2171 - Inquisition der Vernunft
Gestalt trat ein. Erst auf den zweiten Blick war zu erkennen, dass es sich um einen Roboter handelte.
Der Besucher war etwa zweieinhalb Meter groß. Dabei war sein metallischer Körper schlank. Seine ungewöhnliche Ausstrahlung fesselte die Valenter augenblicklich an sich. Es war eine Ausstrahlung, wie man sie im Kosmos nicht oft zu spüren bekam - eine bedrohliche Aura. Jedem der Konferenzteilnehmer war augenblicklich klar, dass es ebenso sinnlos wie undenkbar gewesen wäre, sich dieser Erscheinung zu widersetzen. Die Valenter konnten sich der Faszination nicht entziehen, die von dem Besucher ausging. Auch Ohl Tulpo wurde eindeutig davon erfasst, wenngleich er der Einzige im Raum war, der einigermaßen die Kontrolle über sich behielt.
Alle anderen hatten das Gefühl, aus der Realität herausgerissen und von dem Hauch einer höheren Dimension gestreift zu werden. Der Atem des Kosmos schien sie zu streifen. „Das ist Cairol" ,stellte der Moro-Rihjotto den Besucher vor. „Er wird uns helfen." Der Roboter drehte den leicht vorgestreckten Kopf langsam hin und her, wobei er jeden einzelnen der Valenter fixierte. Seine Blicke waren von durchdringender Schärfe; wer sie auf sich gerichtet fühlte, hörte unwillkürlich auf zu atmen. Selbst Ohl Tulpo spürte, wie sich Kälte in seiner Brust breit machte und bis zu seinem Herzen vordrang. Furcht kam allerdings nicht auf. Er hatte den Kontakt zu Cairol aufgenommen. Mit ihm zusammen wollte er den Kampf aufnehmen. „Ich bin ein Gesandter der kosmischen Ordnungsmächte", verkündete Cairol. Er sprach mit kalter Automatenstimme in der Sprache der Thatrix-Zivilisation. Dabei krümmte er den Hals nach vorn, ähnlich wie ein Vogelwesen. „Ein Gesandter jener Kosmokraten, die entsprechend dem Vertrag von Tradom in dieser Galaxis niemals wieder aktiv werden dürfen."
„Man wird sich darüber hinwegsetzen müssen", sagte Goras Thon' leise. „Wir haben nicht die Absicht, mit eigenen Truppen militärisch einzugreifen", fuhr der Roboter fort, als habe er die Bemerkung nicht gehört. „Allerdings haben wir, meine Gefolgsleute .und ich, sehr wohl das Potenzial der Unzufriedenheit ausgemacht. Wir gedenken, hier unterstützend tätig zu werden." Für die Valenter hörten sich diese Worte wie eine Ausrede an, doch das störte sie nicht. Sie vertrauten Ohl Tulpo. Sie glaubten ihm, dass er Vorgespräche mit Cairol geführt hatte und genau wusste, was er wollte und was zu erreichen war. „Zunächst schirme ich diese Versammlung vor VAIA ab. Keiner von euch muss befürchten, dass die Heilige Mutter der Thatrix-Zivilisation auch nur ein einziges Wort von dieser Besprechung espert", verkündete Cairol. „Das ist jedoch noch nicht alles. Wenn es tatsächlich zu einem Aufstand kommt, werde ich mich um die Vaianischen Ingenieure kümmern."
Goras Thon' wollte fragen, was mit kümmern. gemeint war, verkniff sich aber die Frage. Keiner der Valenter zwei felte an den Worten Cairols. Alle waren .sicher, dass die technischen Mittel der Kosmokraten ausreichten, um der Superintelligenz VAIA Paroli zu bieten. „Die Frage ist, ob ihr euch zutraut, Tradom unter diesen Umständen im Handstreich zu nehmen", sagte der Roboter, wobei er erneut in die Runde blickte. „In einem solchen Fall werden die Valenter Teil einer Koalition sein, die aus weiteren Partnern bestehen wird."
„Welche Rolle werden wir Valenter dabei spielen?", fragte Tulpo.
„Jedenfalls keine Führungsrolle" ,antwortete der Roboter kühl und akzentuiert. Er ließ Missverständnisse erst gar nicht aufkommen. „Die Valenter werden sein, was sie immer waren - Soldaten, Kämpfer. Ich frage noch einmal: Seid ihr Valenter bereit, in den Kampf zu gehen, wenn es diese Rückendeckung gibt? Darauf will ich eine klare Antwort haben."
„Darüber muss ich nachdenken", entgegnete Goras Thon'. „Gibst du mir die Zeit dafür?"
„Kein Problem."
„Dann beende ich diese Besprechung und löse die Versammlung auf", schlug der Moro-Rihjotto vor. „Ich übernehme es, die anderen zu informieren. In acht Stunden treffen wir uns an gleicher Stelle wieder. Dann erwarte ich eine Entscheidung." Goras Thorr wartete, bis alle außer Ohl Tulpo und Cairol den Raum verlassen hatten. „Ich setze voraus, dass du dich bereits festgelegt hast", sagte er. „Damit liegst du richtig."
„Dann sage ich dir hiermit, dass ich mich ebenso festlege. Ich bin an deiner Seite." Die beiden Männer blickten sich in die Augen. Beide wussten, dass sie sich aufeinander
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