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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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eine gelangweilte Geste mit der Hand. »Schafft sie weg.«
    Er sah den beiden Männern nach. Der eine so stolz, ein Inbild von Kultiviertheit, der andere verstümmelt und mystisch. Sie waren beide etwas Besonderes, und er bedauerte es zutiefst, dass er Pilatre de Rozier töten musste.
    Doch Afra war nicht groß genug für zwei Herrscher wie sie.
    ***
    Matt nahm sich zusammen und trat durch das mächtige Tor der Festung, die die Lubaka »Fort Agraa« genannt hatten. Trotz seiner Sorge um die beiden Gefährten bewunderte er das Bollwerk, das direkt der indischen Geschichte entnommen zu sein schien. Auch die Inder nannten ihre Festungen »Fort«, und die Bauweise war charakteristisch.
    Mit Erstaunen sah sich Matt auf dem Platz des äußeren Festungsrings um. Viele der Wachleute sahen afrikanisch aus, doch einige hatten eindeutig indische Züge. Jetzt verstand er auch Waluks sonderbares Auftreten. Die Induu waren Inder! Matt erinnerte sich, dass die Inder in seiner Zeit in großer Zahl in Afrika gelebt hatten, um dort Geschäfte zu machen. Anscheinend hatten sie hier eine Art Hochburg nach »Christopher-Floyd« errichtet. Die barkenförmigen Gebäude innerhalb der Mauern wirkten ganz eindeutig indisch. Ebenso der hohe achteckige Turm. Dazu kam, dass die indisch aussehenden Wachleute besser gekleidet waren als die afrikanischen. Sie trugen weiche Hosen und Hemden aus hellen Stoffen, während die Afraner sich mit Lendenschurzen begnügten.
    In der inneren Festung sah Matt einen großen Platz, auf dem ein gut gekleideter Induu mit schütterem Haar stand. Matt schluckte, als er sah, was die Männer unter seinem Befehl taten: Sie reparierten das Luftschiff von Pilatre de Rozier! Matt sah eine Weile zu, wie ein übel riechender Leim in einem gusseisernen Topf angerührt wurde und mehrere Männer große Glasstücke sortierten. Auch Schrauben und Nägel in verschiedenen Größen waren neben Hämmern, Zwingen und Zangen zu sehen.
    Die Männer unterhielten sich in gebrochenem Englisch. Matt ging näher heran, um sie besser verstehen zu können.
    »… ist von diesem Kaiser aus dem Ostreich! Der Khaan hat ihn einsperren lassen! Jetzt werden wir bald über ganz Afra herrschen…«
    »Mach dich nicht lächerlich«, meinte der Mann neben ihm, der einen groben Borstenpinsel aus Tierhaar mit dem stinkenden Kleber tränkte. »Wenn ein Herrscher weg ist, kommt der nächste. War doch immer so. Für uns ändert sich nichts. Geht schon, geht schon. Alles bleibt beim Alten…«
    Der erste Mann hielt eine hölzerne Schrankwand aufrecht, die aus der Verankerung gebrochen war. »Zumindest wird dieser Pilatre in den Turmkerkern verrotten…«
    Matt sah zu dem mächtigen Achteckturm hinüber. Jetzt wusste er, wo er mit seiner Suche beginnen würde. Entschlossen ging er auf den Turm zu und passierte dabei lief eine Reihe schwer bepackter Sklavinnen, die in weite Gewänder gehüllt waren und zarte Schleier vor den Gesichtern trugen.
    In dieser Festung mussten gut zweihundert Menschen leben, vielleicht mehr. Auf den steinernen Plätzen zwischen den Häusern herrschte viel Betrieb. Es wurde zusammengepackt. Alle, die nicht kämpfen konnten, zogen sich tiefer in die Festung zurück. Es war eine Hochburg aus Sicherheit und Zivilisation im Vergleich zu dem, was Matt in den letzten Jahren vorwiegend begegnet war. Es musste doch möglich sein, mit dem Herrscher dieser Feste zu sprechen und vielleicht sogar den Krieg mit den Fara zu verhindern. Matt dachte an die hübsche Kriegerin und ihr geplantes Selbstmordattentat. Die Fara wollten die Induu nur angreifen, weil sie sich von ihnen bedroht fühlten und Angst vor einer Übernahme ihres Landes hatten.
    Nachdenklich ging Matt durch das Portal hindurch und betrat den Turm. Erst einmal musste er Yann und Pilatre finden. Ohne die Hilfe von Yann oder Oree konnte er sich niemandem mitteilen.
    Nach einigem Suchen fand er die Treppe, die nach unten führte. Genau unter ihm musste sich der Keller des Turmes befinden, in dem Matt die Verliese vermutete.
    Er ging auf die Wachen zu, als er plötzlich ein blaues Flimmern bemerkte. Er blickte an sich hinab.
    Es war seine Hand! Seine Hand strahlte ein schwaches Leuchten ab, sodass ihre Umrisse sichtbar wurden!
    Shit. Matt sah zu den beiden Bewaffneten, die den Weg nach unten versperrten und im gleichen Moment das weißblaue Flimmern mitten in der Luft entdeckten.
    »Was ist das?«, fragte der größere der beiden Männer verblüfft und ging auf Matt zu.
    Der stand wie

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