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2170 - Das Reich der Güte

Titel: 2170 - Das Reich der Güte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schlomm. „Er ist zwar in aller Munde, doch - hat ihn jemand von euch schon einmal gesehen?"„Er kommt immer wieder in Nachrichtensendungen vor", widersprach Felandergast. „Na bravo. Und wen oder was sieht man da? Einen durchschnittlichen Guyar, verhüllt von Kopf bis Fuß. Das könnte jeder sein. Wer von der calditischen Mafia gerade Zeit hat."
    „Gibt es denn keine Tymvid-Aufnahmen von Ijotha?", fragte ich erstaunt. „Die paramechanischen Felder müssten seine Aura doch eindeutig erkennbar wiedergeben."
    „Das ist es ja eben. Keine einzige. Nur herkömmliche Halos. Warum wohl?"
    „Aus Sicherheitsgründen?", argumentierte die Renhazsche Philosophin schwach. „Pah!"
    „Das stimmt nicht", meldete sich Meloce erstmals zu Wort. „Einige seltene Tymvids existieren. Ich selbst habe eines in meinem Besitz. Fragt mich nicht, woher und was ich dafür bezahlt habe."
    „Davon hast du mir nie erzählt", flüsterte ich ihr ins Ohr. „Sollte ein Geschenk für dich sein, Bauer. Weil du ja früher immer so vom Verkünder geschwärmt hast. Aber inzwischen hast du das Interesse an ihm verloren, darum habe ich dir dann doch lieber die Angugoles gekauft."
    „Können wir dieses Tymvid sehen?", fragte einer der anderen Guyar in der Runde. „Sicher. Warum nicht?" Meloce kramte in ihrer Tasche. „Unnötig. Was sollte das beweisen?", äußerte sich der Schlomm abfällig. Doch er wurde von den anwesenden Leuchtern überstimmt, die sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten. Mit Hilfe ihres Servos überspielte Meloce die Daten aus dem kleinen Speicherkristall in die Projektionsvorrichtung des Extrazimmers. Jemand löschte das Licht. Die Aufnahme war einige Thadrin alt und von schlechter Qualität. Es ging um einen seit längerer Zeit schwelenden Konflikt zwischen einigen Valenter-Volksgruppen, der auf Vermittlung Ijo tha Hyndalins endlich hatte beigelegt werden können.
    Offenbar war es jemandem gelungen, eine Tymvid-Kamera in den Saal zu schmuggeln, in dem das Festbankett zu Ehren des Verkünders stattfand. Nun sah man ihn in Großaufnahme. Ob er selbst so schwankte oder das Bild, ließ sich nicht erkennen. Seine Aura jedoch war einwandfrei zu lesen.
    „Spinnst du?", fragte Meloce, die mir nachgegangen war, nachdem ich Hals über Kopf das Hinterzimmer verlassen hatte. „Was ist denn plötzlich in dich gefahren?"
    „Still", sagte ich bebend. Und ins Mikrofon meines Servos: „Tirotu, bist du das? Ja, hier Anguela, Anguela Kulalin. Genau. Höre: Ich will den Verkünder sprechen. So schnell wie möglich, nein: sofort!"
    „Mein Bauer ist verrückt geworden", hauchte Meloce entgeistert. Ich ignorierte sie. „Tirotu? Ja, ich meine das ernst. Sag Keepige, deiner Vorgesetzten, der Verkünder weiß verdammt gut, worum es geht. Wir sind alte Bekannte."
     
    14.
     
    Schlüsse und Eröffnungen
    521. Burd 5518 Tha
     
    Wir trafen uns am selben Teich. Ijotha Hyndalin hatte seine Streuner Verkleidung in den Palästen gelassen, nicht aber die Stöcke. Er trug nun saubere, schmucklose, doch aus teurem Material hergestellte Angugoles. Und ein Lächeln, das er wohl für gewinnend hielt. In den vergangenen beiden Burdrin hatte ich mir wieder und wieder ausgemalt, wie ich ihm gegenübertreten würde. Hunderte verschiedene Begrüßungen und Gesprächsanfänge hatte ich ent- und wieder verworfen.
    Mein Zorn darüber, manipuliert worden zu sein, als ahnungsloses Spielzeug missbraucht wie eine Chaquitte, war dabei langsam der einen mir schier den Kopf und das Geflecht sprengenden Frage gewichen, die ich ihm nun entgegenschleuderte. „Warum?" Der Verkünder setzte sich auf einen Felsblock. Er sprach einen kaum hörbaren Befehl, worauf .sich eines seiner sechs Angugoles aufwickelte und Kopf und Schultern entblößt wurden. Ijotha war sehr alt. Dies zumindest hatte er mir nicht vorgegaukelt. „Lass mich zuerst sagen, dass ich dich lieber selbst über meine wahre Identität aufgeklärt hätte. Andererseits ist, dass du es vorzeitig und von alleine herausgefunden hast, bereits Teil meiner Antwort: weil du so talentiert bist. Deine Veranlagungen übersteigen möglicherweise sogar die meinen."
    „Und das gibt dir das Recht, dermaßen radikal in meinen Lebensweg einzugreifen? So einschneidend, dass ich selbst nicht mehr weiß, welche Entscheidung meine ureigenste war und welche von dir vorgegeben?"
    „J a", sagte der Verkünder schlicht.
    In den Calditischen Palästen, erzählte er, war man schon früh auf mich aufmerksam geworden.

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