen war. Statt eines Bestiariums lagerten hier aber Gegenstände in hölzernen Regalen. Sie waren ihm schmerzlich vertraut und weckten Erinnerungen. Transistorgeräte, Mikroskope, alte Lampen, kaputte Uhren und meterlange aufgerollte Kabel. Matt bemühte sich unauffällig hinter dem Forscher wegzutreten und hinter eine voll gestopfte Regalwand zu kommen. Im Raum lag ein tiefes summendes Geräusch, das von einem Notstromaggregat zu kommen schien.
    Neugierig sah Matt sich um, während das bläuliche Glimmen seines Körpers wieder nachließ. Trotz all der Rückbesinnung, die die Induu-Forscher betrieben – sie wussten viel zu wenig über die Relikte, mit denen sie hantierte, um deren Gefährlichkeit einschätzen zu können. Mit Entsetzen ging Matt in dem Teil des Raumes auf und ab, wo Waffen lagerten. Er sah zwei Cruise Missiles und mehrere mit »VR-55« beschriftete Sprengkörper.
    Soman. Matt wurde nun wirklich übel. Er wich zurück. Die Lagerung dieses hochgiftigen Stoffes war alles andere als ordnungsgemäß. Er konnte nur hoffen, dass die gebundene gelbbraune Flüssigkeit die Jahrhunderte nicht überstanden hatte. Sie führte auch in schwacher Dosierung zu Vergiftungserscheinungen.
    Noch schlimmer wurde es im angrenzenden Raum, in dem ihn eine Grube und eine chemische Apparatur erwarteten. Das Ganze sah aus wie ein Labor. Was hier produziert wurde, war unschwer zu erraten. Die Chemikalien waren sorgsam beschriftet.
    Matt fühlte sich elend. Da traf er endlich auf eine höher entwickelte Kultur, und mit was beschäftigte sie sich? Angewidert blickte er auf das Regal, das er nun einsehen konnte. Die chemische Bezeichnung auf den Flaschen war korrekt. Die Induu hatten es irgendwie geschafft, Chlorgas zu produzieren. Und das in rauen Mengen. Eine einzige dieser grüngelblichen Glasflaschen konnte den Tod bringen. Chlorgas war bereits im ersten Weltkrieg eingesetzt worden. Da es schwerer als Luft war, sank es in die Schützengräben und forderte Tausende von Leben.
    Matt dachte an die Fara. Es schien so, als würden sie richtig damit liegen, in Shahruuk ein verantwortungsloses Monster zu sehen, das mit dem Tod spielte. Das Arsenal in diesem Raum reichte aus, um das Heer der Fara mit einem einzigen Angriff zu vernichten.
    Ein Schaudern überkam Matt Drax, zusammen mit einer Wut, die er selbst nicht ganz verstand. Vielleicht lag es an der persönliche Enttäuschung, dass dieser Khaan nicht der Mensch war, auf den er gehofft hatte. Dass Menschen einander zu vernichten suchten, war ja leider nichts Neues.
    Aber das hier lasse ich nicht zu, dachte er grimmig.
    Er musste Yann und Pilatre aus dieser Hölle herausholen. Und er musste zumindest versuchen, mit Shahruuk zu reden. Vielleicht war dem Mann nicht bewusst, was er anrichten konnte.
    Matt ging zurück zu dem gelb gekleideten Forscher mit dem orangefarbenen Schal. Er sah blass und kränklich aus. Das war kein Wunder. Sollte es in diesem Raum Spuren von Soman oder Chlorgas geben, würde der Retrologe wohl nicht mehr lange leben.
    Matt blickte auf seine Hand. Das Leuchten war verschwunden. Er war jetzt wieder unsichtbar.
    Fasziniert betrachtete er das alte Morsegerät, an dem der Forscher emsig herumbastelte. In den Deckel des Behältnisses war eine Liste der Morsezeichen geklebt. Die Geräte waren mit einem Draht verbunden, durch den elektrischer Strom floss. Er musste von dem Notstromaggregat kommen, das auch die Glühbirne auf dem Tisch versorgte.
    Matt ging noch näher heran und legte seinen unsichtbaren Daumen in den Draht. Der Zeiger

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