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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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steinernen Weg zwischen den Fackeln hindurchging. Er konnte Shahruuk seine Grausamkeit vergeben. Nicht aber, dass er ihm den liebsten Menschen genommen hatte, den es auf dieser Welt für ihn gab. Mit seinem Reichtum und seiner Redegewandtheit hatte er Orna betäubt und sie auch geistig zu seiner Sklavin gemacht.
    Oree ließ sich auf den Boden sinken. Er war immer stark gewesen. Bis zu diesem Tag. Shahruuk hatte es geschafft. Er hatte gesiegt. Die einzige Erlösung war der Tod.
    ***
    Matt war dem Induu mit dem Schal und dem roten Punkt auf der Stirn in den Thronsaal gefolgt. Jetzt erfuhr er, dass der dünne, von einer leichten Soman-Vergiftung gezeichnete Mann Santuu hieß und der oberste Retrologe und Berater von Khaan Shahruuk war.
    Der Thronsaal des Khaan mitsamt seinem braungebrannten Herrscher erinnert Matt an die Bollywood-Filme seines Jahrhunderts. Er war mit Stoffen behangen und von etlichen Fackeln erleuchtet.
    Pilatre de Rozier und Yann Haggard wurden in den Saal geführt. Yanns Kopf flog herum, sein Auge fixierte Matt. Er konnte ihn sehen! Doch Yann schwieg, um ihn nicht zu verraten.
    Der Khaan ließ die beiden vor seinen Thron bringen.
    »Sind Euch wieder einmal die Gesprächspartner ausgegangen?«, fragte de Rozier gelassen.
    Shahruuk hob das vergilbte Papier mit dem übersetzten Morsecode hoch. »Nein. Ich habe eine Botschaft erhalten.« Er sah Yann eindringlich an. »Könnt Ihr das erklären, Seher? Gibt es tatsächlich Geister?« Shahruuks Stimme klang abfällig, aber er schaffte es nicht, seine Unsicherheit ganz zu verbergen.
    Matt stellte sich neben Yann und wies auf sich. Er musste mit dem Khaan in Verbindung treten.
    Yann nickte zögernd. »Es gibt ein Wesen hier, das mit Euch sprechen möchte. Einen Geist, wenn Ihr so wollt.«
    »Ihr lügt!« Shahruuk sprang auf. »Es gibt keine Geister!«
    Yanns Gesicht war ausdruckslos. »Holt Oree. Er kann die Gedanken des Geistes verstehen. Ich wünschte, ich wäre dazu in der Lage, aber ich bin es nicht.«
    Der Khaan sah wütend zwischen den beiden Männern hin und her. Der Gedanke, es könne tatsächlich Geister geben, schien sein Weltbild gehörig zu erschüttern. »Wachen, bringt mir Orna!«, sagte er schließlich mühsam beherrscht. »Und ihr beiden werdet mir sagen, was das für ein… Geist ist, der in meiner Festung spioniert!«
    Matt konnte verstehen, dass Shahruuk über einen unsichtbaren Spion, der seine Geheimnisse enthüllen konnte, nicht erfreut war. Frostiges Schweigen breitete sich im Raum aus. Alle drei Männer versuchten beherrscht und kühl zu wirken.
    Die Wachen führten eine junge Frau herein, die mit stolz erhobenem Kopf an ihrer Spitze ging. Sie war zierlich, von hellbrauner Hautfarbe. Sie senkte den Blick nicht. »Ihr habt mich rufen lassen, Herr?«
    »Wie viele Menschen spürst du in diesem Raum, Orna?«
    Orna schloss die Augen. »Neun, mich ausgenommen. Ihr, die beiden Gefangenen, die vier Wachen und zwei, die nicht zu sehen sind.« Sie öffnete die Augen. »Nein, nur einer. Es fühlt sich… sehr sonderbar an.« Sie schauderte. »Ist das ein Test? Hält sich in diesem Raum jemand verborgen?«
    Der Khaan sah Yann eindringlich an. »Er behauptet, es gäbe hier einen Geist. Dabei habe ich schon vor langer Zeit entschieden, nicht an Geister zu glauben wie die primitiven, mit Fetischen wedelnden Eingeborenen!«
    Matt trat dicht an Orna heran. Da er so lange wie möglich unsichtbar bleiben wollte, verzichtete er darauf, in sie zu treten. Er sandte der lauschenden Frau seine Gedanken.
    »Sein Name ist Mäd… Ma… Maddrax.« Sie zögerte. »Er hat gesehen, welche Waffen Ihr in Eurem Turmkeller verborgen haltet, und er ist schockiert. Er fordert Euch auf, den Fara Frieden anzubieten und diese beiden Männer hier gehen zu lassen.«
    Die Augen des Khaan verengten sich. »Ich lasse mir keine Befehle geben! Von niemandem!«
    »Er appelliert an Eure Vernunft. Eure Waffen sind schrecklicher, als Ihr selbst es ahnt. Er möchte nicht…« Sie suchte nach den richtigen Worten. »Tod…«
    »Kein Geist… ein Unsichtbarer!« Der Khaan sprang auf. »Irgendwie hat er es geschafft, sich unsichtbar zu machen! Schließt die Tür! Sucht jeden Zentimeter des Raumes ab!«
    Die Wachen gehorchten. Matt hatte das Gefühl zu schwitzen. Hoffentlich hielt seine Tarnkappe noch. Der Khaan war ein ganz anderes Kaliber als Waluk. Er versuchte weiter über Orna mit ihm zu reden. Die junge Frau schien sich wirklich Mühe zu geben.
    »Er bittet Euch um Vernunft. In Euerm

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