2170 - Das Reich der Güte
Planeten. Auch die Gefühlsintensität wurde, wie du dir denken kannst, durch die Flugsalben beträchtlich gesteigert ...
Dass diese Drogen nicht gerade billig waren, versteht sich von selbst. Wir bezogen sie über den Tonkihn, der im Spießerklub als Barkeeper arbeitete. Er hieß Xackz Ufnodar. Für einen Angehörigen des Volkes der Emotio-Händler war er klein, schlank und sehr lebhaft. Über die Paragaben der Suggestion und Empathie verfügte er, wie mich Meloce beruhigte, nur in mittelstarker Ausprägung. Aus nahe liegenden Gründen fanden die Transaktionen nicht im Klub statt. Dort trieben sich ja sogar Beamte aus den Calditischen Palästen herum.
Stattdessen trafen wir uns mit ihm in einem entlegenen, von braven Bürgern so gut wie nie frequentierten Urwaldgelände, an einem kleinen Teich voller Tymcalellen.
Das waren Fische, die ein rudimentäres Geflecht aus Para-Staub besaßen und daher rotgolden schimmerten. Nutzlose Tiere, wiewohl hübsch anzusehen. Ich hatte das letzte Wettrennen verloren, daher musste ich die nächste Ladung Flugsalbe besorgen.
Das Geschäft war schnell abgewickelt. Zwei kleine Tiegel und zwei größere Währungseinheiten wechselten den Besitzer.
Xackz, der wusste, dass mir seine Fähigkeiten nicht geheuer waren, verzichtete freundlicherweise auf Tratsch und Scherzworte. Ein kurzer Gruß, dann verschwand er zusammen mit seinen Chaquitten im Dunkel der Nacht. Ich schlenderte, zufrieden vor mich hin glänzend, entlang des Teiches heimwärts, als plötzlich eine Gestalt aus dem Strauchwerk sprang und brüllte: „Halt! Stehen bleiben! Im Namen des Verkünders!"
Der Schreck fuhr mir dermaßen ins Geflecht, dass ich einige Atemzüge benötigte, bis ich den Alten erkannte. Der hielt sich den Bauch vor Lachen. „Na, fühlen wir uns ertappt? Haben wir vielleicht ein schlechtes Gewissen, Anguelita?" Ich brachte kein Wort heraus. Beinahe hätte ich ihm eine Ohrfeige aufgelegt, so erbost war ich. „Und?
Was konntest du ergattern?", brabbelte er ungerührt weiter. „Gelben Windtigerbalsam, rotes Stierflügelfett, schwarzes Kukumberkernöl? Wie sind denn so die Preise heutzutage?"
„Hast du nichts Besseres zu tun", konterte ich zornig, „als in Gebüschen zu lauem und harmlose Spaziergänger zu erschrecken? Du bist offensichtlich noch keineswegs so hinfällig, dass du nicht einer sinnvollen Arbeit nachgehen könntest."
„Das sagst gerade du mir - ein Staubreiter?" Erst jetzt realisierte ich, dass er die Namen bekannter Flugsalben genannt hatte. Nicht unbedingt die der derzeit aktuellsten, aber ...
Meine Wut wandelte sich in Argwohn. „Spionierst du mir eigentlich nach oder was?"
„Hübsche Binden trägst du. Sehen angenehm luftig aus", spöttelte er, meine Frage ignorierend. „Du wirst doch nicht Probleme mit zu hoher Körpertemperatur haben?"
Die teilweise gelochten Angugoles, die mir Meloce geschenkt hatte, bedeuteten so etwas wie ein Heiligtum für mich. Und ja, sie saßen angenehm locker, scheuerten nicht auf der momentan etwas überreizten Haut. Ich fühlte mich durchschaut. Da riss mir die Geduld. „Weißt du was, Alterchen, verarschen kann ich mich selbst. Wenn du etwas von mir willst, dann sag deinen Text, oder sonst flirr ab, ja?"
„Ts, ts. So nassforsch habe ich dich gar nicht in Erinnerung", tadelte er spielerisch. Dann wurde er schlagartig ernst. „Das Gift verheizt dich rascher, als du >Huch< sagen kannst, Junge. Dein Feuer brennt heller dadurch, doch es verbrennt auch schneller."
Er sprach nun leise und eindringlich. „Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich habe selbst einen Calkhoo geflogen. Und zu viele meiner Kameraden an den Goldenen Ritt verloren."
„Papperlapapp! Du träumst wohl. Du und ein Staubreiter? Da wiehern doch die Sandweibchen!" Insgeheim aber glaubte ich ihm. Nicht nur, weil er gewisse Begriffe kannte. In seiner Aura lag mit einem Mal eine immense Abgeklärtheit, Erfahrung, ja Weisheit. Der Goldene Ritt ... Er war Teil des Staubreiter-Mythos.
Leb schnell, stirb jung. Und wenn du spürst, dass du deine Schärfe verlierst, reib dich mit der besten Flugsalbe ein, die du kriegen kannst, und dann... „... spring in die Sonne", vollendete der Alte. Offenbar hatte ich wieder einmal zu laut gedacht.
Konnte es einen schöneren Tod geben? Meloce und ich hatten einander geschworen, es gemeinsam zu tun, wenn unsere Zeit gekommen sein sollte. „Du jedenfalls", versetzte ich barsch, „bist nicht gesprungen."
„Nein, bin ich nicht. Ich bin
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