2182 - Der THOREGON-Plan
hervorzustoßen: „Verdammt, das solltest du wissen." Er hatte es so gut wie nie gesagt, weil es nicht nötig gewesen war. Sie hatten sich ohnehin irgendwann als die Liebenden der Zeit gefühlt. „Wenn das so ist, solltest du meine Gründe verstehen", sagte die Algorrian. „Du brauchst mich nicht, Anyante. Du hast mich benutzt und dein Spiel gespielt, so, wie THOREGON uns nur benutzt hat." Curcaryen Varantir warf sich herum und stampfte davon. Seine schweren Tritte waren noch sekundenlang zu hören, dann wurde es still.
Le Anyante hatte das entsetzliche Gefühl, von Hunderten Augenpaaren seziert zu werden. Sie wusste nicht, ob sie einen Fehler begangen hatte, aber sie konnte nicht anders handeln. Sie dachte zurück. Eine Ewigkeit war es her, dass sie Varantir gehasst hatte, den stinkenden und ungehobelten Kerl.
Doch das war schon lange anders. Und jetzt verriet ihr der Schmerz auf der Seele, dass sie ihn nicht verlieren wollte. Sie hatte sich an ihn gewöhnt. Le Anyante wartete. Minutenlang: Aber Curcaryen kam nicht zurück. In seinem Jähzorn war er zu vielem fähig ... ... vielleicht sogar, sich selbst zu töten.
Er konnte nicht wiedergeboren werden, und dann hatte seine eingebildete Qual ein Ende. Le musste eine Entscheidung treffen. „Es bleibt dabei", sagte sie endlich. Ihre Stimme klang so fest, wie sie es selbst nicht geglaubt hätte. „Die ältesten Männer, die dem Tod schon entgegensehen, werde ich zuerst empfangen."
Die Leere tief in ihr war geblieben. In den letzten Monaten hatte sie oft an Curcaryen Varantir gedacht, den Potenzial-Architekten, mit dem sie nicht nur die Erinnerung von Jahrmillionen verband. Er war so spurlos aus Aldarimme verschwunden, als hätte er nie existiert. Vielleicht, dachte Le Anyante endlich, war das besser so. Das Ysalin Magran hatte er nicht berührt. Es reichte für zwei Blöcke, und sie würde einen anderen Algorrian mitnehmen müssen, einen der Jungen, die noch keine Ahnung hatten, wie das Leben wirklich war. Der nicht wusste, was es bedeutete, sich nach Jahrtausenden wiederzufinden, in einem neuen Leben und in einer neuen Gestalt.
Der keine Ahnung vom Multiversum hatte, von der Vielfalt des Lebens da draußen, von Kosmokraten und Chaotarchen...
Manchmal träumte sie, wenn ein alter Algorrian sich in sie verströmte. Aber dann verfluchte sie auch das Schicksal, ohne wirklich zu wissen, warum.
Schließlich kam der Tag, an dem ein stinkender, zerlumpter Algorrian vor ihr stand. Seine Bartententakel zitterten, ihre hellgrüne Farbe war unter einer Dreckschicht verschwunden. Das Tivar-Gewehr in seinen Händen zielte auf ihre Brust. Wortlos schauten sie sich an. Das Gewehr polterte zu Boden. „Du stinkst, du Mistkerl", sagte Le Anyante. Der Algorrian stieß ein dumpfes, kehliges Seufzen aus. „Es ist kalt da draußen ohne dich."
10.
„Jetzt weißt du alles, Zweibein." Curcaryen Varantir gähnte gelangweilt und starrte den Bleichhaarigen an. Mit jeweils zwei Fingern zweier Hände stocherte er zwischen seinen Zähnen herum. „Mehr, als du wissen solltest, Kosmokratenknecht."
„Ich ...", begann sein Gegenüber, unterbrach sich aber selbst. „Ach was", sagte er. „Wir werden uns schon irgendwie zusammenraufen." Varantir ließ ein undefinierbares Ächzen vernehmen. „Nach allem, was wir gehört haben, haben die letzten der alten Algorrian euch damals in Ysalin Magran eingegossen und in der Kammer in Aldarimme verborgen", fasste ein anderer der Fremden zusammen, die mit den Speichelleckern von Mochichi so vertraut waren und das Raumschiff flogen, das vor Jahrmillionen in Segafrendo gekämpft hatte. „Das veränderte Energieniveau sollte ein perfektes Versteck sein, war es aber nicht."
„Und?", machte Varantir lauernd. Ein Seitenblick streifte Le. Verbissen fragte er sich, mit wie vielen Männern sie sich gepaart hatte. Einige der Kinder würden seine Nachkommen sein, aber eben nur einige. „Wir haben von euch bislang so gut wie nichts gehört. Könnt ihr nicht reden? Wollt ihr nicht? Aber gafft uns nicht an, als hättet ihr nie einen Algorrian gesehen."
„Vielleicht beruhigt sich die Situation, wenn jeder mehr vom andern weiß", sagte der, der sich Atlan nannte. Als er redete, registrierte Varantir jedes Wort und versuchte Unstimmigkeiten oder gar Lügen herauszufinden.
Doch falls das Weißhaar die Unwahrheit sagte, tat er es so geschickt wie alle vor ihm. Er sprach davon, dass er wirklich ein Ritter der Tiefe gewesen war, seinen Status aber schon
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