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2170 - Das Reich der Güte

Titel: 2170 - Das Reich der Güte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nämlich von Ritt zu Ritt nicht nur schneller geworden, sondern auch klüger." Das saß. Ich rannte davon, bevor er sehen konnte, wie die Scham aus den Löchern meiner sündteuren Designer-Angugoles hervorglühte.
    Bald hatte ich die Bedenken, die der Alte in mir geweckt hatte, wieder weggesteckt.
    Mein Leben mit Meloce und den Calkhoos ging weiter wie gehabt, von Ritt zu Ritt, von Rausch zu Rausch. Wenn wir nicht flogen, hingen wir in Klubs ab, von deren Existenz die meis ten Caldomians nicht die geringste Ahnung hatten. Längst stand ich mit den anarchistischen Philosophen, die in den Extrazimmern Hof hielten, auf vertrautem Fuß. In manchen der Gesprächsrunden, an denen ich teilnahm, trugen die Guyar nur ein einziges Angugol.
    Diskutiert, und zwar heftig, wurde über VAIA und die Welt. „VAIA ist tot", donnerte einer der Wortführer, ein nur etwa einen Meter großer Schlomm. „Mehr noch: Sie hat nie wirklich gelebt, sondern ist ein Konstrukt, welches das Machtgefüge innerhalb der acht Galaxien zu Gunsten der Guyaam stabilisieren soll. Kein persönlicher Angriff gegen die hier Anwesenden intendiert." Schlomme waren selten in Tradom, ihr Ursprungsplanet unbekannt. Möglicherweise stammten sie aus einer der anderen Galaxien.
    Die kleinwüchsigen, finster wirkenden Humanoiden galten als begnadete Denker und Techniker, den Vaianischen Ingenieuren auf manchen Gebieten nahezu ebenbürtig.
    Beliebt waren sie nicht; man sagte ihnen nach, keine Spur von Humor zu besitzen, kalte Logik und mitleidlose Vernunft über alles zu setzen. Zudem stanken sie. Ihr stechender Körpergeruch, der Stechmücken und Aasfliegen anlockte, wurde von den meisten anderen Spezies als nur schwer erträglich empfunden. Kein Wunder, dass dieser Schlomm - er weigerte sich, seinen Namen preiszugeben - Zuflucht bei anderen Außenseitern der calderischen Gesellschaft gesucht und gefunden hatte. „Warum", fuhr er fort, „wird der Posten des so genannten Verkünders seit Anbeginn der Zeitrechnung von einem Leuchter eingenommen? Weil die Heilige Mutter VAIA das so will. Aha. Damit lässt sich natürlich alles rechtfertigen. In Wirklichkeit dient es der dominierenden Stellung des Lichtvolks."
    „Mag sein", warf Felandergast Ozzyra ein, eine Renhazsche Philosophin, die sich mit dem Schlomm schon manches Wortgefecht geliefert hatte. „Aber der Verkünder ist keineswegs ein absolutistischer Herrscher, sondern der Vollversammlung der Repräsentanten aller acht Galaxien sowie ihrer jeweiligen Völker, lokalen Systeme und autonomen Einzelsektoren verantwortlich."
    „Und wo tagt diese Versammlung?"„In der Sphärenstadt der Diplomaten, klar", gab Felandergast zu. „Aber das hat einen guten Grund: Die Calditische Sphäre ist der sicherste Ort der ganzen Thatrix."
    „Exakt. Und nur zugänglich, wenn die Guyar dies wollen. Was für ein zufälliger, unbedeutender Nebeneffekt!", rief der Schlomm zynisch. „Dennoch. Der Verkünder spricht für VAIA..."
    „... also für sich selbst ..."
    „Sagst du. Jedenfalls ist er zwar der oberste Repräsentant der Superintelligenz und in ihrem Sinne handelnder Hochrang-Bevollmächtigter des Reichs des Glücks als Ganzes. Doch gründen sich seine Funktion und seine Machtposition in erster Linie auf das Wohlergehen und Einverständnis aller Mitgliedsvölker der Thatrixdruum."
    „Ja, ja. Das hat nicht das Geringste damit zu tun, dass er zugleich Oberkommandierender der mit Abstand größten militärischen Macht ist, nämlich der AGLAZAR-Schlachtschiffe, oder? Welche wiederum ausschließlich von Leuchtern geflogen werden - weil ja nur diese die Tymdits bedienen können. Träum weiter, Felandergast!"
    „Der Träumer bist du", versetzte die Renhaz. „Wie soll die anarchistische Gesellschaft, von der du immer schwafelst, in einem derart großen Galaxienverbund funktionieren?"
    „Indem sie sich auf Basis der reinen Vernunft neu gründet", antwortete der Schlomm. „Indem sie das pseudoreligiöse Brimborium ein für alle Mal über Bord wirft. Und die ewige Geheimnis krämerei dazu!" Damit sprach er. etwas an, worüber sich auch andere Gesprächsteilnehmer regelmäßig echauffierten: dass beispiels weise kaum jemand wusste, was in den Calditischen Palästen eigentlich vorging.
    Oder wie, wann und wo der Verkünder seine Anweisungen von VAIA erhielt. „Erscheint sie ihm im Traum? Oder besucht er sie einmal pro Thadrin, am >Heilige-Mutter-Tag