2182 - Der THOREGON-Plan
Sie riss die Arme hoch, presste die vier Hände auf ihren Schädel und brach gurgelnd zusammen. KABBAS Leben verströmte.
Es war ein Aufgluten, eine gigantische mentale Sturzflut. Zwischen den Helioten brach der Weltraum in flackernden Eruptionen auf, entstand ein Meer wirbelnder, tobender Energien, die Räume und Dimensionen verblassen ließen. Für einen Augenblick schien das Nichts die Helioten zu verschlingen, sprang die Schwärze des PULSES von den Schirmen herab wie ein unheimlicher Sog. Die Zeit schien stillzustehen. Wir sterben, durchzuckte es Anyante, aber diesmal für immer. Dann erst fegte die wirkliche Schock welle heran. Le Anyante hörte sich schreien, während die anderen haltlos zusammenbrachen. Sie taumelte, stürzte in ein gigantisches Schwarzes Loch. Ringsum nur noch die Lichtspuren explodierender Sterne, ein letztes Aufglimmen ...
Qualvolle Stimmen. Tausende. Millionen. Sie wisperten, raunten, brüllten.
Stimmen, die einst intelligenten Wesen gehört hatten, voll Zuversicht und großer Pläne. Sie hatten eine neue Stufe der kosmischen Evolution erklommen, vergeistigt und zur Wesenheit geformt. Voll Zuversicht, Kriege und Leiden hinter sich zu lassen, sich einer neuen Aufgabe .öffnend, Beschützer und Mentor für zaghaft tastendes Leben. Dann der Absturz, die Enttäuschung. Allein gelassen und verraten. Stimmen ... Schicksale ... Sie wurden leiser, verebbten.
Sie verwehten in der Unendlichkeit. Irgendwo in der Schwärze ein winziges Glimmen, ein flackernder Lichtschein, der neue Konturen gebar. Ein vertrautes Umfeld. Die Zentrale. Wimmernd wälzte Anyante sich herum und versuchte sich aufzurichten. Aber sie knickte in den Vorderbeinen ein. „Stell dich nicht so an!" Vier brutal zupackende Hände zerrten sie in die Höhe. Es war Curcaryen. „Wir haben es überstanden." Sein heißer Atem schlug ihr entgegen. „Selbst auf Tulacame 2 wurde KABBAS Tod wahrgenommen. Das sind über acht Lichtjahre." Le Anyante nickte nur schwach, dann brach sie erneut zusammen. Aus weiter Ferne hörte sie noch, dass Curcaryen nach einem Medorobot brüllte.
Sie trugen die Tarnkappen und hatten sich zudem mit Schirmfeldern abgesichert - sie waren endgültig zu Verschwörern geworden. Weil THOREGONS Ziele nicht länger die ihren waren. „Welche Anmaßung!" Nur zwei Worte waren das. Doch sie lähmten und erstickten sogar die angeborene Aggressivität im Keim, diesen Zwiespalt, der seit Urzeiten in den Algorrian steckte. „THOREGON will sein eigenes Nukleotid beherrschen." Jedes Wort Curcaryen Varantirs offenbarte seine Ohnmacht. „Er stellt sich mit den Kosmokraten auf eine Stufe. Das ist nicht mehr Evolution, sondern Größenwahn." Zuerst der Fehler, weitere Thoregons zu gründen. Als würden mit den Hohen Mächten geschlossene Verträge für alle Zeit verlässlich sein. Schon mit dem Vorstoß über die Grenzen des eigenen Bereichs hinaus hatte THOREGON die Sicherheit seiner Völker aufs Spiel gesetzt. Das tat er nun zum zweiten Mal in noch extremerem Ausmaß. Egal, welcher höchst brisanten Planung die Superintelligenz mit der Erschaffung des Analog-Nukleotids folgte, diese Provokation der Kosmischen Ordnungsmächte konnte nicht nur, sie musste tödliche Folgen nach sich ziehen. „Wir dürfen nicht erwarten, dass die Kosmokraten zwischen Schuldigen und Unschuldigen unterscheiden werden", sagte ein Techniker. „Deshalb müssen wir den Sternhaufen und den PULS verlassen."
„Können wir das wirklich?
Wird die Superintelligenz das hinnehmen?"
„Bei allen Problemen, die sich stellen, THOREGON hat bestimmte moralische Werte stets geachtet", sagte Le Anyante. „Nie haben sich seine Aktionen gegen uns gewendet, wir waren vom ersten Tag an seine Freunde."
„Das hilft uns nicht weiter."
„Vielleicht doch. Wir können wenigstens hoffen, dass THOREGON seine Fehler erkennt und einen Sinneswandel vollzieht. Als Freunde müssen wir ihm helfen, auf den richtigen Weg zurückzufinden."
„Er wird uns nicht anhören. Weder uns noch die anderen Völker."
„Aber er braucht uns", beharrte Anyante. „Wenn wir ihm die Gefolgschaft verweigern, wird es keine Kapseln geben, die einen Flug durch das Nukleotid ermöglichen."
„Was schlägst du vor?" Le Anyante warf einen eindringlichen Blick in die Runde. Sie spürte die Anspannung aller ebenso wie ihre Hilflosigkeit. Die Probleme wuchsen ihnen über den Kopf. „Wir setzen STASIS 01 wieder in Betrieb", sagte sie. „Aber wir verändern die Programmierung, damit THOREGON
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